Editorial von Oliver Fahrni, stellvertretender Chefredaktor work
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6.06.2013
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Er liebt Robbenbabies, grobe Verse
und die deutsche Reichskriegsflagge. Kinder weniger, vor allem
nicht ausländische: Oskar Freysinger,
Lehrer, SVP-Nationalrat
und seit kurzem Walliser Erziehungsdirektor.
Er provozierte mit
der Ankündigung, die Schulen
seines Kantons sollten keine Kinder
von Sans-papiers mehr unterrichten.
Es sei Aufgabe der Lehrer,
sie bei der Polizei zu denunzieren.
HOPP UND HOPP. Freysinger nennt das «Informationsaustausch zwischen Staatsstellen». In seinem Fall besonders praktisch: Er ist auch Polizeidirektor. So kann er die Akte der kleinen Leila, 8 Jahre, mit einem Handgriff aus der Ablage «Klasse 3 b» links auf seinem Schreibtisch in die Ablage «Polizeiliche Ausschaffungen» rechts legen. Und hopp marschieren die Uniformen. Hopp wird Leila gepackt und hopp samt Eltern verfrachtet. Der Pissoir-Poet («Blick») der SVP, zugleich Mitglied des serbischen Schriftstellerverbandes, könnte darüber eines seiner Gedichte schreiben. Wem da der Schreck nicht in die Knochen fährt, ist ein Sauhund. Kinder rührt man nicht an. Kinder straft man nicht für ihre Erzeuger. Über Kinder schleicht man sich nicht hinterrücks an die Eltern ran. Kinder verlockt man nicht dazu, bei der Polizei Vater und Mutter zu verraten. Kinder sollen zur Schule gehen können. Um das zu wissen, brauchen wir keine einzige Kinderschutzkonvention: Das ist ein menschliches und zivilisatorisches Minimum.
ASYL. Gewiss, am psychischen Gesundheitszustand ihres obersten Flics zweifelten etliche Walliser schon länger. Anders als sein Mentor Blocher trägt Freysinger etwa an Treffen der Ultragermanen, Ultrachristen, Rassisten, Neofaschisten ungeniert seine Verse vor.
Aber das ist zu einfach. Es tummeln sich immer mehr Freysingers in der Schweizer Politik. Sie wollen uns dazu verführen, am Wochenende das Asylrecht scharf zu beschneiden.
Nun sagt Freysinger, er habe dies alles so nicht gemeint. Die schlimmen Medien hätten ihm das untergeschoben. Ihm gehe es allein um das Wohl der Kinder. Darum sollen sie der Polizei gemeldet werden.
Wo haben wir so etwas Ähnliches schon gehört? SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga begründete ihre Asylgesetzverschärfung gegen die Schwächsten unter den Flüchtlingen: mit «Respekt für den Asylgesuchsteller».
work, 6.06.2013
HOPP UND HOPP. Freysinger nennt das «Informationsaustausch zwischen Staatsstellen». In seinem Fall besonders praktisch: Er ist auch Polizeidirektor. So kann er die Akte der kleinen Leila, 8 Jahre, mit einem Handgriff aus der Ablage «Klasse 3 b» links auf seinem Schreibtisch in die Ablage «Polizeiliche Ausschaffungen» rechts legen. Und hopp marschieren die Uniformen. Hopp wird Leila gepackt und hopp samt Eltern verfrachtet. Der Pissoir-Poet («Blick») der SVP, zugleich Mitglied des serbischen Schriftstellerverbandes, könnte darüber eines seiner Gedichte schreiben. Wem da der Schreck nicht in die Knochen fährt, ist ein Sauhund. Kinder rührt man nicht an. Kinder straft man nicht für ihre Erzeuger. Über Kinder schleicht man sich nicht hinterrücks an die Eltern ran. Kinder verlockt man nicht dazu, bei der Polizei Vater und Mutter zu verraten. Kinder sollen zur Schule gehen können. Um das zu wissen, brauchen wir keine einzige Kinderschutzkonvention: Das ist ein menschliches und zivilisatorisches Minimum.
ASYL. Gewiss, am psychischen Gesundheitszustand ihres obersten Flics zweifelten etliche Walliser schon länger. Anders als sein Mentor Blocher trägt Freysinger etwa an Treffen der Ultragermanen, Ultrachristen, Rassisten, Neofaschisten ungeniert seine Verse vor.
Aber das ist zu einfach. Es tummeln sich immer mehr Freysingers in der Schweizer Politik. Sie wollen uns dazu verführen, am Wochenende das Asylrecht scharf zu beschneiden.
Nun sagt Freysinger, er habe dies alles so nicht gemeint. Die schlimmen Medien hätten ihm das untergeschoben. Ihm gehe es allein um das Wohl der Kinder. Darum sollen sie der Polizei gemeldet werden.
Wo haben wir so etwas Ähnliches schon gehört? SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga begründete ihre Asylgesetzverschärfung gegen die Schwächsten unter den Flüchtlingen: mit «Respekt für den Asylgesuchsteller».
work, 6.06.2013