Kolumbien: Ein Narcooberst

Dienstag, 11. November 2014



Das kolumbianische Departement Cauca ist ein zentraler Schauplatz im Krieg zwischen den Truppen des Regimes (inklusive der Paramilitärs) und den Guerillaverbänden. Und immer wieder gibt es Nachrichten, wonach die Sicherheitskräfte grosse Mengen Kokain von den FARC erbeutet hätten. Zwischendurch irrlichtern derartige Meldungen auch in hiesigen Medien umher.
Einer, der in der letzten Zeit bei der Schaffung solcher „News“ eine wichtige Rolle gespielt hat, ist Oberst Néstor Maestre, Vizechef der Polizei des Departments Cauca. Der Mann hat, wie die kolumbianische Regimezeitung El Tiempo dieser Tage berichtet, eine Superkarriere absolviert: wichtiger Offizier im Polizeigeheimdienst Dipol, Mitglied einer Spezialgruppe der Kripo zur Bekämpfung des Drogenhandels,  Chef der Drogenpolizei in einer der wichtigsten Handelsgrossregionen an der Karibik und schliesslich Vizepolizeichef im neuralgischen Department Cauca. In einem weiteren Artikel präzisiert das Blatt, dass Maestre, der in der Kripo in der Antiterrorismusabteilung gearbeitet hatte,  „Mitglied der Eliteeinheiten war, die Sonderoperationen und Ermittlungen zusammen mit der DEA durchführten“
Maestre

Wegen einer Sonderoperation sitzt der Mann zusammen mit anderen Mittätern, darunter mehreren anderen Polizisten, seit dem 31. Oktober 2014. Wegen eines Transports von 7 Tonnen Kokain durch halb Kolumbien und ihrer Verschiffung nach Europa. Sagen Ermittlungsbehörden und die DEA. Laut El Heraldo könnten auch Polizeigeneräle in die Affaire involviert sein. Das alles sieht der nationale Polizeichef anders: „General Palomino glaubt, es handle sich nur um eine Nachlässigkeit bei der Kontrolle der Containers mit Drogen. Was niemand erklärt, ist, wie Maestre sich in der Institution hat halten können, wenn er doch seit 2002 unter Verdacht stand wegen Beziehungen zur Mafia und dem unerklärlichen Wachstum seines Vermögens“ (id.).
Aus den kolumbianischen Presseberichten wird klar, dass Maestre von jenen Offizieren gefördert wurden, die der früheren Regierung von Uribe und dessen Vize Santos, heute Präsident, nahestanden. Etwa von Polizeigeneral Santoyo, der Sicherheitschef von Ex-Präsident Uribe gewesen war und 2012 in den USA wegen Zusammenarbeit mit den Paras und dem Drogenhandel verurteilt wurde. Santos und Uribe pflegen heute einen öffentlichen Disput auszutragen, gut möglich, dass Maestres Auffliegen damit zusammenhängt. Interessant die DEA, die dabei  offenbar auch mitmischte, aber während Jahren eng mit dem seit 2002 unter Drogenhandelsverdacht stehenden Topbullen Sonderoperationen durchgeführt hatte.
Die Liste der aufgeflogenen Maestres und Santoyos ist lang. Das tut ihren Institutionen keinen Abbruch. In Lateinamerika bilden sie im US-Auftrag Polizeien und Armeen im Kampf gegen den „Narco-Terrorismus“ aus.