Das kolumbianische Departement Cauca ist ein zentraler
Schauplatz im Krieg zwischen den Truppen des Regimes (inklusive der
Paramilitärs) und den Guerillaverbänden. Und immer wieder gibt es Nachrichten,
wonach die Sicherheitskräfte grosse Mengen Kokain von den FARC erbeutet hätten.
Zwischendurch irrlichtern derartige Meldungen auch in hiesigen Medien umher.
Einer, der in der letzten Zeit bei der Schaffung solcher „News“
eine wichtige Rolle gespielt hat, ist Oberst Néstor Maestre, Vizechef der
Polizei des Departments Cauca. Der Mann hat, wie die kolumbianische
Regimezeitung El Tiempo dieser Tage berichtet, eine Superkarriere absolviert:
wichtiger Offizier im Polizeigeheimdienst Dipol, Mitglied einer Spezialgruppe
der Kripo zur Bekämpfung des Drogenhandels, Chef der Drogenpolizei in einer der
wichtigsten Handelsgrossregionen an der Karibik und schliesslich
Vizepolizeichef im neuralgischen Department Cauca. In einem weiteren Artikel präzisiert
das Blatt, dass Maestre, der in der Kripo in der Antiterrorismusabteilung
gearbeitet hatte, „Mitglied der Eliteeinheiten war, die Sonderoperationen und
Ermittlungen zusammen mit der DEA durchführten“.
Maestre |
Wegen einer Sonderoperation sitzt der Mann zusammen mit
anderen Mittätern, darunter mehreren anderen Polizisten, seit dem 31. Oktober
2014. Wegen eines Transports von 7 Tonnen Kokain durch halb Kolumbien und ihrer
Verschiffung nach Europa. Sagen Ermittlungsbehörden und die DEA. Laut El
Heraldo könnten auch Polizeigeneräle in die Affaire involviert sein. Das alles
sieht der nationale Polizeichef anders: „General
Palomino glaubt, es handle sich nur um eine Nachlässigkeit bei der Kontrolle der
Containers mit Drogen. Was niemand erklärt, ist, wie Maestre sich in der Institution
hat halten können, wenn er doch seit 2002 unter Verdacht stand wegen Beziehungen
zur Mafia und dem unerklärlichen Wachstum seines Vermögens“ (id.).
Aus den kolumbianischen Presseberichten wird klar, dass Maestre
von jenen Offizieren gefördert wurden, die der früheren Regierung von Uribe und
dessen Vize Santos, heute Präsident, nahestanden. Etwa von Polizeigeneral Santoyo,
der Sicherheitschef von Ex-Präsident Uribe gewesen war und 2012 in den USA
wegen Zusammenarbeit mit den Paras und dem Drogenhandel verurteilt wurde.
Santos und Uribe pflegen heute einen öffentlichen Disput auszutragen, gut
möglich, dass Maestres Auffliegen damit zusammenhängt. Interessant die DEA, die
dabei offenbar auch mitmischte, aber
während Jahren eng mit dem seit 2002 unter Drogenhandelsverdacht stehenden Topbullen
Sonderoperationen durchgeführt hatte.
Die Liste der aufgeflogenen Maestres und Santoyos ist lang. Das
tut ihren Institutionen keinen Abbruch. In Lateinamerika bilden sie im
US-Auftrag Polizeien und Armeen im Kampf gegen den „Narco-Terrorismus“ aus.