Aktuell, 1h nachts Schweizer Zeit: Stets mehr Truppen der
Eliteeinheiten der Polizei, Cobras, und der Policía Nacional strömen im
Hauptquartier der Cobras in Tegucigalpa zusammen und versichern, sich nicht als
Mörder ihres Volks missbrauchen zu lassen. Gleichzeitig protestieren sie gegen
die Nichtauszahlung des 13. Der Internet-TV-Sender des Regimeblatts La Tribuna
überträgt zur Zeit live von dort. Laut Aussagen eines LT-Journalisten, schon zu
Zusammenstössen zwischen Ordnungskräften gekommen zu sein. Ein Polizeichef versichert,
ein Teil der Truppen sei Fehlinformationen aufgesessen, das Problem würde im
Dialog gelöst. Allerdings zeigen die Live-Bilder das Ankommen neuer Einheiten,
die sich dem Protest der brazos caídos,
dem Streik, anschliessen. Vor der Kaserne stehen die Leute der Allianz gegen
die Diktatur und rufen: El pueblo unido no será vencido… Nach Angaben der LT
ist diese Aktion nicht auf die Hauptstadt beschränkt. Offen ist derzeit, wie
sich die Armee inkl. Militärpolizei verhält.
Bisher waren nach Polizeiangaben über 700 Leute wegen
Missachtung der Ausgangssperre gefangen genommen worden. Jetzt aber musste das Regime
vor einer Viertelstunde die Sperre um 2 Stunden auf 8 h nachts (3h morgens
hier) verschieben – warum? Weil die Leute überall auf den Strassen sind!
Seit Tagen hören wir Berichte, dass der Widerstand gegen den
Wahlbetrug und die Repression sehr breit und stark sei, grösser als 2009 gegen
den damaligen Putsch. Gestern fanden in Tegucigalpa und San Pedro Sula riesige
Demonstrationen statt, dito offenbar auch in anderen Städten. Immer wieder hört
man: «Perdimos el miedo», «wir haben die Angst verloren».
Offenbar sehen das auch die Beobachtermissionen der OAS und
der EU so. Während die OAS gerade einen ersten Bericht herausgegeben hat mit
teilweise eindeutigen Falschmeldungen und -Kommentaren, spricht sie sich aber
für die Erfüllung zentraler Forderungen der Allianz aus: Kontrolle der Auszählung
der über 5000 Wahlakten, die nicht über das von den Parteien einsehbare System direkt
von den Wahlzentren ins Rechenzentrum des Wahlgerichts mit Kopie an die
Parteien übermittelt wurden, sondern ohne Parteibeobachtung in einer Dépendance
des Wahlgerichts prozessiert wurden – und den «Sieg» von JOH ergaben. Auch die
Koordinatorin der EU-Mission, Marisa Matias, hat sich heute in einer Pressekonferenz deutlich dafür
ausgesprochen.
Leute, das sind spezielle Momente!