(zas, 5.2.20) Assange…? Klar, Wikileaks, aber auch ein
Vergewaltiger, ein Putinfan (und seither ist Wikileaks ein „war vielleicht mal
was“). So der Tenor im Mainstream und in nicht wenigen progressiven Medien. Und
wie sich der Macho in der ecuadorianischen Botschaft aufgeführt hat – es war
nötig, dass besonders Kompetente eine Kurzanalyse der Psyche des Typs
schrieben. Unter Verwendung beliebiger Wahrheiten, die jene verbreiteten, die
mit Wikileaks wegen Folter, Kriegsverbrechen oder Korruption Probleme bekamen.
Auch seine fanatische Rücksichtslosigkeit wurde uns etwa dank eines Artikels in
der WoZ bekannt, in dem wir erfuhren, wie der Typ Chelsea Manning verheizt hat.
(Nur komisch, dass sie wieder in US-Haft sitzt, weil sie sich weigert, Assange
in die Pfanne zu hauen.) Gut, bekamen wir solche Aspekte gefüttert, sonst
hätten wir ja in jenen Tagen der Aushändigung von Julian Assange an den
britischen Staatsschutz an so etwas wie einen solidarischen Aufschrei denken
können. Nützlich auch, in diesem Zusammenhang den Hinweis in der WoZ lesen zu
dürfen, Geheimhaltung brauche gar nicht schlecht zu sein, was eine Platitude
zum wohl dosierten Antidot gegen übereilte Solidarität machte und die krasse
Menschenrechtsverletzung der ecuadorianischen und britischen Regimes auf ihre
angebrachte Dimension von einem unter vielen Elementen im interessanten Für und
Wider Assange brachte. Selbst seither, als sich in linkeren Medien, auch in der
WoZ (und sogar spärlich im Mainstream) doch eine etwas ehrlichere Sichtweise
durch setzte, wurden aus Unwissen heraus immer noch viele Elemente der Lüge
übernommen. Einiges konnte man wohl nicht besser wissen, aber eines schon: Die
Gegenseite lügt permanent. Ihr gegenüber höchstes Misstrauen walten zu lassen,
wäre keine Aufforderung zur herkulischen Tat, sondern ein Gebot des kritischen
Verstands.
Das wichtige Interview von Daniel Ryser mit dem
UNO-Sonderberichterstatter Nils Melzer ist auf republik.ch
zu finden, kopiert hier.