USA: Einheitskasse gegen Massenmord

Sonntag, 23. Februar 2020


(zas, 23.2.20) Auch hierzulande wird die Sabotage an den sozialen Aspekten des Gesundheitswesens intensiviert. Ein Blick in die USA ist auch deshalb ratsam.
Letzten Mittwoch brachte Democracy Now ein Interview mit Allison Galvani von der Yale School University. Sie hatte eine Gruppe von Yale-Leuten geleitet, welche den vom fortschrittlicheren Flügel der Demokratischen Partei portierten Vorschlag einer medicare for all, einer Einheitskrankenkasse für alle, untersucht hatte. Tage zuvor hatte die Gruppe ihre Befunde in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht. Kurz zusammengefasst: Die USA-EinwohnerInnen würde $ 450 Mrd. weniger als für den Ist-Zustand bezahlen, und mindestens 68'000 Menschen weniger würden sterben - beides pro Jahr. Fiele Obamacare unter dem Ansturm der reichen Kohorten der republikanischen Partei definitiv weg, wären es sogar 107'000 Menschen, die dank medicare for all dann doch überleben könnten. Wie kamen die ForscherInnen auf die Zahlen der jährlich geretteten Leben? Sie verglichen die Todesfälle unter den 40 Millionen US-BürgerInnen ohne jegliche Krankenversicherung und unter den weiteren 40 Millionen, die viel zu teuer versichert sind, so dass sie die Kasse im Notfall kaum in Anspruch nehmen können, mit den Todesfällen bei jenen Menschen aus gleichen Risikogruppen, die über eine ausreichende Krankenversicherung verfügen.  
Grundsätzlich sind diese Erkenntnisse nicht neu. Doch die Zahlen rütteln auf. Hinter dem Negieren der Zusammenhänge steht mehr als das Warten auf die Resultate einer nächsten von der Versicherungsbranche determinierten «Untersuchung», mehr als Marktseligkeit oder Idiotie – dahinter lauert auch die kalte Entschlossenheit, unnütze EsserInnen zu eliminieren. Was soll die «welfare mother» trotz Diabetes noch leben, wenn sie keinen Profit mehr bringt? Auf diese Spur, auf diese Bejahung von strukturellem Massenmord müssen wir die Reden von VersicherungspolitikerInnen und ihrem akademischen und medialen Anhang mit abklopfen.