El Salvador: Der IWF «hilft»

Dienstag, 21. April 2020


(zas, 21.4.20) Diese Tage bedrängen uns auch alte, aber frisch aufgepepperte Lügen. So etwa die von der Covid-19-Hilfe des IWF an die «armen Länder». Beispiel El Salvador: Am 14. April 2020 sprach der IWF $ 389 Millionen Schnellhilfe für das Land. Wow! Die Regierung des Landes hatte dem Fonds am 4. April 2020 in einem Letter of Intent eine dramatische Austeritätspolitik zugesichert. Kernpunkt: Bis Ende 2024 soll das Budget nach dem jetzt unvermeidlich massiv gesteigerten Defizit ein Plus vor Schuldenzahlungen von 3.5 % beinhalten. Also: «sparen, sparen», um Schulden zu bezahlen. Z. B. mit einer Verkleinerung der Zahl der öffentlichen Angestellten. Und mit neuen Steuern für Kleinbetriebe, vor allem aber eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Die Rede ist sogar von einer Erhöhung der Vermögenssteuer! Aber keine Bange, das wird die Richtigen treffen. Um ihr gelinktes Budget für 2020 durchzubringen, hatte die Regierung mit der Rechtspartei ARENA einen Schuldenerlass für reiche Steuerschuldige vereinbart (darunter viele Multi-Filialen) – rules of the game. Aber vielleicht dürfen etwa Bäuerinnen für ihr Land etwas hinblättern.
Schon erfolgen allererste Umsetzungsschrittchen, mit Corona begründet, claro. Der salvadorianische Finanzminister Nelson Fuentes hat so eben welche dem Parlament vorgelegt.  Es geht um Budgetänderungen. Für die Wasserwerke und die internationale Messe (CIFCO) will er $ 24 resp. $ 2.1 Millionen umleiten, für Löhne, sagt er, und für das Funktionieren. Nein, nicht Investitionen, etwa damit die Armutsgebiete in der Gegend von San Salvador wieder zu etwas geniessbarem Wasser kämen. Natürlich, in der aktuellen Situation ist eine Budgetumorientierung wohl nicht per se falsch. (Wobei die $2 Mrd. Covid-Neuschulden, die das Regime aufnehmen darf, nicht vergessen werden dürfen.) Aber: Wo will die Regierung die Kohle holen? Das Rechtsblatt El Mundo klärt auf: von «Programmen zur Armutsbekämpfung und für die Kriegsveteranen, vom Verteidigungsministerium, von der Verbesserung der Schulinfrastruktur, von der Katastrophenprävention und von Programmen für Naturschutzgebiete, von der Hilfe für Migranten, Kleinst- und Kleinunternehmen und dem Nationalen Sportinstitut».
 Also von Goodies für Wohlstandszeiten. (Beim Posten «Verteidigungsministerium» wäre interessant zu wissen, was gekürzt werden soll. Vielleicht so Ballast wie Kurse in Menschenrechten?)
Wie gesagt, das ist erst ein laues Lüftchen, das den geplanten IWF-Sturm ankündigt. In den Jahren der FMLN-Regierungen durfte der Fonds zwar noch im Rahmen seiner «Kapitel-4»-Berichte seine Evergreens (Rentenkürzung bei Rentenalterserhöhung, Reduktion des Staatsapparates auf das für Repression und Schuldendienstbarkeit Notwendige etc.) anmahnen, aber während Jahren hatten die FMLN-Equipen Verträge mit dem IWF verweigert. Mit der neuen neoliberalen Regierung, nicht erst mit dem Coronavirus, hat sich das geändert.
Und im News-Menü bekommen wir wieder den alten Frass von der IWF-Hilfe an die Armen weltweit serviert. Der IWF, wir wissen es, sind nicht einfach ferne TechnokratInnen in Washington; es sind die hiesigen Regierungen, Zentralbanken und «relevanten» Kapitalgruppen.