Aus: Ausgabe
vom 03.04.2020,
Washington baut Militärpräsenz in der Karibik aus
und droht Venezuela. Maduro weist Aggression zurück
Volker
Hermsdorf
Die USA
haben damit begonnen, ihre Militärpräsenz in der Karibik auszubauen. Der
verstärkte Truppenaufmarsch erfolge, um gegen Drogenkartelle vorzugehen, die
versuchten, die Coronaviruspandemie auszunutzen, teilte die US-Regierung mit.
Zugleich wolle Washington auch verhindern, dass Drogengelder »zur Finanzierung
des Regimes von Nicolás Maduro in Venezuela beitragen«, hieß es.
»Wir
setzen Zerstörer und andere Kriegsschiffe, Flugzeuge und Hubschrauber ein, was
unsere militärischen Fähigkeiten in der Region verdoppelt«, erklärte
US-Präsident Donald Trump am Mittwoch (Ortszeit) im Weißen Haus.
US-Verteidigungsminister Mark Esper kündigte an, dass zusätzliche Streitkräfte
in den östlichen Pazifik, vor allem aber in die Karibik und an die
venezolanische Küste entsendet werden. Die dortigen Operationen werden vom Südkommando
der US-Streitkräfte (Southcom) koordiniert, zu dessen Aufgaben auch die
Kontrolle von Medien- und Internetaktivitäten gehört.
Southcom-Befehlshaber
Admiral Craig Faller hatte bereits am 11. März verstärkte Militäreinsätze »zur
Befriedung der Situation in Venezuela« angekündigt. Nachdem Washington am
Donnerstag vergangener Woche ein Kopfgeld auf Maduro und andere venezolanische
Politiker wegen deren angeblicher Verwicklung in Drogengeschäfte ausgesetzt
hatte, hätten die »Antidrogenoperationen« jetzt an Dringlichkeit gewonnen,
meldete Associated Press (AP) unter Berufung auf Quellen im
Weißen Haus. »Wir werden maximalen Druck ausüben, um den Aktivitäten des Maduro-Regimes
entgegenzuwirken«, bestätigte Trumps Nationaler Sicherheitsberater, Robert
O’Brien, die AP-Information. Kurz darauf drohte der republikanische
Senator von Florida und Vorsitzende des Senatsausschusses für Angelegenheiten
der westlichen Hemisphäre, Marco Rubio: »Diese Aktion sollte für den Diktator
Nicolás Maduro und die Mitglieder seines Regimes Anlass zu ernster Besorgnis
sein.«
Venezuelas
gewählter Präsident bezeichnete die Erklärungen aus den USA als »Aggression und
Einmischung in die inneren Angelegenheiten« seines Landes. Die militärische
Bedrohung sei eine Schandtat und Ausdruck des »verzweifelten Versuchs, die
Aufmerksamkeit von der tragischen humanitären Krise in den USA durch den
unberechenbaren Umgang der Trump-Regierung mit der Coronakrise abzulenken«,
sagte Maduro in einem Telefoninterview bei der Fernsehsendung »Con El Mazo
Dando«.
Der
Staatschef äußerte sich auch zu einem Zwischenfall, bei dem ein unter
portugiesischer Flagge fahrendes Kreuzfahrtschiff am Montag vor der Insel La Tortuga
ein venezolanisches Marineschiff gerammt und versenkt hatte. Die »MS Resolute«
der bereits im Januar in Konkurs gegangenen kanadischen Gesellschaft »One
Ocean« hatte nach der Kollision den Hafen von Willemstad in Curaçao angelaufen,
ohne die 44 Schiffbrüchigen von Bord des gesunkenen Marinebootes zu retten.
Maduro
wies am Mittwoch darauf hin, dass es den Behörden in Curaçao bislang nicht
gestattet worden sei, die »MS Resolute« zu inspizieren und die 160 Personen an
Bord zu identifizieren. Dies bekräftige seinen Verdacht, dass auf dem Schiff
Söldner transportiert worden seien, um Militärstützpunkte in Venezuela
anzugreifen, erklärte der Präsident. Verteidigungsminister Vladimir Padrino
López hatte bereits nach dem Vorfall eine verstärkte Überwachung der Küsten
angeordnet, um die Hoheitsgewässer des Landes vor Eindringlingen zu schützen.