Honduras: Anonymous in der Datenbasis des Wahlgerichts

Donnerstag, 28. November 2013





(zas, 28.11.13) Gestern berichteten die beiden Zeitungen El Tiempo und El Heraldo über Meldungen von Anonymous Honduras, wonach diese Gruppe die Rechner des Wahlgerichts TSE gehackt habe. Anonymous publizierte, so El Tiempo, die IP-Adresse des TSE-Servers und den Software-Code der TSE-Datenbank auf ihrer Twitter-Seite https://twitter.com/LegionHonduras. Anonymous Honduras verweist auch auf ihre Facebook-Seite http://fb.me/VfYr1qcS”. El Tiempo zitiert seinen Informatik-Chef José Carlos Ramos so: "Wenn es sich so verhält, wie die Hacker sagen, kann man auf von jedem beliebigen Punkt in Honduras oder in der Welt aus die Datenbasis zugreifen." Sie "könnte von einem User mit Zugangsprivilegien von ausserhalb des TSE konsultiert und modifiziert werden". El Heraldo zitiert die Gruppe noch mit folgender Warnung: "TSE merkte schon, dass wir über die Anomalien Bescheid wissen, sie ersetzen die Resultate durch die korrekten; aber addieren sie NICHT. Sie machen das nur, damit im Moment, wo sie bestätigen, was wir sagen, es als LÜGE erscheint". Das Blatt schreibt auch: "Ein als @hackatrachos identifizierter Hacker publizierte Fotos, um seinen geheimen Zugriff auf die TSE-Datenbank zu belegen.'ah, ihr wollt Tabellenregister sehen. Klar, stets zu Diensten … #StopFraudeHN @LegionHonduras @SalvadorNasrala pic.twitter.com/GtiBy6dbvm". Auf zwei der angegebenen Seiten gibt es derzeit keinen Zugriff.

Auf http://blackophn.blogspot.ch/2013/11/corrupticion-en-elecciones.html sind viele Angaben zu einem elektronischen Wahlbetrug veröffentlicht, etwa, dass bei gleichem Auszählungsstand der Wahltische die gleiche Stimmenzahl pro Partei in verschiedenen Darstellungen des TSE unterschiedliche Prozentsätze ausmachen – zum Vorteil, versteht sich, der Kandidatur von Juan Orlando Hernández vom Partido Nacional (PN).  

Ein klassisches Element des Rechnungsbetrugs ist auf dieser Youtube-Seite anhand der Bürgermeisterwahl in der Wirtschaftsmetropole San Pedro Sula dargestellt, wo sich der amtierende Amtsinhaber von den Nationalisten und der Kandidat der Antikorruptionspartei PAC angeblich ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. In der vom TSE dann gebrauchten Aufstellung werden dann als Beispiel  aus "74" PAC-Stimmen "4" PAC-Stimmen. Diese Sorte von Betrugsoperationen trifft verschiedene Parteien -  zugunsten des PN.

Der PAC, dessen Kandidat Salvador Nasralla sich überzeugt gibt, dass er die Präsidentschaftswahlen mit Abstand für sich entschieden hat, womit er ziemlich verbogen in der Landschaft steht, hat übrigens die bisherigen Wahlresultate offiziell angefochten und eine Neuauszählung verlangt.

Es hat keinen Sinn, von der Schweiz aus solche schnell wechselnden Vorkommnisse im Einzelnen mitverfolgen zu wollen. Möglicherweise wird es in den nächsten Tagen zu einer systematischen Analyse solcher Tatverhalte kommen. Auf jeden Fall aber sollte klar sein, dass der elektronische Wahlbetrug bestimmt nur eine Facette, und kaum die wichtigste, des Betrugsinstrumentariums darstellt. Neben einem von Grund auf unzuverlässigen Stimmrechtsregister sind wohl die klassischen Mittel des Stimmenkaufs, der massiven Einschüchterung von ganzen Bevölkerungsgruppen bis zu den VertreterInnen von Libre an den Wahltischen, die Übermacht des PN an den Wahltischen dank Aufkaufs der Wahltisch-Ausweise von Kleinparteien u. ä.