Venezuela/Argentinien: Woher ihr Wind weht

Samstag, 20. Februar 2016



(zas, 18.2.16) Als sich das neue, rechts dominierte Parlament in Venezuela konstituierte, liess Ramos Allup, neuer Parlamentspräsident und alter Politiker des pro-imperialen Status Quo, alle Bilder von Chávez und dem Libertador Simón Bolívar aus dem Parlament entfernen. Chávez – nun ja, nachvollziehbar. Aber den Nationalhelden Bolívar? Weil vor einigen Jahren unter Chávez ein venezolanisches/internationales ExpertInnenteam mit den Techniken der modernen Forensik (DNA-Analysen u.v.m.) die Gebeine des verstorbenen Rebellen gegen die Kolonialherrschaft untersuchte und ein neues „Gemälde“ von Bolívar erstellte. Das übrigens einem der ganz wenigen Bildnisse des Libertadors entspricht, das zu seinen Lebzeiten geschaffen wurde. Dieses eine Bildnis war aber nicht das, das in allen Schulbüchern und an den amtlichen Anlässen zirkulierte. Und nicht das, das Ramos Allup schätzt. In einem Video gibt Ramos Allup den Parlamentsarbeitern folgende Anweisung: „Ich will kein Bild hier sehen, das nicht die klassische Darstellung des Libertadors ist. Ich will weder Chávez noch Maduro sehen. Nehm all dieses Zeugs nach Miraflores (Präsidentenpalast) mit oder werft es in den Abfall.“

Die Erklärung des Vorgangs liegt im Wort „klassisch“. Denn im forensisch erstellten Gemälde weist Bolívar, obwohl aus der Oberschicht kommend, ganz leichte negroide Züge auf. In der „klassischen“ Darstellung ist er ein purer spanischer Noble. Eine Urgrossmutter des Libertadors scheint Mulattin gewesen zu sein.
Das "nicht-klassiche" Bild.

Soviel zu der in den hiesigen Medien immer wieder gefeierten Läuterung der venezolanischen Rechten, die sich heute den Armen, in der grossen Mehrheit keine reinen Ladinos/as, zuwende (und diese nicht mehr wie den mulattischen Züge aufweisenden Chávez als Affen tituliere).

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Seit der Militärdiktatur 1976-83 versammeln sich jeden Donnerstag die Madres de la Plaza de Mayo auf eben dieser Plaza in Buenos Aires. Selbst die Militärgorillas mussten sich damals damit abfinden, obwohl sie einige der Mütter umlegten. Gestern versuchten ein paar Bundespolizisten den Madres den Zugang zur Plaza zu verwehren. 

Nun waren die Madres, darunter die bekannten Mariana Moyano und Hebe de Bonafini, nicht allein. Viele Leute kamen zur Unterstützung an. Als Anwälte der Madres den Polizisten das Recht vorbuchstabierten, krebsten diese schliesslich zurück.

Madres auf der Plaza de Mayo
Mag sein, dass die Aktion kein Versuchsballon seitens der neuen Regierung war. Nur Ausdruck des Klimas, das ihr militant autoritärer Kurs im Versuch schafft, die „Wende“ festzuklopfen.