Honduras: „Ihr Volk sang für sie“

Samstag, 5. März 2016



(zas, 5.3.16) Der Mord an der international gut vernetzten indigenen Kämpferin Berta Cáceres hat viele wach gerüttelt. 

Aber er ruft auch die rechten honduranischen Medien, die US-Botschaft in Tegucigalpa, der transnationale Mainstream  auf den Plan - sie alle sprechen jetzt „mit Bewunderung“ von der „Umweltschützerin“. Nun, das war die Frau natürlich, in einem tieferen Sinn als gemeinhin gebräuchlich. Ihr Kampf gegen die Naturzerstörung und Privatisierung der Flüsse und Seen wurzelte eindeutig im Verständnis ihres Lenca-Volks von der Welt als eines lebenden Organismus. Darin wurzelte auch ihr Kampf gegen den Putsch, gegen Imperialismus, gegen Sexismus, gegen Kapitalismus. Die Botschafter der USA und der EU, James Nealon und Ketil Karlsen,  liessen es sich nicht nehmen,  bin persona bei der Trauerfamilie aufzukreuzen. Der Gringo drohte erneut, die USA würden gerne die Untersuchung des Mordfalls leiten, der Däne wusste sagte: Berta „war eine  Freundin von mir, eine Verteidigerin: diese Familie braucht Frieden.“

Bestimmt hat er sich engagiert gegen das „Engagement“ von Siemens und weiterer Eurogrössen für den Bau des Staudamms eingesetzt, gegen den die Lencas so massiv Widerstand geleistet haben und dessen direktes Opfer Berta Cáceres jetzt vielleicht ist.  

Nun, derweil „ermitteln“ die honduranischen Behörden. Einen Tatverdächtigen haben sie schon verhaftet, Aurelio Molina Villanueva. Die Mitglieder der Lenca-Organisation COPINH, deren Leiterin Cáceres war, versichern allerdings laut La Prensa, dass die Behörden „den Verhafteten eines Beziehungsdelikts beschuldigen wollen, um weitere Mitglieder der Organisation als Schuldige darzustellen“.  Tomás Membreño, Vizekoordinator des COPINH, zitiert das Blatt im gleichen Artikel: „Wir verlangen vom Staat, dass er, falls er die Ermittlungen ernst meint, den blauen Ford 150 beschlagnahmt, Eigentum des Unternehmens Desa, das einen Staudamm am Río Gualcare bauen will“ – gegen den sich die COPINH seit langem wehrt. Der Artikel weiter: „Der Wagen – sagen sie – wurde am Tag des Mordes mit mehreren bewaffneten Männern drin gesehen.“

Erstaunlich ist, dass solche Aussagen überhaupt Eingang finden in die Regimepresse. Die FeindInnen von Berta Cáceres sprechen jetzt von ihr in den höchsten Tönen der Bewunderung und der Solidarität. Sicher spielt hier ihre internationale Bekanntheit eine Rolle, doch die einhellig zur Schau gestellte Entrüstung dürfte auch im Zusammenhang mit der von Washington durchgesetzten Misión de Apoyo contra la Corrupción y la Impunidad en Honduras (MACCIH, Kommission gegen Korruption und Straffreiheit) der OAS stehen, die vermutlich in diesem Fall ihren Einstand geben wird. Maccih wird von der honduranischen Linken als Augenwischerei kritisiert, die nur mit dem Plazet des State Departments ermitteln werde.
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Doch jetzt ein Moment der Wahrheit:

Wie populär die Kämpferin in ihrem Volk war, zeigt ein Bericht La Prensa von gestern.  

‘Berta ist nicht gestorben, Berta lebt‘, skandierten Tausende AnhängerInnen von Copinh mit Tränen in den Augen. Berta Isabel Cáceres [hätte jetzt] ihren 45. Geburtstag gefeiert, aber niemand konnte feiern. Weinend und mit gebrochener Stimme sang die Menge, die sie erwartete, ihr um halb eins nachts die Mañanitas [das traditionelle Geburtstagslied].“
„In La Esperanza Bertas [Heimatstadt] in Intibucá schlief niemand. Das ganze Volk erwartete die Ankunft ihres Leichnams aus der Hauptstadt, wo die Autopsie stattgefunden hatte.
Um 0h35 hielt der Leichenwagen vor der Wohnung ihrer Mutter im Barrio El Calvario. Unzählige Hände trugen den Sarg und unzählig waren die Umarmungen, die Tränen und die Worte, die die Frau als ausserordentlich bezeichneten, als eine von denen, die kämpfen und nie aufgeben. Alle klatschten und im Rhythmus von ‚Berta ist nicht gestorben, Berta lebt‘ wurde die Leiche in einem kleinen Raum deponiert, mit einem Altar voller Botschaften, Blumen und Kerzen, und wo die Leute Schlange standen, um sie ein letztes Mal zu sehen.
Quelle: La Prensa


Mit Schmerz wegen ihrer Ermordung sangen alle, die sie in der Totenwache begleiteten, die Mañanitas und feierten sie im Rhythmus der Garífunas. Roberto, der ältere Bruder von Berta sagte: ‚Es war ein besonderer Moment, es war eine einzige Stimme, ein einziges Fühlen, die beste Botschaft, die zu erhalten Berta sich nie geträumt hätte. Ihr Volk feierte sie, ihr Volk sang für sie, und wir als Familie finden keine Worte, um für all die Zuneigung zu danken, für die Ehrung meiner Schwester durch die Leute.‘

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Die Erklärung von Copinh spanisch und deutsch: "Berta Cáceres vive".