(zas, 3.3.16) Letzte Nacht wurde Berta Cáceres bei sich
zuhause in der Stadt La Esperanza in Honduras umgebracht. Sie war die
Anführerin von COPINH, der Organisation im Volk der Lencas in Honduras. International
bekannt wurde sie mit der Prämierung des angesehenen Goldman Environmental
Prize letztes Jahr für ihren Widerstand gegen das Mega-Staudammprojekt Agua
Zarca am Río Gualcarque in ihrer Heimat. Seit Jahren kämpfte sie an
verschiedenen Fronten in Honduras, im Widerstand gegen den Putsch von 2009
gehörte sie zu den führenden Figuren.
Den Mord führt die honduranische Polizei wenig überraschend
auf einen Raubüberfall zurück. Diese Polizei war von der
OAS-Menschenrechtskommission (CIDH) aufgrund zahlreicher Morddrohungen beauftragt
worden, das Leben der Lenca-Führerin zu schützen. Der Sicherheitsminister
Julián Pacheco versicherte, Berta Cáceres habe auf den Schutz weitgehend
verzichtet, weshalb bloss ein Patrouillenwagen in ihrem Wohnquartier ein paar
Runden gedreht habe; zudem habe sie an einer anderen, der Polizei nicht
bekannten Adresse gewohnt, dort, wo sie ermordet wurde.
Die Regierungsversion ist derart lachhaft, dass sie
vermutlich revidiert werden muss. Ihre Mutter, Berta Flores, die in den 80er
Jahren salvadorianische Flüchtlinge vor dem US-hörigen Terrorregime im Land
verteidigt hatte, sagte
denn auch zum von der Polizei angeführten Motiv, „wir wissen
alle, dass es wegen ihres Kampfs war“, dass sie ermordet wurde. Von den 2014 von Global Witness in ihrem
Bericht How
Many More? dokumentierten 116 Morden an UmweltkämpferInnen wurden die
meisten in Honduras, Brasilien und Peru verübt.
Berta Cáceres an einer Feier für drei ermordete Lencas-AktivistInnen gegen Agua Zarca |
Das Staudammprojekt
Agua Zarca ist nur eines der vielen Megaprojekte, die seit dem Putsch in Gang
gesetzt wurden. Sie bestehen vorallem in der Minenausbeutung und der Privatisierung
von Flüssen und Seen in die Hände von Stromunternehmen. Agua Zarca wurde ursprünglich
von der International Finance Corporation
der Weltbank und dem chinesischen Multi Sinohydro zusammen mit der honduranischen
DESA vorangetrieben. Doch der Widerstand von COPINH und ihren Comunidades – in
deren Kosmovision Flüsse natürlich heilig sind – brachte das Projekt ins Stocken.
Während einer einjährigen Strassenblockade in der Region musste Berta Cáceres
längere Zeit untertauchen, da auch die honduranischen Sicherheitskräfte hinter
ihr her waren. Ein Widerstand, der internationale Solidarität wach rief und zuerst
die Weltbank, dann den chinesischen Multi, zum Aufgeben zwang. In die Bresche
ist die deutsche Voith Hydro Voith und Siemens) gesprungen und sieht sich dafür
mit einer grossen Kampagne von Friends of the Earth konfrontiert.
Berta ist eine Ikone des Widerstands in Honduras, verortet
in einer antikapitalistischen, antipatriarchalen und antirassistischen Kosmovision.
Der Mord an ihr dürfte das Regime in Tegucigalpa in Schwierigkeiten bringen. Die
internationalen Medien berichten, der US-Botschafter in Honduras, der OAS-Generalsekretär,
die EU-Kommission bekunden ihren Abscheu. Die Heuchler sind gefragt. Denn Berta
Cáceres ist international bekannt geworden, im Gegensatz zu den vielen anderen
Menschen, die von den Postputschregimes in Honduras wegen ihres Engagements
gegen die kapitalistische Zerstörung von Natur und Menschen umgebracht worden
sind. Nur als Beispiel, das BBC letztes Jahr, anlässlich der Verleihung des Goldman-Preises
an Berta Cáceres, notiert
hatte: Nach einem Honduras-Besuch im Dezember 2014 strich die o. e. OAS-Menschenrechtskommission
CIDH das honduranische Regime von ihrer schwarzen Liste, da die Berichte über
dessen Menschenrechtsverletzungen übertrieben seien. Das gleiche Lied sang die „humanitäre
Interventionistin“ Navi Pillay im März 2014 als UNO-Hochkommissarin für
Menschenrechte, die Honduras als „nachahmungswürdiges
Beispiel“ lobte,
im Vergleich zur direkten Phase während
des Putsches.
Que viva Berta Cáceres! – Es lebe der Widerstand in
Honduras!