(zas, 9.1.20) Swissmem-Chef Hans Hess versucht heute
in der NZZ eine Argumentation für den Schweiz/EFTA-Freihandelsvertrag mit
dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur. Leider werde das Vertragswerk nach
dem Riesenbrand im Amazonasgebiet in Frage gestellt. Zu Unrecht, weiss der
Spitzenmann der Metall- etc. Industrie. Denn erstens käme die Schweiz ohne
Freihandelsabkommen gegenüber der EU ins Hintertreffen, und zweitens verfüge die
Schweizer Industrie über Mittel, «um die
Klimabelastung zu reduzieren». (Schönes Wort, nicht? Klimabelastung …) Deshalb:
«Ich bin (…) überzeugt, dass ein
Freihandelsabkommen mit der Schweiz einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit
in Südamerika leisten würde.»
Denn: kein Freihandelsabkommen = Zölle. Die Leute in Südamerika
würden weniger von der Schweiz profitieren. Und in der dortigen Industrie und
Dienstleistung würden auch dank eines solchen Abkommens Arbeitsplätze geschaffen.
Das würde den Regenwald freuen. Überhaupt: «Studien
zeigen, dass eine positive wirtschaftliche Entwicklung nicht nur zu mehr Wohlstand,
sondern auch zu mehr Nachhaltigkeit führt.»
Weshalb Klima-Engagierte das Freihandelsabkommen begrüssen
sollten.
Als vor einigen Wochen EU-Kommissionschefin Ursula von der
Leyen eine Politik des new green deal
skizzierte, gab es ein grosses Ah und Oh in den Medien. Europa einmal mehr ganz
vorne in der Rettung der Welt. Blöd, hatte ich gerade einen Bericht von Grain zum
vorgesehenen EU-Mercosur-Freihandelsvertrag (EU-Mercosur
trade deal will intensify the climate crisis from agriculture) gelesen,
der anderes nahelegte. Sollte der Vertrag zustande kommen, würden allein die im
Agrobusinessbereich vorgesehenen Handelssteigerungen sehr konservativ gerechnet
zusätzliche 9 Millionen Tonnen Treibhausgase pro Jahr bewirken, fast so viel
wie der Gesamtausstoss der 3.9-Millionenstadt Belo Horizonte. 34 % mehr pro
Jahr im Vergleich zum Ist-Zustand.
Hess und von der Leyen wissen, wie Kohle zu machen ist. Nicht
die traditionelle Kohle. Ihre ist unvergleichlich zerstörerischer.