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Sehr geehrte Mitglieder, sehr geehrte Leser und Leserinnen
Die wirtschaftliche Situation in Kuba hat sich deutlich verschlechtert und
hat schwerwiegende Auswirkungen auf das kubanische Volk. Der größte Teil dieser
Verschlechterung ist auf die Verschärfung des US-Embargos zurückzuführen und der
Umsetzung neuer Maßnahmen zur Erstickung Kubas und seiner Bewohner.
Die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahr 2015 und die von
Barack Obama eingeleitete wirtschaftliche Öffnung, die in seinem Besuch in
Havanna im März 2016, seinem Treffen mit Raúl Castro und seinem erklärten
Wunsch, "die Überreste des Kalten Krieges zu begraben", gipfelte, sind
leider wieder in weite Ferne gerückt. Offensichtlich stimmt die
Trump-Administration der von Obama 2016 während seines Besuchs im kubanischen
Kongress gemachten Erklärung, dass "das Embargo nur Kubaner verletzt, ohne
ihnen zu helfen", nicht zu.
Diese Verhärtung der US-Blockade begann mit der Beendigung der
diplomatischen Beziehungen und der Rückführung von US-Diplomaten im Jahr 2017.
Es folgten eine Reihe von Maßnahmen, die schwerwiegende Auswirkungen auf die
kubanische Wirtschaft und die Menschen haben werden, indem wichtige Punkte der kubanischen Wirtschaft
und des Lebens betroffen sind. Erstens wurde das 1996 im US-Kongress verabschiedete Helms-Burton-Gesetz,
welches den Sturz von Fidel Castro zum Ziel hatte, im April 2019 vollständig
umgesetzt. Der nun aktivierte dritte Absatz des Gesetzes ermöglicht es amerikanischen Bundesgerichten ausländische
Unternehmen - insbesondere spanische und französische -, die im Verdacht stehen
mit Kuba und mit von der Regierung Castro verstaatlichten Unternehmen Handel zu
betreiben, strafrechtlich zu verfolgen. Es folgte ein offizieller Protest der
Europäischen Union, der aber leider ohne Wirkung blieb. Im Zuge dieser
Entscheidung haben die USA das Volumen für Bargeldtransfers nach Kuba von in
den USA lebenden kubanischen Familien begrenzt, die Genehmigungen für Kreuzfahrtschiffe
nach Havanna gestrichen und die Ölversorgung
der Insel extrem erschwert. Dies als direkte Folge der amerikanischen
Sanktionen gegen Venezuela, den Hauptexporteur von Öl nach Kuba. Wenn die
derzeitige Situation andauert, muss mit grösseren Stromausfällen auf der Insel
gerechnet werden, da in Kuba Strom teilweise noch mit Öl produziert wird.
Der Tourismus, eine der wichtigsten finanziellen Ressourcen Kubas, ist ebenfalls
von diesen Maßnahmen betroffen. Nicht nur aufgrund der Einstellung der
Kreuzfahrten, sondern auch durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Öl und
damit von Benzin. Im September-Oktober 2019 war es Privatpersonen - und damit
auch Touristen - aufgrund eines gravierenden Benzinmangels fast unmöglich, den Tank
ihres Mietwagens zu füllen oder sie mussten für mehrere Stunden an Tankstellen
anstehen. Auch in Supermärkten und "Paladares"
ist die Nahrungsmittelknappheit ersichtlich und spürbar. Ein Teil der Touristen
wird daher nicht zurückkommen und im Gegenteil ihr Umfeld über die schwierigen Umstände
informieren, die die Einschränkungen mit sich bringen.
Das kubanische Gesundheitssystem ist ebenfalls ein Ziel und das Opfer der
Verstärkung der US-Blockade. Die Opfer sind letztendlich und eigentlich die
KubanerInnen. Das Gesundheitssystem mit seinem hervorragenden Ruf wird durch
die Blockade erdrückt: Es gibt keine Plastikspritzen mehr auf der Insel, so
dass die Glasspritzen wieder herausgezogen und die Nadeln neu sterilisiert
werden müssen; Kunststoffkatheter werden für Infusionen wiederverwendet; es mangelt
an lebenswichtigen Medikamenten, vor allem die Verfügbarkeit von Antibiotika und
Krebsmedikamenten schrumpft; ÄrztInnen verschreiben die notwendigen Medikamente,
aber diese sind nicht verfügbar und die PatientInnen können die Medikamente
nicht in den Apotheken besorgen. Dies hat zur Folge, dass ein ungesunder
Parallelmarkt entsteht. Kuba hat alle Voraussetzungen, um qualitativ
hochwertige Medikamente zu produzieren, aber der Zugang zu Rohstoffen wird immer
schwierigerer und gestaltet sich nahezu unmöglich.
Trump hat kürzlich erklärt, dass die USA wirtschaftliche Maßnahmen gegen
jedes ausländische Unternehmen ergreifen würden, das in Kuba ein Produkt verkauft,
das 10% oder mehr Komponenten amerikanischen Ursprungs enthält. Es erübrigt
sich fast zu sagen, dass nahezu jedes Produkt, ob technologisch, medizinisch
oder pharmazeutisch, mindestens 10% amerikanische Komponenten enthält.
Kubanische PatientInnen beginnen zu sterben, einzig und allein wegen des
fehlenden Zugangs zu lebenswichtigen Behandlungs-möglichkeiten.[1]
Jedes Unternehmen wird es vorziehen, seine Beziehungen zum kleinen
kubanischen Markt einzustellen, anstatt den amerikanischen Markt zu verlieren.
Dies war zuletzt bei der PostFinance der Fall, die rücksichtlos beschloss,
keine Euro-Überweisungen mehr nach Kuba zu tätigen, um es sich nicht mit den Vereinigten
Staaten zu verderben. mediCuba-Suisse, das seine Überweisungen mit PostFinance
tätigt, konnte von einer individuellen Behandlung, einer dauerhaften Ausnahmebewilligung,
profitieren.
Darüber hinaus ist Lateinamerika in Bewegung. Die neuen rechten Regierungen
vertreiben kubanische Ärzte und Ärztinnen, die in ihren Ländern im Einsatz
stehen, darunter mehr als 8.000 ÄrztInnen in Brasilien Ende 2018, 750 kürzlich
in Bolivien und fast 400 in Ecuador. Eine weitere Quelle von Deviseneinnahmen,
die damit für Kuba verschwindet.
Die Tätigkeit von NGOs und Verbänden wie mediCuba, die dem kubanischen Volk
durch die Unterstützung seines Gesundheitssystems helfen, ist wichtiger denn
je. Die finanzielle Unterstützung unserer Mitglieder ist unerlässlich. mediCuba-Suisse
verfolgt und unterstützt Projekte, die hauptsächlich vom kubanischen Gesundheitsministerium
vorgeschlagen werden, die die bestehenden Bedürfnisse erkennen und auf sie
eingehen und in Zusammenarbeit mit unserem
Büro in Havanna erarbeitet werden. Heute müssen wir mehr denn je das kubanische
Volk in seinem Kampf gegen diese ungerechte und unmenschliche Blockade unterstützen.
Prof. Jérôme
Pugin
Mitglied des Vorstandes
von mediCuba-Suisse