NEW YORK – Die Regierung von US-Präsident
Donald Trump hat in den letzten Jahren einseitig harte Wirtschaftsanktionen
gegen eine Reihe von Ländern verhängt, deren Regierungen sie zu bestrafen
sucht. Diese Maßnahmen sind unmenschlich, verstoßen gegen das Völkerrecht und
fügen den Menschen, denen die USA angeblich helfen wollen, Schmerz und Leid zu.
Und da die gesamte Welt sich derzeit der COVID-19-Pandemie ausgesetzt sieht,
haben sich die US-Sanktionen zudem zu einer direkten Bedrohung für das
Überleben der Menschen in diesen Ländern – und aller übrigen – entwickelt. Sie
sollten unverzüglich aufgehoben werden.
Nicht
zufällig wurden der Iran und Venezuela – zwei Zielländer der USA – von der
Pandemie hart getroffen. Auf den Iran entfallen nur 1,1% der Weltbevölkerung,
aber erstaunliche 11,2% aller COVID-19-Toten, während Venezuela nach der
rapiden Verbreitung der Krankheit seit der ersten Diagnose im Land vor zwölf Tagen am Rand eines massiven Ausbruchs zu stehen
scheint.Indem sie den Zugriff dieser Länder auf ausländische Devisen und damit
ihre Fähigkeit zur Einfuhr wichtiger medizinischer Güter eingeschränkt haben,
haben die amerikanischen Sanktionen die Infrastruktur des Gesundheitswesens
beider Länder geschwächt. Für Venezuela zeigen Studien, dass die Sanktionen gegen die Finanz- und
Ölsektoren die venezolanische Wirtschaft seit 2017 mindestens 17 Milliarden
Dollar gekostet haben; das ist das Vierfache der Nicht-Öl-Importe des Landes.
Auch wenn die Sanktionen bei weitem nicht die einzige Ursache des
wirtschaftlichen Zusammenbruchs sind, waren sie die treibende Kraft hinter der
massiven Kontraktion im Jahr 2019, die Venezuela ein Drittel seines BIP
kostete. Wie UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet im vergangenen
August warnte, sind die Sanktionen „extrem breit angelegt und
enthalten keine ausreichenden Maßnahmen, um ihre Auswirkungen auf die
gefährdetsten Sektoren der Bevölkerung abzumildern“. Dies habe „weitreichende
Auswirkungen auf die Rechte insbesondere auf Gesundheit und auf Nahrung“.Auch
auf die iranische Wirtschaft hatten die Sanktionen dramatische Auswirkungen.
Nach dem Rückzug der Trump-Regierung aus dem Nuklearabkommen von 2015 fiel die
Ölproduktion steil um 1,8 Millionen Barrel täglich auf gut die Hälfte des
Niveaus vor Beginn der Sanktionen. Im Oktober berichtete Human Rights Watch, dass die
US-Wirtschaftssanktionen „den iranischen Bürgern unnötiges Leid zufügen“ und
dass die Folgen für Patienten mit seltenen Erkrankungen „katastrophal“ sein
könnten. Inzwischen weist der Iran nach Italien die zweithöchste
COVID-19-Sterblichkeitsrate auf.Wirtschaftssanktionen beruhen auf der Idee,
dass die Erhöhung der täglichen Not der Normalbürger deren Regierung unter
wachsenden Druck setzt. US-Außenminister Mike Pompeo hat es im Februar 2019 so formuliert: Aufgrund der Wiederaufnahme der Sanktionen „ist
die Lage für die iranische Bevölkerung jetzt viel schlechter, und wir sind
überzeugt, dass dies das iranische Volk dazu bringen wird, sich zu erheben und
das Verhalten des Regimes zu ändern“.Statt die Wirtschaftssanktionen während
der Pandemie auszusetzen, hat die Trump-Regierung sie tatsächlich noch
ausgeweitet, was es den betroffenen Ländern zusätzlich erschwert, an Devisen zu
kommen, und die Auswirkungen des globalen Zusammenbruchs der Ölpreise weiter
verschärft. Erst letzte Woche, als die Zahl der Toten die Tausendermarke
erreichte, setzte das US-Finanzministerium neun Unternehmen, darunter eine
Investmentgesellschaft der Sozialversicherung, wegen Geschäften mit dem petrochemischen Sektor den Landes auf die Schwarze Liste.
Am 12. März verhängten die USA Sanktionen gegen eine russische Firma, weil
diese geholfen habe, venezolanisches Öl ins Ausland zu verkaufen, und setzte
Unternehmen in Indien, China und Spanien unter Druck, alle Käufe aus
Venezuela einzustellen. Aufgrund der Sanktionen verlangen die wenigen Trader,
die noch bereit sind, venezolanisches Öl zu kaufen, Nachlässe von bis zu 23 Dollar pro Barrel, was das Land zwingt, unter
Produktionskosten zu verkaufen, und ihm so seine einzige wichtige
Einnahmequelle nimmt.