(zas, 11.3.20) Die vierköpfige Familie lebt mit einer Bekannten
zusammen in der ziemlich kleinen 31/2-Zimmerwohnung in Mailand. Die
Frau ist krank, Fieber (nicht sehr hoch), schwerer Husten. Vermutlich angesteckt
von einem Bekannten, der aus der damaligen «roten Zone» kam. Ich dringe in den
Telefongesprächen immer mehr darauf, dass sie zur Untersuchung geht. Mehrmals
die Antwort im Stil: «Wir haben sie unter Beobachtung. Wir werden morgen sehen,
wie es geht. Sonst müssen wir in die Quarantäne»
Die drei Erwachsenen arbeiten schwarz, Sans Papiers. Die
beiden Halbwüchsigen gehen zur Schule und arbeiten daneben. Manchmal ein Anflug
von Verzweiflung in der Stimme am Telefon. Ich muss nicht fragen. Quarantäne
heisst, arbeitslos, kein Geld für die Miete etc. Ich stelle mir Milano vor,
wenig Verkehr, nicht die Hand geben, Abstand halten, und dann: auf keinen Fall der
Polizei auffallen. Möglichst unbemerkt zur Arbeit. Schluck dort die obligaten rassistischen
Begleitsprüche, lass dir nichts anmerken, nicht die die Angst, nicht die Sorge
um die Lieben.
Wo ist die medizinische Anlaufstelle für die clandestini? Aber dann die gute
Nachrichten: Fieber weg, Husten geht weiter. Tage später: Fieber bleibt weg,
Husten etwas besser. Bis jetzt niemand angesteckt. Und ja, im Haus hat wer
einen Drucker, so dass das «Passier»-Formular
ausgedruckt werden kann, für den Fall ….
Richtig, falsch - wer weiss?Zuerst muss die falsche Bedingung der Unmenschlichkeit fallen, bevor es ein richtiges Verhalten geben kann.