(zas, 10.6.18) Mónica Baltodano war eine Guerillacomandante
und später Leitungsmitglied des FSLN. Ende der 1990er Jahre hatte sie sich vom
FSLN entfernt und die Gruppe Rescate Sandinista gegründet. Sie gehört zur
Tendenz, die den FSLN und seine Regierung als neoliberal und korrupt kritisieren.
An ihrer Aufrichtigkeit ist nicht zu zweifeln. Hier ihre Zeilen, welche die
Stimmung im oppositionellen Linkslager widerspiegeln:
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Heute 8. Juni in der Früh schossen Schergen des
orteguistischen Regimes auf das Haus meines Bruders; drei Kugeln steckten in
der Wand. Allen Informationen zufolge hielten die Killer vor seinem Haus,
schossen und flüchteten dann.
Diese Aktion ist Teil der repressiven Regimeantwort auf den
Volkskampf für Befreiung, an dem mein Bruder seit langer Zeit teilnimmt. Er ist
Geschichtsdozent an der UPOLI und zudem Sekretär der Gewerkschaft der Dozentinnen
an dieser Universität.
Der Versuch folgt auf die Veröffentlichung in der Facebook-Seite
des Armeeobersten a. D., Leopoldo Rivas, der meinen Bruder beschuldigte, für
die studentische Besetzung der Upoli seit dem 19. April verantwortlich zu sein.
Er habe den Studenten 300 Córdobas für ihr Verbleiben auf dem Campus bezahlt; es
lohnt sich nicht, weitere Dummheiten in diesem Post aufzuzählen.
Ein paar Tage später wurde Rigobertos Foto veröffentlicht, in
einem verlogenen Artikel einer orteguistischen Zeitung mit dem Titel «In der
Upoli gibt es definitiv keine Studenten». Danach erhielt er, zusätzlich zur
Belästigung durch einen bekannten motorizado,
mehrmals Drohanrufe. M. a. W., der Angriff von heute früh gehört zum Vorgehen
des Orteguismus gegen NicaraguanerInnen, die sich ohne Furcht im Kampf gegen
Straffreiheit und für Demokratie engagiert haben. Solche Anschläge sollen sie
einschüchtern und demobilisieren.
Mein Bruder Ricardo hatte sich in seiner Jugend als studentischer
Anführer im Kampf gegen die somozistische Diktatur engagiert; schon mit 17
Jahren war er unter dem Pseudonym Lucas als Volkskämpfer in den Aufständen in
León bekannt. In den 80er Jahren war er Anführer der Sandinistischen Jugend,
der wahren, die den Pater Fernando Cardenal zu ihren Mentoren zählte. Nicht die
von heute, die zu Ortegas Falange für seine schmutzigen Aufgaben wurde.
Meinen Bruder werden sie nicht Drohungen, Lügen oder
Anschlägen unterkriegen. Ich kenne seinen Mut in allen Lebenslagen, aber ich
mache öffentlich Daniel Ortega und Rosario Murillo verantwortlich für alles,
was ihm physisch zustossen könnte, insbesondere jetzt. Wo sie, sich an der Macht
festklammernd, die Morde an friedlichen Kämpfern vervielfacht haben.
Mónica Baltodano, 8. Juni 2018
Ricardo Baltodano mit Megafon an einer SchülerInnendemo 1978. |
Ricardo Baltodano heute. |