Heute in Masaya. Zwei Männer, gefangen genommen von den Friedfertigen.
Sie werden jetzt offenbar in den Stadtteil Monimbó verbracht, wo sie angeblich
ungestört misshandelt werden können. Der eine der beiden ist identifiziert, er
arbeitet im Flughafen von Managua.
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Gleichzeitig haben wir bestürzende Audios einer
sandinistischen Compañera aus Jinotepe erhalten. Offenbar belagern rund 60
Bewaffnete den Polizeiposten und kontrollieren den Hauptpark, das Spital und
den Markt. Ein paar Polizisten, die aus einer Nachbargemeinde zu Hilfe eilen
wollten, wurden verfolgt; sie konnten sich hinter eine Mauer des lokalen
Polizeipostens in Sicherheit bringen. Die Polizei verfüge über nur ganz wenig
Munition, auf sandinistischer Seite habe es keine mehr, im Gegensatz zur Gegenseite.
Fünf Tote auf sandinistischer Seite, auf der anderen keiner. «Nur unsere
Compañeros sind tot». Ihre Stimme bricht, dann erzählt sie, auch in der Gegend
um den Friedhof, von wo sie gerade ein Video erhalten habe, herrsche Terror.
Dort seien Sandinistas gefesselt, nackt, und würden geschlagen.
Ein Typ aus der Polizei sei ein Spitzel der Opposition. Im
Gesundheitssektor sei eine korrupte Leiterin, die ihrer Familie Arbeitsplätze
zuschanzte, verantwortlich dafür, dass so viele Leute eine Wut hätten.
Allerdings würden dennoch nur wenige Leute der Aufforderung der Bewaffneten, sich
auf der Strasse zu solidarisieren, nachkommen.
Die Bewaffneten würden jetzt, so die letzte Audiobotschaft,
nach Diriamba, eine Gemeinde in der Nähe, weiterziehen. Dort habe die Kirche um
11 h morgens mit Glockengeläute zum Aufstand aufgerufen. In den anderen
Nachbargemeinden sei die Lage ruhig, weiss sie.
Weitere Infos zu Jinotepe sind, dass die Angriffe um 3h früh
begonnen haben. Zwei historische Kombattanten des FSLN seien dabei ermordet
worden. Im Spital hätten sie drei Personen entführt.
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Im Lauf der letzten Nacht räumten bewaffnete Sandinistas,
teilweise auch die Polizei, in Managua, Jinotega, Sébaco und mehreren anderen
Orten die Barrikaden. Offenbar ist die Strecke Jinotega-Matagalpa-Managua wieder
für den Verkehr offen. Auch die Strasse in die Nordkaribikregion wurde so bei
Mulukukú wieder geöffnet. Dort hatten Strassenblockaden seit zehn Tagen den
Nachschub von Grundnahrungsmitteln verhindert, heisst
es.
Video aus Jinotega:
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In einem Interview
mit Confidencial gibt der Sekretär der OAS-Menschenrechtskommission CIDH, Paulo
Abrão, bekannt, die Internationale Expertengruppe zur Untersuchung der
Ereignisse in Nicaragua (GIEI) werde demnächst ihre Arbeit beginnen. Die CIDH stelle
sie gerade zusammen. Er betont, ihre weit reichenden Kompetenzen für
strafrechtliche Untersuchungen in Nicaragua. Er diagnostiziert für die letzten
zwei Wochen «eine neue Repressionslimite».
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Offenbar hat Daniel Ortega erst dem Unternehmerverband
COSEP, danach einem Delegierten des US-Senats, seine Bereitschaft zu vorgezogenen
Neuwahlen bekundet.