Im Folgenden die Zeilen
eines hartnäckigen Solidaritätsaktivisten, die einen Blick auf soziale Elemente
der Revolte erlauben, über den Diskurs der ausschliesslich von Strassenbanden
und Narcos dominierten Gewalt hinaus. Der Autor insistierte, es gehe ihm nicht
um eine Legitimierung von Gewalttaten.
_____
7. Juni 2018
Im März 2018 war ich mit
einer befreundeten Familie in Granada spazieren gegangen.
Ich sah diese einst so
schöne und charmante Stadt heruntergekommen, wegen der Touristen, wegen der ortsansässigen
Ausländer (vor allem aus den USA), die den Tourismus und die Liegenschaften
besitzen, wegen der Nica-Händler, wegen des Gelds und des Konsumismus.
Die Strassen voller beinahe
schicker Bars, Restaurants und Geschäfte sind nicht mehr für die Granadinos da,
ausser vielleicht was die sexuelle Ausbeutung von jungen Mädchen betrifft, die
aus Granada sein dürfen.
Im Zentralpark haben wir
mit einigen Granadinos gesprochen, die uns sagten, sie würden aus ihrer Stadt vertrieben.
All das hatte sich sehr schnell entwickelt. Davon profitierten Ausländer, armselige
Nutzniesser ihres Statuts, und ein paar Dutzend oder hundert nicaraguanische
Geschäftsleute.
Das Phänomen der
Gentrifizierung in unseren Quartieren in der Schweiz oder in Barcelona ist Peanuts
im Vergleich zur Entfremdung in Granada.
Deshalb überraschen mich
die Zerstörung gestern in Granada, die Plünderung von Geschäften und
Restaurants nicht sonderlich.
Es gibt einen Klassenaspekt
in der von Lumpenbanden, Studenten oder «armen Einwohnern» ausgeübten Gewalt:
Der Feind, das sind nicht nur Daniel und Rosario, das sind die Reichen, ob
sandinistisch oder nicht, die Händler und Eigentümer, ob Nicas oder nicht.
Granada am 6. Juni. Quelle: La Voz del Norte. |