Ich will es Ihnen
sagen, damit es die internationalen Medien wissen: Des ersten Aymaras,
Quechuas, die lesen und schreiben lernten, haben sie die Augen herausgerissen
und die Hände abgeschnitten, damit sie nie mehr zu lesen und schreiben lernten.
Wir wurden unterworfen. Jetzt versuchen wir, dieses historische Problem zu
lösen, nicht mit Rache, wir sind nicht rachsüchtig.
Und ich will vor allem den indigenen Brüdern von Amerika, die hier in Bolivien versammelt sind, sagen: Die Kampagne des indigen-schwarzen und Armutswiderstands war nicht vergebens, diese 1988, 1989 begonnene Kampagne war nicht vergebens.
Evo Morales bei seinem
Regierungsantritt am 22. Januar 2006
Es ist vor allem der indigene Widerstand, jener der
Bäuerinnen und Bauern, der Arbeiter (Mineros), der Leute von El Alto, der
indigenen Zwillingsstadt von La Paz, der sich jetzt gegen den Putsch formiert.
Natürlich sind die Medien in Bolivien schon voll mit
Berichten über die «Vandalenakte» der CSUTCB (der indigenen Agrarföderation),
die am letzten Montag in La Paz anmarschierte und im Süden der Stadt
Abfallcontainer verbrannten. In jenem Süden der Wohlhabenden (primär
«Weissen»), die bei den Jagden der vorausgegangenen Tage auf Aymara und
Quechuas mitmachten oder Applaus spendeten, die die putschistischen Polizei und
Armee feierten. Jetzt sassen sie ängstlich in ihren Häusern und filmten die
«Vandalenakte» der Unterdrückten. Man sah die Videos auf den
Mainstreamhomepages und es war fast …. lächerlich. Szenen, die man von jeder
zweiten Demo in der Schweiz her kennt, die die Polizei auflöst. Die Hetzjagden
zuvor waren «Widerstand» gegen Evo, jetzt aber kam «Terror» auf. Und Terror war
in der Nacht auf Sonntag, als die mutigen Kontingente des Mobs in La Paz,
jederzeit bereit, Angehörige des Sub-Volkes zu züchtigen, in Panik davon
anrannten, als die organisierten indigenen Compañeros und Compañeras in die
Stadt kamen. Da ertönte der Schrei nach Einsatz von Armee und Polizei tief aus
jenen Seelen, die vor wenigen Tagen noch beschworen, dass ebendiese Repressionsorgane
nicht gegen das Volk eingesetzt werden dürfen.
Nein, ganz unbegründet ist diese Angst nicht. Einer
Compañera in El Salvador ging es kalt den Rücken runter, als sie das folgende Video aus El Alto gesehen hatte. Es waren die Ponchos Rojos, kampferprobte
Kontingente aus dem Hochland, die in El Alto ankamen und skandierten: «Ahora sí – guerra civil» (Aber jetzt –
Bürgerkrieg).
Die BewohnerInnen waren zur Begrüssung herbeigeströmt. Im Video
der erfreute Ausruf eines Anwohners: «Sie
sind bewaffnet!» Und sei’s mit Stöcken. Die gleiche Parole heute früh bei
der Blockade der Autobahn nach El Alto durch die Confederación Sindical de
Comunidades Interculturales. Im Video sind ein paar wenige Flinten zu sehen.
Die gleiche Sprache vorgestern aus dem Mund eines Anführers der Mineros an der
Grossmobilisierung in La Paz gegen den Putsch: «Sie haben den Klassenkampf wieder aufs Tapet gebracht. Der
Klassenkampf ist hier – zwischen Weissen und Schwarzen. Das muss ich so sagen.
Denn sie akzeptieren nicht genau so wenig wie das Imperium einen indigenen
Bruder als Präsidenten.» Der Mann fügte noch an: «Wir Arbeiter sind heute geeinter als je.»
"Da la nuca - zeig den Hals".
Es ist viel Schmerz, viel Wut zu spüren. Die Leute wissen, wovon Evo in seinem Zitat hier am Anfang gesprochen hat. Und sie wissen, wofür jene stehen, die gerade gegen jede Verfassung und Legalität die Ultra Jeanine Añez, die Weisse, zur «Präsidentin» gemacht haben. Sie rückte gleich mit der Bibel in die Casa Presidencial ein, so wie es ihr Capo, der Faschist Camacho und Leader der "Cívicos", gefordert hatte.
Dass der Schrei der Erniedrigten, dass die grenzenlose Wut
über das Schmierenstück der Transnationalen und Conquista-Erben nicht
ausreicht, um den Waffen der Repressionsorgane, der faschistischen Strukturen
(Cívicos) und ihrer Bosse in Washington zu widerstehen, ist klar. Hoffen wir,
dass es den Bewegungen gelingt, sich gemeinsam zu organisieren und den Kampf
auf die Weise zu führen, die den Erwartungen und Bedürfnissen der Leute
entspricht. Wir müssen unterdessen den Lügen der neuen Conquistadores entgegentreten.
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PS: Von der Lage im Landesinnern, insbesondere im indigenen Hochland, sind kaum Informationen erhältlich.
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PS: Von der Lage im Landesinnern, insbesondere im indigenen Hochland, sind kaum Informationen erhältlich.