(zas, 29.11.19) El
cohete a la luna, die Mondrakete, so nennt eine Gruppe teils über die
Landesgrenzen hinaus bekannter argentinischer JournalistInnen ihr Online-Wochenmagazin.
Am 24. November hat dort Alejandra Andán ein weiterer Beweisstück für die
putschistische Falschspielerei der OAS in Bolivien veröffentlicht, den Artikel Todos
los caminos llevan a Almagro.
Andán schreibt:
«In den frühen Morgenstunden von Sonntag,
dem 10. November, erhielt einer der zur Überprüfung der Wahlresultate in
Bolivien durch die Organisation Amerikanischer Staaten eingeladenen zwei argentinischen
Beobachter einen Anruf. Die OAS teilte ihm mit, dass sie die vorläufigen Ergebnisse
des für die Veröffentlichung am 12. November vorgesehen Berichts (jetzt schon)
publizieren werden. Der Argentinier, Gerónimo Ustarroz, war weder damit noch
mit der von der OAS benutzten Methodologie bei der Datenüberprüfung für die
Bewertung des Wahlprozesses einverstanden. Und er sagte das. Diese Woche beschuldigte
OAS-Chef Luis Almagro Ustarroz und den anderen eingeladenen Argentinier,
Santiago Eguren, Spione zu sein. Beide waren von der OAS offiziell zur
Beobachtung eingeladen worden»
«In La Paz vergingen seltsame Tage. Die
Überprüfung begann am 1. November. Intern hatte sich die OAS den Beobachtern
gegenüber verpflichtet, ihnen die vier von ihr verfassten Berichte zu
übergeben. Die Berichte betrafen eine Analyse der zertifizierten Wahlakten vom
20. Oktober, der Informatik, der Aufbewahrungskette und der
Auszählmethodologie. Aber die OAS hat die Berichte nicht übergeben. Deshalb
sagte Ustarroz, in diesen Tagen seien sie blind gewesen, man habe sie nicht
informiert.»
Andán berichtet auch,
wie an einem Treffen am Tag nach der Wahl in den Räumlichkeiten des
Wahlgerichts die internationalen BeobachterInnen – von der Uniore
(Interamerikanische Union der Wahlgremien), der EU, des Parlasur (Parlament der
Mercosur-Staaten) bis zu den 9 Delegierten des britischen Foreign Office und
dem 97 im Land akkreditierten DiplomatInnen - zusammenkamen und den bis damals
abgelaufenen Wahlprozess positiv bewerteten. Zur Überraschung der Anwesenden
liess sich die OAS nicht blicken.
Das Centro Estratégico
Latinoamericano de Geopolítica (CELAG), ein bekannter, trotz des Namens fortschrittliche
lateinamerikanischer Thinktank, hat schon vor einigen Tagen eine eigene Kritik
an den OAS-Berichten veröffentlicht und die die OAS aufgefordert, ihren schon
längst fälligen definitiven Bericht zu den Wahlen in Bolivien zu
veröffentlichen. Andán schreibt:
«Das CELAG hat von der OAS die Veröffentlichung des
endgültigen Überprüfungsberichts gefordert. Und die Namen seiner
VerfasserInnen. Und die Positionen der DissidentInnen, falls es welche gab. CELAG-Koordinator
Alfredo Serrano sagt: ‘Wir haben die Namen derer, die den Bericht firmiert
haben, genau deshalb verlangt, weil es dazu keine Transparenz gibt. Die erste
Antwort der OAS sagte praktisch nichts aus. Jetzt haben wir eine zweite Eingabe
gemacht, um zu sehen, ob sie uns genaue Informationen geben.»
Gestern nun hat Gerardo Icaza, OAS-Verantwortlicher für den
Wahlbereich, geantwortet:
«Ich informiere Sie, dass, wenn der definitive Bericht und seine Anhänge fertig gestellt sind, sie
öffentlich zugänglich sein werden.»
Also: Die Veröffentlichung des definitiven Berichtes war für
den 12. November (oder den 13.) November geplant. Doch da die Herren und Damen
des Putschs so drängten, wurde ein «vorläufiger» Bericht verfasst, der in
seinen wesentlichen Aussagen eine Lüge ist, aber den immensen Vorteil hatte, dem
angelaufenen Putsch zum Durchbruch zu verhelfen. Jetzt wird die OAS mit anderem
beschäftigt sein, z. B. mit der Aufgleisung des Wahlbetrugs bei den kommenden
Wahlen. Diese werden, wie die Machthaber in Bolivien gerade verlauten lassen,
irgendwann nach dem letzten laut Verfassung dafür möglichen Termin stattfinden.
Aber diese spielt eh keine Rolle. Viel wichtiger, dass das De-facto-Regime bis
dann «unumkehrbare» Fakten schafft.
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