(zas, 27.4.16) Er heisst Jesko Hentschel und leitet die Weltbank-Vertretungen
in Argentinien, Paraguay und Uruguay. Der deutsche Ökonom (Uni Freiburg, Kieler
Institut für Weltwirtschaft) mit einer langen Vergangenheit in besagter Bank muss
aus seinem Herzen keine Mördergrube mehr machen. Es weht ein frischer Wind in
Argentinien. Der Spezialist „für“ Armutsbekämpfung weiss, dass die
zirkulierenden Zahlen zu Arbeitsplatzverlusten unter Mauricio Macri Humbug
sind: „Bisher gibt es keinen Beweis für
eine Jobkrise. Die Daten über die Geschehnisse im Arbeitsmarkt sind
bruchstückhaft“, zitiert ihn heute Página/12 (“La
pobreza es coyuntural”). Der ihn an der PK im Weltbank-Büro in Buenos Aires
begleitende Ökonom Rafael Rofman versicherte nämlich in Bezug auf die Zahl von
141‘000 Entlassenen des Wirtschaftsinstituts CEPA: „Die Zahlen entsprechen etwa den Erwartungen. Aber diese Arbeit misst
nur Entlassungen, keine Neuanstellungen. Sie wertet also den Rotationsprozess
nicht aus.“ Dass das die Entlassenen nicht reflektieren, statt kontraproduktive
Proteste zu organisieren!
Hentschel. Bild: UPLA. |
Die beiden Weltbanker verbreiten Optimismus, ganz auf der
Linie des Regimes: „Argentinien erlebt
eine starke Transitionsphase (…), weshalb die Wachstums- und Arbeitsplatzindikatoren
dieses Jahres transitorisch sein werden.“ Dafür ist „sehr wichtig“, so Hentschel, „die
Lösung des Konflikts Abkommen mit den holdouts [Geierfonds] denn dies erlaubt dem Land Zugang zu
nicht-inflationärer Finanzierung“. Gemeint ist, so Página/12, „ dass sich der Staat bei privaten Gläubigern
in Dollars verschuldet, statt in Pesos bei der Zentralbank“. Denn wer bitte
möchte die alte Erkenntnis abstreiten, dass noch nie ein Staat an Schulden in
seiner eigenen Währung bankrott gegangen ist, wohl aber an Schulden in
Fremdwährungen, die er zuvor mit immer mehr Sozialangriffen zu bedienen
versuchte?
Da passt es, dass Hentschel als etwas ungünstig für den am
Horizont leuchtenden Boom einzig internationale Probleme (tiefe Rohstoffpreise,
chinesische Entschleunigung, politische Krise im brasilianischen Absatzmarkt)
ausmacht. Página/12 dazu: „Der Fakt, dass
die Abwertung, die Tariferhöhungen, die Zinssteigerung und die Entlassungen im
öffentlichen Sektor den einheimischen Markt als Hauptstütze der nationalen Wirtschaft
beeinträchtigt haben“, blieb bei Hentschel aussen vor.
Dafür wusste er anderes Positives, etwa zu seinem
Fachgebiet, der Armut. Nach Angaben
der katholischen Universität UCA sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres 1.4
Millionen Menschen in die Armut gestossen worden. Doch der Armutsexperte der
Weltbank weiss: Armut „ist wichtig für
die, die sie erleiden, aber sie ist ein konjunkturelles Problem (…). Was uns
beschäftigt, ist wie es um die Armut in fünf Jahren bestellt sein wird.“
Same old
story.