Blocher sagte vor einer Woche, dass der Kampf der Medien
gegen die SVP im Abstimmungskampf zur Durchsetzungsinitiative ihn in
seiner «Radikalität an die Methoden der
Nationalsozialisten den Juden gegenüber erinnert habe». Dann musste sich
der Israelitische Gemeindebund über den Nazivergleich empören, und es kam zu
einem medialen Naserümpfen. Heute brachte Radio SRF ein Interview mit dem neuen
SVP-Präsidenten Albert Rösti und in den Mittagsnachrichten einen Kurzausschnitt
daraus. O-Ton Rösti: „Diesen Vergleich habe ich sehr gut
nachvollziehen können.“ Dass der
Mann das tatsächlich kann, untermauerte der Nachrichtensprecher gleich mit dieser
Zusammenfassung einer folgenden Aussage: „Gewerbetreibende
etwa hätten nicht mehr frei heraus sagen können, sie seien für die Initiative,
aus Angst, Kunden zu verlieren“. Mit ging es kalt den Rücken runter. Wer assoziiert
bei diesem Spruch nicht „Kauf nicht beim Juden“? (Nun ja, vielleicht viele SVP-Leute,
denen bei dieser Aussage nichts
auffiele.)Rassistische Schweizer Schnauzen sind jetzt Opfer, die angeblich
wegen des Klingelns in der Kasse nicht wie gewohnt jeden Dreck von sich geben dürfen.
Ein zweites Mal kalt den Rücken runter ging es mir, als der Nachrichtentext
gleich zu einem anderen interessierenden Aspekt der Schweizer Machtpolitik überging,
ob es nämlich bei den beiden SVP-Bundesräte zusammen geigt oder nicht. Antisemitismus
als akzidentieller Gesprächsstoff im Polit-Small Talk.
Abendnachrichten, hab ich mir nochmals angetan. Der Rösti mittlerweile
gewählt, Anlass für eine humorige Einlage. Er hatte ein Trommelsolo hingelegt
und anschliessend gesagt, jetzt gebe er den Takt an. Was die Schweizer
Nachrichtenredaktion zur anregenden Erörterung animierte, ob Rösti nun ein Moderater
oder doch nicht ganz einer sei. Seine Kotze über die jüdischen Opfer ein
Kommentar, eine Erwähnung mehr wert? Nej, wiso?
Muss wieder der Israelitische Gemeindebund
aufschreien – also ein Teil des Establishments – damit in ein paar
Mediengehirne einsickert, da könnte was sein?