Intransparenz bei „Panama Papers“ (und Transparency International)

Freitag, 8. April 2016



(zas, 8.3.16) Als Wikileaks 2010 die berüchtigten Kabel der US-Botschaften veröffentlichte, ging es wenige Tage, und da und dort zirkulierte die These: Wikileaks war eine CIA-Operation. Warum diese absurde Darstellung? Wikileaks schaltete viele Medien mit ein, die die ihre Länder betreffenden Dokumente veröffentlichten. Ergebnis: Ein Korruptionsfall hier im Trikontland, eine Drogenconnection dort im anderen Trikontland usw. Es waren, das ist schon längst klar, die beigezogenen Medien, nicht die Kabel, nicht Wikileaks, die für den imperialen spin sorgten.
Vorsicht also bei einer zu raschen Einschätzung der Panama Papers. Mit der Zeit kann noch viel „Erquickliches“ an den Tag kommen. Wieder manipulieren vom International Consortium of Investigative Journalists  (ICIJ) beigezogene Medien die News. Die Hauptspur, werden wir noch heute belehrt,  führt zu Putin, Assad, den Rotchinesen und ein weiteren Korrupten im Trikont und nicht-freien Ausland.  Es stimmt, heute müssen auch die hiesigen Medien von einem James Cameron reden, einem Mauricio Macri, von Neuwahlen in Island, aber der Tenor ändert sich nicht.
Einige Dinge allerdings sind sehr anders als beim erwähnten Wikileaks-Fall. Z. B., dass die Dokumente nicht veröffentlicht und auch nicht den Steuerbehörden übergegen werden, sondern einzelne Ergebnisse daraus von den involvierten Medien heraus gefischt werden. S. dazu die Süddeutsche: Häufige Fragen zu Panama Papers - und Antworten vom 5. 4. 16. Aus Gründen des „Persönlichkeitsschutzes“, wie die „investigativen“ Medien betonen wie etwa der Tagesanzeiger, der schon beim „Swissleaks“-Fall des ICIJ rund um die HSBC-Bank zusammen mit anderen Schweizer Medien eine erbärmliche, propagandistische Rolle gespielt hatte) . Der hat eben so gewirkt, dass die ersten Tage, als es galt, die Wahrnehmung zu fixieren, etwa von Cameron gar nichts gehört haben. Sein Namen tauchte in den Papers auf, im Gegensatz offenbar zu dem Putins, dem aber das Hauptaugenmerk der globalen Freipresse von Beginn weg galt.  Die Süddeutsche Zeitung, der die geleakten Dokumente zuerst zugespielt worden sein sollen, schiebt heute noch als Grund für die Verheimlichung der Daten eine reale oder auch nur behauptete Lebensgefahr für ihre „Quelle“  vor.
No data, no control, sondern Vertrauen in „unsere“ Medien.
Doch dieses Vertrauen könnte ein wenig angekratzt werden. Etwa, wenn am 7. April 2016 State Department-Sprecher Mark C. Toner zugibt, was Wikileaks mit diesem Twitter veröffentlicht hat:  „Die US-OCCRP mag gute Arbeit leisten, aber der Fakt, dass die US-Regierung direkt die  #PanamaPapers Attacke auf Putin finanziert, unterminiert deren Integrität ernsthaft.“  Es geht um das Organized Crime and Corruption Reporting Project. Ein wenig rum tummeln auf deren Homepage und es wird klar: Diese Organisation gehört zum neuen Kalten-Krieg-Instrumentarium.
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Dafür glänzt eine andere Organisation erneut in ihrem wahren Licht: Transparency International  (TI). Roberto Fonseca, Mitinhaber der im Zentrum der Panama Papers stehenden Geldwaschanlage Mossack Fonseca, war von 2004 bis 2007 Mitglied des Beratungsgremium von TI, wie aus seiner Homepage zu ersehen ist. Transparency hat eine schöne, trotz regelmässig  angekündigter Mässigungsversprechen beibehaltene  Angewohnheit: Sie befragt die Globalkorrumpierer aus Finanz und anderen Multis um ihre Meinung zum Korruptionsproblem, auf welcher Basis sie dann ihren jährlichen, von den Medien gierig geschlürften „Korruptionsindex“ erstellt. Mit dem passenden Ergebnis, dass Spitzenkorrupte stets Länder sind, die gerade auf der westlichen Feindesliste stehen. Oder die das nicht kratzen kann wie die Golfstaaten, denn mit ihnen schliessen die global Mächtigen noch jedes Geschäft ab, Jemen-Massaker hin, IS her.