Panama: «Angebliche Leichen»

Donnerstag, 3. Juli 2025

(zas, 3.7.25) Die Kurzmeldung heute in der regimenahen La Prensa von Panama: «Die Staatsanwaltschaft der 1. Sektion der Provinz Bocas de Toro eröffnete nach eine Bericht von angeblichen verwesenden Leichen in einer Bananenplantage nahe bei einem Friedhof in San San eine Strafuntersuchung.»  Die beigezogene Feuerwehr teile im Übrigen mit, dass ihre Rolle sich strikt auf die amtlichen Vorgaben beschränke und die Untersuchung Angelegenheit der Staatsanwaltschaft sei.

Beizufügen wäre, dass in Bocas de Toro die Repression gegen die Streikbewegung gegen die Rentenkonterreform und die faktische Abgabe der Hoheit über den Panamakanal an die USA massiv war/ist. Die Region ist indigen, der Streik richtete sich gegen den Bananenmulti Chiquita, in ganz Lateinamerika als frühere United Fruit für Mord und Terror berüchtigt. Die NZZ liess dazu eine Journalistin im üblichen Tenor berichten: Die Streikenden hätten sich verkalkuliert, der Konzern ziele jetzt auf ein Modell, das ihm den Hauptprofit garantiere, aber das Risiko weiterer Unbotmässigkeiten der Arbeitenden auf andere abschiebe. 

(Zum Kampf siehe hier.) (Zum Kampf siehe hier.)

Fiscalía recibe denuncia de presuntos cadáveres en un bananal de San San, Bocas del Toro; abre investigación
Bild: La Prensa.

 


Panama: Hunderte Festnahmen, Verschwundene und mindestens ein Toter bei Protesten

Dienstag, 1. Juli 2025

 https://amerika21.de/2025/06/275902/panama-repression-operation-omega


Ausnahmezustand und Einschränkung von Rechten. Regierung spricht von "Vandalismus". Laut SOS-Kinderdorf starb Kleinkind durch Tränengas

Panama-Stadt. Seit dem 14. Juni gehen Sicherheitskräfte in Panama im Rahmen der Operation Omega gegen Straßenblockaden und Demonstranten vor. Gewerkschaften, Beschäftigte von Bananenunternehmen und indigene Gemeinschaften protestieren seit April gegen die Rentenreform, ein mit den USA unterzeichnetes Sicherheitsabkommen und den Bergbau.

Am 20. Juni rief die Regierung für die Provinz Bocas del Toro den Ausnahmezustand aus. Laut Medienberichten werden dadurch verfassungsmäßige Rechte wie das Recht auf eine richterliche Anhörung außer Kraft gesetzt. Außerdem sollen Internet- und Mobilfunknetze unterbrochen sein. Jaime Fernández, Direktor der Nationalen Polizei, erklärte gegenüber der Presse, bis zum 23. Juni seien 304 Personen festgenommen worden, darunter 18 Minderjährige.

Mindestens ein Todesfall wurde bislang bestätigt. Ein Mann, dessen Name bisher nicht veröffentlicht wurde, erlitt am 19. Juni bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden schwere Rückenverletzungen. Sanitäter versorgten ihn zunächst vor Ort, doch er verstarb nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus. Der stellvertretende Sicherheitsminister Luis Felipe Icaza bestätigte den Tod in den Medien, bestritt jedoch, dass die Polizei Schusswaffen eingesetzt habe. Der Vorfall ereignete sich in der Ortschaft Rambala in der Provinz Bocas del Toro im Norden Panamas.

Am 25. Juni berichteten verschiedene Medien unter Berufung auf die SOS-Kinderdörfer Panama vom Tod eines 20 Monate alten Kleinkindes infolge von Tränengasbeschuss. Der Vorfall soll sich in Pueblo Nuevo, einem Vorort der Hauptstadt Panama-Stadt, ereignet haben. Das genaue Datum wurde von der Organisation nicht genannt.

Von Regierungsseite wurde auf Gewalt durch Demonstranten hingewiesen. So seien bisher "14 Polizisten verletzt worden, mehr als 13 staatliche Gebäude und 20 Geschäfte erheblich beschädigt und fast 50 Fahrzeuge beschädigt oder in Brand gesteckt worden", hieß es in den Medien. Unter den Festgenommenen, in der Mehrzahl in der Stadt Changuinola in Bocas del Toro, befänden sich auch "90 Mitglieder krimineller Banden".

Olmedo Beluche, Soziologe und Koordinator des Forschungszentrums der Fakultät für Geisteswissenschaften (CIFHU) der Universität von Panama, schrieb in Resumen Latinoamericano: "Dutzende junge Menschen wurden festgenommen, in Handschellen gelegt und in Unterwäsche aus ihrer Provinz nach Chiriquí ausgeflogen – im schlimmsten 'Bukele-Stil'. Die Regierung bestätigt selbst, dass die verfassungsmäßigen Rechte der Jugendlichen aufgehoben wurden." Wie der salvadorianische Präsident Nayib Bukele behauptete auch Panamas Präsident José Raúl Mulino, die Jugendlichen würden einer Jugendbande angehören, hieß es in dem Artikel.

Die Provinz Bocas del Toro an der Grenze zu Costa Rica gehört zu den ärmsten des Landes und lebt überwiegend vom Tourismus und der Bananenproduktion. Der Streik der Beschäftigten auf den Bananenplantagen in Bocas del Toro war ein zentraler Bestandteil der Proteste gegen die geplante Rentenreform. Im Zuge des Streiks wurden bis zu 7.000 Beschäftigte entlassen. Wenige Tage vor Beginn der Operation Omega hatten Gewerkschaften der Bananenbranche erreicht, dass das Parlament einer Verbesserung der Sozialleistungen für diese Gruppe zustimmte, unter anderem einer Absenkung des Rentenalters, und damit den Streik vorerst beendete (amerika21 berichtete).

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Im Zuge der Proteste in Panama sind mehrere soziale Aktivisten verschwunden
Im Zuge der Proteste in Panama sind mehrere soziale Aktivisten verschwunden

Die Demonstranten lehnen ein Abkommen zwischen Panama und der Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump ab, das die Präsenz des US-Militärs in dem mittelamerikanischen Land ausweitet. Sie beklagen außerdem, dass die Rentenreform auf prekäre Altersvorsorge hinausläuft, da sie unter anderem das Prinzip der Generationensolidarität abschafft und ein System individueller Rentenkonten einführt.

Rolando Ortíz von der Nationalen Front zur Verteidigung der ökonomischen und sozialen Rechte (Frenadeso) erklärte gegenüber amerika21: "Der zentrale Punkt der Proteste war die geplante 'Rentenreform 462'. In diesem Punkt wurde ebenso wenig wie bei dem Memorandum, das die Stationierung von US-Soldaten in Panama erlaubt, eine Einigung erzielt. Wenige Tage nach den Verhandlungen hat die Polizei zentrale Anführer der Bananenbranche sowie Verantwortliche der Bildungsproteste und weitere Gewerkschaftsvertreter kriminalisiert und festgenommen." Laut Ortíz gebe es im Moment keine Verhandlungen mit der Regierung, die Proteste gingen aber weiter. "Allerdings auch die Repression, es gibt Hunderte Festgenommene, und mindestens sieben Compañeros sind verschwunden."

Yamir Córdoba von der Gewerkschaft der Bauwirtschaft Suntracs wies gegenüber amerika21 auf weitere Repression hin. Gegen "130 unserer Mitglieder wird ermittelt, unser führendes Mitglied Jaime Caballero befindet sich in einem Hochsicherheitsgefängnis in Haft. Unser Vorsitzender Saúl Méndez hat Mitte Mai in der Botschaft Boliviens Zuflucht gesucht, am 19. Juni hat auch unser Sekretär Erasmo Antonio Cerrud in der Botschaft Nicaraguas politisches Asyl beantragt", erklärte Córdoba.

Suntracs sei schon länger von Repression betroffen. "Unsere Bankkonten sind eingefroren, die Interessenvertretung der Beschäftigten außerhalb der Proteste wird bedroht, unsere Mitglieder stehen aber fester zur Gewerkschaft als je zuvor", sagte Córdoba. "Wir hatten die Möglichkeit, eine Anzeige bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vorzubringen. Sie hat reagiert und Panama auf die Liste der 24 Länder gesetzt, die die Gewerkschaftsarbeit am stärksten einschränken."

In Deutschland hat sich die IG-Baujugend in Hamburg mit der Suntracs solidarisch erklärt und am 13. Juni Irving Pinzon zu einer Veranstaltung per Videoschaltung eingeladen. Pinzon erklärte, die Regierung Mulino sei "die repressivste seit dem Ende der Diktatur 1989". Bereits Ende Mai hatte die IG-Baujugend in einem Solidaritätsschreiben an die Suntracs ein Ende der Verfolgung der Kolleginnen und Kollegen aus Panama gefordert.

 

Linke Stimme Iran: Statement by Independent Iranian Collectives Opposing War and Militaristic Policies

Mittwoch, 18. Juni 2025

 

Statement by Independent Iranian Collectives Opposing War and Militaristic Policies

In light of the unstable and dangerous situation currently facing Iran and the region, the undersigned collectives consider it their duty to adopt a united stance.

The working classes of Iran — workers, teachers, nurses, retirees, and other wage earners — have never, and will never, benefit from war, from increasing militarization, from bombardments on the country, or from the dominant exploitative policies.

The military attacks by Israel and the bombing of hundreds of targets across various regions of Iran — including

infrastructure, workplaces, refineries, and residential areas — are part of a militaristic project whose cost is borne by ordinary people, especially the working class, in the form of lost lives, livelihoods, and security.

The Israeli state’s claim that it harbors no hostility toward the Iranian people is nothing but a lie and a piece of political propaganda. Just yesterday, the Israeli Minister of Defense threatened to “reduce Tehran to ashes.” The constant threats from Trump and other U.S. officials, along with the full support of Western governments for such actions, have only exacerbated tensions, insecurity, and destruction in the region.

The governments of Israel and the United States are directly responsible for the current genocide in Gaza and for many

other crimes committed in the region and the world. The United Nations and other international institutions, which hypocritically present themselves as defenders of peace while remaining silent in the face of these crimes, are also part of this same structure of domination. The global capitalist system — with its profit-driven logic and imperialist powers — is a root cause of wars, humanitarian catastrophes, and environmental destruction.

The Iranian working class not only gains nothing from war, but is directly targeted by it. The continuation of economic sanctions, massive allocations to military spending, and the restriction of freedoms bring about further poverty, repression, hunger, death, and displacement for millions.

 

We, the independent labor and popular activists and collectives of Iran, have no illusions that the United States or Israel will bring us freedom, equality, or justice — just as we hold no illusions about the repressive, interventionist, reckless, and anti-worker nature of the Islamic Republic.

For years, Iranian workers have been struggling to obtain the most basic rights and living conditions, paying extremely high prices: imprisonment, torture, executions, dismissal from jobs, threats, and physical assault. We are still deprived of the right to organize, to assemble, and to freely express ourselves. Workers across the country have every reason to be outraged and fed up with the Islamic Republic and the capitalists who, for more than four decades, have accumulated

immense wealth at the cost of our precarity and lack of rights. All authorities and institutions responsible for the repression and murder of workers, women, youth, and other oppressed people in Iran must be held accountable and judged by the people themselves.

Our struggle as a working class is a social and class-based struggle. It will continue by relying on our own strength, on the momentum of recent popular movements — such as Bread, Work, Freedom and Woman, Life, Freedom — and through solidarity with the international working class and all humanist, libertarian, and egalitarian forces.

The continuation of the current path of war will bring nothing but further destruction, irreversible environmental damage, and

the repetition of human tragedies. The Iranian working class and oppressed people — like the oppressed peoples of other countries in the region — are among the main victims of this situation.

We, the undersigned collectives, call on all labor organizations, human rights groups, peace movements, environmental activists, and antiwar forces around the world to raise a united voice to demand an immediate end to war, bombings, massacres of innocent people, and environmental destruction — and to support the struggles of the people of Iran and the region to end genocide, war, and repression.

The peoples of the Middle East need an end to the devastating tensions between regional and global powers, and the

establishment of a lasting peace — a peace in which people can determine their own destinies through grassroots organizing, mass protest, and direct, collective participation.

No to war – No to militarism!

An immediate ceasefire is our urgent demand.

Signed by:

Syndicate of Workers of the Tehran and Suburbs Bus Company

Syndicate of Workers of the Haft Tapeh Sugarcane Company

Retired Workers of Khuzestan

Pensioners’ Union

 

Coordination Committee to Help Form Workers’ Organizations

Pensioners’ Union Group

June 17, 2025