Südmexiko-Newsletter August/September 2017

Dienstag, 26. September 2017

chiapas.ch


AKTUELL ZUM ERDBEBEN IN SÜDMEXIKO

Spezial Newsletter 10. Sept.: Bericht und Spendenaufruf
Weiterlesen: http://chiapas.ch/?artikel_ID=1194

Erdbebenopfer in Mexiko kritisieren mangelnde Notfallhilfe
Bislang wenig Hilfe für Überlebende. Lebensmittel werden knapp, Trinkwasser verteuert sich. Gemeindepräsidentin verteilt Hilfsgüter nur an Parteigänger.
Weiterlesen: https://amerika21.de/2017/09/184737/erdbebenopfer-mexiko-kritik-notfallhilfe

Radio RaBe: Erdbeben = politisches Beben? Interview mit Philipp Gerber zur Situation in Mexiko nach dem Erdbeben
Hören: http://rabe.ch/2017/09/13/jurafrage-erdbeben-goldraub/

Wir halten euch auf dem Laufenden.

Communiqué des CNI, in welchem sie sich mit den vom Erdbeben betroffenen Gemeinden solidarisch erklären und die Kontinuität der kapitalistischen Enteignung verurteilen.
Auf Deutsch: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2017/09/14/kommunique-des-nationalen-indigena-kongress-in-solidaritat-mit-den-vom-erdbeben-betroffenen-gemeinden-und-verurteilung-der-kontinuitat-der-kapitalistischen-enteignung/
Auf Spanisch: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2017/09/10/comunicado-del-cni-por-la-solidaridad-con-los-pueblos-afectados-por-el-sismo-y-denunciando-la-continuidad-del-despojo-capitalista/



CHIAPAS

Der Kampf der Zoque-Frauen von Chiapas für ihr Land und gegen den Raubbau
Audio: https://archive.org/details/MariaSanchezWeb_201708

Timo Dorsch: Die andere Wahl. Zur Ethik der zapatistischen Politik
Hintergründe zur Wahl der Präsidentschaftskandidatin des CNI, Maria de Jesús Patricia Martínez (Nahua) im Mai.
Weiterlesen: http://www.zeitschrift-luxemburg.de/die-andere-wahl-zur-ethik-der-zapatistischen-politik/

EZLN-Communiqué vom 9. August: Die Stunde des Erblühens der Völker war gekommen
Auf Spanisch: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2017/08/07/llego-la-hora-del-florecimiento-de-los-pueblos-un-paso-mas/
Auf Deutsch: https://www.chiapas.eu/news.php?id=9438

CNI: Aufruf zur Arbeitsversammlung im Oktober in Chiapas
Auf Deutsch: https://www.chiapas.eu/news.php?id=9484
Auf Spanisch: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2017/09/13/cni-convoca-a-la-asamblea-nacional-de-trabajo-entre-el-concejo-indigena-de-gobierno-y-los-pueblos-que-integran-el-congreso-nacional-indigena/



GUERRERO

Videokampagne anlässlich des Jahrestages zu Ayotzinapa
Mehr Infos und mitmachen: http://www.mexiko-koordination.de/19-aktuelles/167-videokampagne-anlaesslich-des-jahrestages-von-ayotzinapa.html

UNO: Suche nach den 43 vermissten Studenten in Mexiko muss beschleunigt werden
Vertreter der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) und der Vereinten Nationen (UNO) haben bei ihrem dritten Besuch in Mexiko die Umsetzung ihrer Empfehlungen an den mexikanischen Staat im Fall Iguala überprüft. Die Regierung hingegen beharrt noch immer auf ihrer unhaltbaren Version, die Jugendlichen seien von Mitgliedern einer kriminellen Organisation ermordet und dann verbrannt worden.
Weiterlesen: https://amerika21.de/2017/09/184110/ayotzinapa-cidh-uno

Tag der Verschwundenen: Alle zwei Stunden verschwindet in Mexiko ein Mensch
Zum Internationalen Tag der Verschwundenen am 30. August macht MISEREOR auf die prekäre Menschenrechtslage in Mexiko aufmerksam. "Die Politik der aktuellen Regierung trägt nicht zur Verbesserung der Sicherheitslage bei. Im Gegenteil: Militär und Polizei sind zunehmend für schwere Menschenrechtsverletzungen in Mexiko verantwortlich", erklärt heute MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel.
Weiterlesen: https://www.misereor.de/presse/pressemeldungen-misereor/tag-der-verschwundenen-alle-zwei-stunden-verschwindet-in-mexiko-ein-mensch/
Interview mit Dr. R. Huhle, Mitglied des Expertenausschusses der UNO zur Umsetzung der „UN-Konvention gegen Verschwindenlassen“
Lesen: https://blog.misereor.de/2017/08/22/gewaltsames-verschwindenlassen-straflosigkeit-ist-symptom-und-ursache/?_ga=2.45328615.2145701478.1503918379-1680307276.1502958209

Don Julián kämpft für seine Dörfer und gegen geplanten Staudammbau
Die Organisation CCTI in Guerrero, welche die Direkte Solidarität seit Jahren mitunterstützt, begleitet auch Don Julián in seinem Kampf. Von medico international.
Kurzen Sendebeitrag anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=L77eEheGLro

Staudamm-Widerstände
In den 1960er und 1970er Jahren galten grosse Wasserkraftwerke als Voraussetzung für eine gute wirtschaftliche Entwicklung in Lateinamerika. Nach über 50 Jahren Erfahrung fragen GegenStrömung und die Lateinamerika Nachrichten in diesem Dossier nach den Folgen der Wasserkraftnutzung in der Region. Dabei wollen sie vor allem auf die unbekannteren Auswirkungen dieser Technologie eingehen.
Dossier als Pdf: http://lateinamerika-nachrichten.de/?aaartikel=wasserkraft-fluch-oder-segen
Freie Flüsse in Südmexiko: Erfolgreiche Staudamm-Widerstände in Oaxaca und Puebla
(S. 39-42)



SCHWEIZER FIRMEN IN MEXIKO

Glencore
Im August kündigte Glencore eine Grossinvestition in Mexikos privatisiertem Energiesektor an: Der Schweizer Multi will 1400 Tankstellen mit Treibstoff versorgen, was ca. 12% des Marktes entspricht. Dafür arbeitet Glencore mit der Tankstellengruppe G500 zusammen, dem stärksten Akteur im privatisierten Geschäft mit dem Verkauf und Vertrieb von Treibstoff. Der Rohstoffkonzern Glencore wird somit zu einem der grossen Gewinner der Struktur-anpassungsmassnahmen unter Enrique Peña Nieto.
Weiterlesen: http://www.chiapas.ch/?artikel_ID=1195&start=0&j=10



MEXIKO – MEDIENSCHAFFENDE UNTER BESCHUSS

Aggressionen gegen Journalisten in Mexiko nehmen weiter zu
Die Menschenrechtsorganisation ARTICLE 19 zählt in Mexiko 1.5 Aggressionen gegen Journalisten pro Tag im ersten Halbjahr 2017. Der Bericht illustriert mit vielen Grafiken diesen komplexen Aspekt der Gewalt in Mexiko.
Weiterlesen auf Spanisch: http://educaoaxaca.org/la-minuta/2341-crecen-23-agresiones-a-periodistas-en-m%C3%A9xico,-la-mitad-fue-cometida-por-funcionarios-art%C3%ADculo-19.html

Weiterer Journalist in Veracruz ermordet
Ende August wurde Cándido Ríos Vázquez von Vermummten erschossen. Er stand seit 2013 unter Polizeischutz, aufgrund von Drohungen lokaler Funktionäre. Vázquez war Polizeireporter der Tageszeitung „Diario de Acayucan“. In Veracruz wurden in den letzten 6 Jahren mindestens 17 Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet.
Weiterlesen: https://amerika21.de/2017/08/183564/mexiko-journalist-mord-candido-rios

Netflix-Mitarbeiter bei Recherchen zu neuer «Narcos»-Staffel erschossen
Ein Freund von Muñoz vermutet in der Zeitung «El País», dass dieser sterben musste, weil er als in der Gegend unbekannter Mann alleine mit einer Kamera unterwegs war.
Weiterlesen: https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/fernsehen/Netflix-Mitarbeiter-bei-Recherchen-zu-neuer-Narcos-Staffel-erschossen/story/26868358

Internationales Forum zu Indigenen und Gemeinschaftlichen Medien (FIMIC)
Mitte August trafen sich Aktivisten von indigenen und gemeinschaftlichen Medien aus ganz Zentralamerika zum alljährlichen Austausch: Wie lässt es sich arbeiten in Zeiten, die so stark von Gewalt geprägt sind?
Mehr dazu auf Spanisch: http://educaoaxaca.org/la-minuta/2336-activistas-de-medios-comunitarios-latinoamericanos-reflexionan-sobre-su-labor-en-contextos-de-violencia.html
Artikel und Hintergrund auf Spanisch: https://desinformemonos.org/comunicacion-la-defensa-del-territorio/



MEXIKO

Gewalt gegen Frauen in Mexiko - Mord an Studentin löst Proteste aus
Täglich werden in Mexiko Frauen ermordet. Kaum eine Tat wird aufgeklärt. Am 17. September gingen Tausende Menschen dagegen auf die Strasse.
Weiterlesen: https://www.taz.de/Gewalt-gegen-Frauen-in-Mexiko/!5448908/

Nafta-Freihandelsabkommen - Kleinbauern protestieren
Zu Beginn der Neuverhandlungen haben in Mexiko Hunderte Kleinbauern gegen den Vertrag protestiert. Am Mittwoch marschierten sie zum Außenministerium im Zentrum von Mexiko-Stadt und skandierten „Raus aus NAFTA“. Vor allem für die Kleinbauern habe das Abkommen keine Vorteile gebracht, sagte der Chef des Bauernverbands Cocyp, José Jacobo Femat. „Die Auswirkungen sind negativ. Oft bekommen die Bauern für ihre Produkte weniger als den Herstellungspreis.“ Die mexikanische Regierung habe keine eigene Vision für die Entwicklung des ländlichen Raums und investiere nicht in die Infrastruktur. „
http://derstandard.at/2000063540645/Pokern-um-den-Freihandel-in-Nordamerika

Tiefe Differenzen um Neuauflage von Nafta-Abkommen
Weiterlesen: https://amerika21.de/2017/08/183396/nafta-usa-mexiko-kanada-freihandel

Audio-Beitrag auf NPLA (8 Min.)
In den kommenden Wochen und Monaten wird das Freihandelsabkommen NAFTA zwischen Mexiko und den USA neu verhandelt. Auch die EU verhandelt das seit dem Jahr 2000 bestehende Globalabkommen mit Mexiko neu. Doch die Situation der mexikanischen Bevölkerung wird sich durch die Modernisierung der Freihandelsabkommen wohl kaum verbessern – im Gegenteil. Das anzuklagen kamen AktivistInnen nicht nur aus Mexiko, sondern ganz Lateinamerika im Juli nach Hamburg, anlässlich des G20-Gipfels. Auf dem Alternativgipfel NoG20 berichteten sie von den Auswirkungen der Freihandelsabkommen und brachten ihre Forderung nach einer gerechten Weltwirtschaftsordnung zu Gehör.
Hören: https://www.npla.de/podcast/lateinamerikanische-aktivistinnen-warnen-vor-freihandelsabkommen/

An der Grenze zu Mexiko: Tödliche Mauern, schon jetzt
Immer höhere Grenzbefestigungen, ständige Überwachung und Menschenjagd der Border Patrol: Die Militarisierung des US-Grenzgebiets zu Mexiko ist nicht erst seit der Machtübernahme durch Donald Trump und seiner Mauerdiskussion in vollem Gang. Eine Reise durch die Wüste Arizonas.
Weiterlesen: http://www.woz.ch/1724/an-der-grenze-zu-mexiko/toedliche-mauern-schon-jetzt

Mexiko hat die höchste Staatsverschuldung Lateinamerikas
Weiterlesen: https://amerika21.de/2017/08/182513/mexiko-staatsverschuldung



HINWEISE

Fr, 29. Sept., Film:„Uno entre muchos años de lucha„, 1997/98, AktivistInnen-Video zur Freiheit von Patricio Ortiz (Chile), Freiestrasse 138 Zürich, 20 Uhr
(im Rahmen der Nekane-Aktionswochen 18.-30. September 2017; www.freenekane.ch)

Sa. 30. Sept. Überregionale Demonstration. Wir feiern Nekanes Freilassung mit ihren FreundInnen von nah und fern. Wir protestieren aber auch dagegen, dass der Schweizer Staat bis heute nicht anerkennt, dass Nekane gefoltert wurde. Gehen wir gemeinsam auf die Strasse gegen Folter und sexualisierte Gewalt! Hechtplatz Zürich, 14 Uhr.
Mehr Infos: www.facebook.com/events/1799669133657698

IN EIGENER SACHE
Mo, 2. Okt., Veranstaltung: Sonderwirtschaftszonen in Südmexiko und deren Auswirkungen auf das Leben der Bauerngemeinschaften und die Umwelt. PBI-Speaking-Tour mit Rosalinda Dionicio Sánchez (CPUVO) und Marcos Arturo Leyva Madrid (Educa), beide aus Oaxaca, organisiert von der PBI, mitunterstützt von medico international schweiz, Mexiko Forum Schweiz, Direkte Solidarität mit Chiapas, Lateinamerika Zentrum Zürich, Universität Zürich
Uni Zürich, Rämistr. 59, Raum RAA-E 30, mit anschliessendem Apéro (18.30 – 21 Uhr)
Mehr Infos: http://www.peacebrigades.ch/de/projekte/schweiz/speaking-tours/m-madrid-und-r-sanchez/
Flyer: http://www.peacebrigades.ch/fileadmin/user_upload/documents/flyers_events/171002_Mexiko_UniZH_02.pdf

Fr, 20. Okt., Buchlesung: „Mein Weg vom Kongo nach Europa. Zwischen Widerstand, Flucht und Exil“ mit dem Autor Emmanuel Mbolela. Autonome Schule, Sihlquai 125 Zürich, 19.30 Uhr. Weitere Lesungen in Bern, Luzern, Basel und St. Gallen.
Infos: http://www.solifonds.ch/de/event/buchlesungen-%C2%ABmein-weg-vom-kongo-nach-europa%C2%BB

General droht mit Eingreifen des Militärs in Brasilien

Freitag, 22. September 2017

https://amerika21.de/2017/09/185343/militaerintervention-brasilien
21.09.2017 Brasilien / Militär

Denkmal gegen Folter und Militärdiktatur in Brasilien. Die Drohung des Generals lässt an dunkle Zeiten denken
Denkmal gegen Folter und Militärdiktatur in Brasilien. Die Drohung des Generals lässt an dunkle Zeiten denken
Quelle: marcusrg
Lizenz: CC by 2.0
Brasília. In Brasilien hat inmitten einer andauernden Staatskrise ein aktiver General mit einem militärischen Eingreifen gedroht. Antonio Hamilton Mourão sorgte mit einer Rede Aufsehen, in der er sich in Brasília zu möglichen militärischen Schritten äußerte, um Brasiliens politische Krise zu lösen.
Hamilton Mourão, General der brasilianischen Armee und Wirtschafts- und Finanzsekretär der Streitkräfte, erklärte, er und andere hochstehende "Gefährten des Heeres" erachteten eine militärische Intervention als möglich, um der politischen Lage des Landes Herr zu werden. In dem Vortrag in der Hauptstadt Brasília verteidigte er ein entsprechendes Vorgehen, sofern die Justiz die bestehenden Probleme nicht zu lösen vermag. Mourão bezog sich offensichtlich auf die Korruption unter brasilianischen Politikern, die das Land durch mehrere Skandale in Atem hält.
Laut dem General ist es allerdings noch nicht an der Zeit für das Militär, das Ruder zu übernehmen. Er gehe zudem davon aus, dass dies in mehreren, sukzessiven Schritten stattfinden würde.
Hamilton Mourão ist seit 1972 beim Militär. Im Jahr 2015 ist er in Porto Alegre von seinen Pflichten befreit und nach Brasília in ein bürokratisches Amt ohne Kommando über bewaffnete Einheiten versetzt worden. Der Grund hierfür waren kritische Äußerungen über die Regierung der ehemaligen Präsidentin Dilma Rousseff. Ein unter seinem Kommando stehender Offizier hatte in einer Hommage den Oberst Brilhante Ustra geehrt, dem zahlreiche Verbrechen während der Militärdiktatur, unter anderem Folter und Morde, zu Last gelegt werden.



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(Nachtrag zas) TV Globo gegenüber versicherte der Heereskommandant General Eduardo Villas Bõas, dass Mouráo keinerlei Sanktionen drohten, da die Verfassung (Art. 142) die Armee verpflichte, im Falle von Chaos zu intervenieren.  Breno Altman vom Bündnis Frente Brasil Popular erklärte zur aktuellen Interventionsdiskussion: „Was der General vorschlägt, ist eine noch radikalere, volksfeindlichere und antidemokratischere Variable des parlamentarischen Putsches.“
Wir nähern uns dem Szenario, das die rechten Mobilisierungen gegen die PT-Regierung stürmisch verlangt haben: eine neue Form der Militärdiktatur. Sie wird in dem Mass offensichtlich werden, als es nicht gelingen sollte, auf die Administration Temer nach getaner neoliberaler Drecksarbeit eine „potable“ zivile Administration aufzugleisen.
 

Brasilien: Drogenbarone gegen Candomblé, Psychiater gegen Schwule

Donnerstag, 21. September 2017



„Zerschlag alles, lösch die Kerzen, verjag alle Geister! Das Blut Jesu ist mächtig.“ Gottesfürchtiger Tiefgang, wie er in einem am letzten Wochenendeviral in den social media verbreiteten Video dargeboten wird. Juliana Gonçalves beschreibt in ihrem auf Brasil de Fato veröffentlichten Artikel: „‘Querem substituir a Constituição pela Biblia‘, diz sacerdotede matriz africana“ den Vorfall: „Man sieht, wie eine weiss gekleidete Frau gezwungen wird, in einem Zimmer ihre religiösen Objekte zu zerstören. Untersuchungen zufolge befolgte der Täter Befehle von Drogenhandelsbossen in Rio de Janeiro.“
Als Antwort auf und über den Vorfall hinaus kam es in Rio am letzten Sonntag zu einem Protest von AnhängerInnen und FreundInnen Afrika-stämmiger Religionen gegen religiöse Intoleranz. In São Paulo war etwas Entsprechendes für letzten Mittwoch geplant. Die Journalistin nennt als einen von einem der dortigen Organisatoren, Lucas d’Ogum, angeführten Grund „die prekäre Lage der ‚Völker des axé‘ [afro-brasilianische Musikrichtung], die oft von dem stets evangelischer und fundamentalistischer werdenden [Drogen-] Handel terrorisiert werden. ‚Freunde in Rio berichteten mir von der Situation dort. Es gibt Zonen dort, wo die Leute sich verstecken müssen wegen der Repressionen des Handels gegen die religiösen Manifestationen afrikanischer Herkunft‘, sagt er.“
Der Artikel fährt fort:
„Pater Sidney de Xangô ist Priester der Gemeinschaft da Comprensão e da Restauração Ilê Àse Sàngó in Sâo Paulo. Für ihn sind diese Akte religiösen Rassismus gegen die Kultorte des Candomblé Teil einer konservativen Woge im Land. ‚Aber die grosse Wahrheit ist, dass sie sich verbünden, um uns zu zerstören. Wir sind in einem ungleichen, unfairen Kampf, der sogar Teil eines Plans des Genozids am schwarzen Volk ist.‘“
Die Zahlen von Disque 100 [im Kampf gegen Homophobie 2011 von der PT-Regierung eingerichtete Telefonnummer des Menschenrechtsministeriums] bestätigen die Angaben von Pater Sidnei. Zwischen 2011 und 2016 stiegen die Denunziationen von religiösem Rassismus landesweit von 15 auf 750. In diesem Zusammenhang warnt Pai Sidnei auch vor der Mitschuld der Gesellschaft: ‚Wir leben in einer Zeit, in der die Leute sogar die Verfassung mit der Bibel ersetzen wollen.‘“
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(zas) In dieses bestürzende Bild passt auch die Nachricht vor wenigen Tagen, dass ein Richter in Rio auf Ersuchen einer Gruppe von Psychologen die „medizinische Heilung“ von Homosexualität für rechtens erklärt hat. Diese „Therapie“, auch von der brasilianischen Standesorganisation abgelehnt, meint insbesondere die „Aversionstherapie“ – Schwulen bekommen etwa erotische Bilder von Männern gezeigt und werden gleichzeitig mit eklig riechenden Substanzen traktiert, oder sie erhalten im Fall von Erregungsanzeichen Stromschläge über an ihrem Penis angebrachte Elektroden.Mehrere der homophoben PsychologInnen sind in evangelischen Sekten beheimatet, wie Veja berichtet.
Gegen das Urteil läuft ein Rekurs. Nicht aber gegen die reaktionäre Putschkonstellation, die solches hervorbringt.



Puerto Rico: Der Sturm als "Chance"

Mittwoch, 20. September 2017



(zas, 20.9.17) Zurzeit tobt der Wirbelsturm Maria über Puerto Rico. Die Berichte sind bestürzend: das ganze Stromnetz zerstört, mutmasslich riesige andere Schäden - Abner Gómez, Chef der Notfallbehörde FEMA auf Puerto Rico im Wall Street Journal online: „Wir werden unsere Insel zerstört sehen … Die Auswirkungen sind unkalkulierbar“ – über Tote, Verletzte, Obdachlose noch keine Angaben.
 
Quelle: CNN.
In vielen Berichten wird unterstrichen: Das ganze Stromnetz ist out. Mutmassungen gehen von vielen Monaten der Wiederherstellung aus (vorausgesetzt, es gibt nicht noch weitere Stürme und Maria verursacht nicht noch viel mehr Schaden in Puerto Rio).
In Heft 188 des Correos, das dieser Tage erscheint, beschreibt ein Artikel die Geschichte von Kämpfen und die neuen Varianten der Kolonialherrschaft in Puerto Rico. Darin geht es auch um den staatlichen Stromkonzern Prepa und seine Schuldenwirtschaft. Der letztes Jahr von Obama eingesetzte koloniale Budgetkontrollausschuss, der Parlament und Gouverneur weitgehend zu seinen Exekutivorganen macht, hatte letzten Juni einen Vergleich zwischen Gläubigern und der verschuldeten Prepa mit der Begründung verworfen, der Konzern könne nur mit einer Privatisierung wieder auf die Beine kommen.
Vor einer Woche brachte The Intercept den Artikel „Hurricane Irma Unleashes the Forces of Privatization in Puerto Rico“ über die Vernutzung von Hurrikan Irma, der vor zwei Wochen in Puerto Rico gewütet hatte, für die Privatisierung essentieller Teile von Prepa (Stromerzeugung, nicht aber Verteilung, da die absolut unerlässliche Erneuerung des total maroden Stromnetzes dem bankrotten Staat überlassen werden soll, der die „Spar“-Angriffe nochmals verschärfen soll). Gouverneur Rosselló, auch er ein Promoter der Prepa-Privatisierung, hatte wenige Tage vor Irma in der New York Times gesagt, der Sturm „kann eine Gelegenheit oder eine weitere Belastung werden“.  Intercept berichtete von intensivierten Privatisierungsgesprächen des Prepa-Managements. Das Portal schreibt weiter: „In Radiointerviews nach dem Sturm [Irma] denunzierte ein Vertreter der Stromgewerkschaft Utier die Unternehmensführung, weil sie 170 disponible Arbeiter nicht zu Reparaturarbeiten entsandt hatte, und beschuldigte sie, die Reparaturen zu verzögern, um Stimmung für den Verkauf des Konzerns zu machen. In den vergangenen Monaten äusserte die Gewerkschaft ähnliche Anschuldigungen, wonach Prepa die Performance absichtlich herabsetzte, um die Privatisierungspumpe anzukurbeln. In den Social media zirkulierten auch Gerüchte, dass die düsteren Warnungen von Prepa vor Sturm-bezogenen Ausfällen Signale der neuen, im Rahmen eines Abkommens mit Prepa-Gläubigern installierten, Unternehmensführung an Privatisierer darstellten, dass das System an einem Wendepunkt angelangt sei.“  (Die alte Führung hatte sich gegen eine Privatisierung gestellt.)
Katastrophenkapitalismus – mit neuem Feuer im Zeichen des Klimawandels!