Hotel Bauen in Argentinien bleibt in Arbeiterhand

Freitag, 9. Dezember 2016

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09.12.2016 Argentinien / Politik

Gruß der Bauen-Belegschaft zum 1. Mai 2016
Gruß der Bauen-Belegschaft zum 1. Mai 2016
Buenos Aires. Dreizehn Jahre nach der Besetzung des Hotels Bauen im Zentrum von Buenos Aires hat dessen Belegschaft einen Sieg errungen: Am vergangenen Donnerstag verabschiedete der argentinische Senat mit 39 Für- und sieben Gegenstimmen ein Enteignungsgesetz, das das Hotel zu öffentlichem Eigentum macht und sein Verbleiben in Arbeiterhand legalisiert. Damit wurde ein Parlamentsvotum von November 2015 bestätigt. Die Belegschaftskooperative B.A.U.E.N, ihre 130 Arbeiter und eine breite Solidaritätsbewegung hatten die Enteignung der Vorbesitzer seit Jahren gefordert.
Unter dem Motto "Besetzen, Widerstand leisten, produzieren" war das Hotel im März 2003 besetzt und wiedereröffnet worden, nachdem der frühere Besitzer Solari es 2001 im Zuge der Wirtschaftskrise in den Bankrott geführt, an das Unternehmen Mercoteles S.A. verkauft und die Belegschaft entlassen hatte. Seither entwickelte sich das 20-stöckige Gästehaus als Teil der Fabrikbesetzerbewegung zu einem symbolträchtigen Ort: Mitten im Herzen der argentinischen Hauptstadt entzogen die Aktivisten dort nicht nur ihre Arbeit der Direktive des Kapitals, sondern schufen auch einen Ort der progressiven Kultur und der Zusammenkunft von Arbeiter- und sozialen Bewegungen, so die Arbeiterin und Aktivistin Elvira Jara.
Mercoteles S.A. hatte in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, die Räumung des Hotels zu erwirken. Diverse Räumungsbefehle konnten jedoch nie durchgesetzt werden. "Die Zukunft entscheidet sich eben auf der Straße", äußerte dazu die Arbeiterin Maria Delvalle im Jahr 2007. Dass Mercoteles S.A. nun enteignet wurde, ist zum einen der Ausdauer der Belegschaft zuzurechnen, zum anderen war die Eigentumsfrage bereits lange umstritten.
Das Prestigeprojekt "Bauen" wurde 1978 während der zivil-militärischen Diktatur von dem Unternehmer Marcelo Iurcovich gebaut – in Vorbereitung auf die damals in Argentinien ausgetragene Fußballweltmeisterschaft. Iurcovich erhielt dafür Millionenkredite von der staatlichen Entwicklungsbank Banade, zahlte diese jedoch nie zurück. 1997 verkaufte er an Solari. Dennoch erhob die Familie Iurcovich bis zuletzt Anspruch auf das staatlich subventionierte Hotel, weil Mercoteles S.A. mehrheitlich den Iurcovichs gehört.
Die Kooperative hat sich die Vorgänge um den Bankrott, Weiterverkauf und die Schuldenverschleppung erfolgreich politisch zu Nutze gemacht. "Jetzt können wir nicht nur unsere Arbeitsplätze erhalten, sondern ohne ständige Bedrohung Raum für soziale und politische Organisationen schaffen", freut sich die Vorsitzende Maria Eva Lossada.
Senatoren der konservativen Partei Propuesta Republicana (Pro) des amtierenden neoliberalen Präsidenten Mauricio Macri stellten sich bis zuletzt gegen das Enteignungsgesetz.