Peru: Drei Kurzinfos zu einem Mord, einer bizarren «Linkspartei» und einem chinesischen Minenmulti

Dienstag, 31. Januar 2023

 (zas, 30. 1. 23) Am Samstag kam es zu einer weiteren Mobilisierung in Lima - und zu einem Ermordeten, Víctor Santisteban, 55 Jahre alt. Carlos Noriega von der argentinischen Página/12 beschreibt heute, wie die Demo stundelang friedlich blieb, dann aber im Zentrum von der Polizei angegriffen wurde, worauf es zu Strassenschlachten mit ungleichen Waffen kam. Ein Pro-Putsch-TV-Kanal sendete live, was Noriega so zusammenfasst: «Eine Gruppe Demonstrierender stand vor der Polizeisperre, sie warfen keine Steine, nichts. Plötzlich war ein Knall zu hören und eine Person fiel zu Boden. Es kam zu einem Durcheinander, es gab Schreie, Verzweiflung. In diesem Moment brach der Kanal die Live-Übertragung ab (…) Ein Video im Portal Wayka zeigt, wie Víctor, der in einer Gruppe ist, die sich vom Tränengas entfernt, das die Polizei aus wenigen Metern Distanz schiesst, fällt. Man sieht ein weisses Licht, das von dort kommt, wo die Polizeikräfte stehen und Víctor erreicht. Neben ihm gibt es einen weissen Rauch wie aus Tränengasgranaten (…).»

Der noch lebende Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er starb. «Vor dem Spital, wohin Víctor und andere Verletzte gebracht wurden, kam es zu einer friedlichen Versammlung, einer Mahnwache. Es soll mehr als 30 Verletzte gegeben haben. Ein Schwerverletzter mit Schädelbruch ist in der Intensivstation. Die Polizei kam zum Gesundheitszentrum und ging mit Gewalt auf die Versammelten los. Ein medizinischer Rapport hielt fest, Santisteban starb an einem Einschuss im Kopf, hinter dem rechten Ohr, der ihm das Gehirn zerschmetterte. Er machte ohne weitere Spezifizierung ein ’hartes, stumpfes Objekt als Todesursache fest. Die Medien begannen ohne weitere Grundlage zu verbreiten, ein Stein habe seinen Tod bewirkt. Die Bilder der Videos, die zeigen, wie eine Tränengasgranate aus kurzer Distanz auf Víctor geschossen wurde, die Zeugnisse der medizinischen Brigadistas, die den Mann [notfallmässig vor Ort] behandelten, dementieren diese Version. ‘Es war kein Stein’, versicherte Doktor Quispe.»

___________

Am Freitag lehnte die Parlamentsmehrheit einen Antrag auf Vorverlegung der Neuwahlen auf Oktober dieses Jahres ab. Mit dabei in der Ablehnungsfront der Rechten die Partei Perú Libre, auf deren Liste 2021 Pedro Castillo seinen Präsidentschaftswahlkampf bestritten hatte. Deren absurde Begründung für dieses Verhalten: Man habe so Druck aufsetzen wollen für eine parlamentarische Zustimmung zu einer Verfassungsgebenden Versammlung. Carlos Noriega befragte am 29. November den bekannten Historiker Carlos Monge, der zu dieser «Übereinstimmung der Ultrarechten und einem Sektor der Linken meinte: ‘Sie teilen eine konservative Agenda gegen das Vorankommen der Genderperspektiven, gegen die Rechte der Frauen, gegen die sexuelle Diversität. Sie wollen ein paar Monate länger [im Parlament] bleiben, um diese Agenda voranzutreiben (…) Wenn sie die Zeit bis zu den Wahlen verlängern, machen Perú Libre und [deren Sozialorganisation] Bases Magisteriales der Rechten den Weg frei, um die Wahlbehörde zu vereinnahmen.’» Interessanterweise stimmte die fujimoristische Partei Fuerza Popular aber für die Vorverlegung der Wahlen auf dieses Jahr. Monge sieht dahinter zwei Motive: Druck von der eigenen sozialen Basis und das Kalkül, in dieser kürzeren Zeit die gesamte Rechte hinter sich als einzig reale Kraft mit Präsidentschaftsmöglichkeiten zu scharen.

___________

Das argentinische Portal Resumen Latinoamericano übernimmt, wie leider üblich, einen Artikel ohne Quellenangabe, wonach der chinesische Minenumulti MMG die Produktion seiner Mine Las Bambas ab 1. Februar einstelle, wenn nicht die Nachschubprobleme aufgrund der Strassenblockaden behoben werden.