Honduras: ein Verhandlungsmord

Samstag, 21. Januar 2012

(zas, 21.1.12) Gestern Freitag wurde Matías Valle von zwei Personen auf einem vorbeifahrenden Motorrad erschossen, als er beim Weiler Quebrada de Arena in der Gemeinde Tocoa auf den Bus wartete. Valle war ein wichtiger Aktivist der BäuerInnenvereinigung MUCA, eine von mehreren Landorganisationen, die seit zwei Jahren einen erbitterten Widerstand gegen ihre von drei Palmöl-Mogulen betriebene Vertreibung aus dem im Agrarkonfliktgebiet Bajo Aguán  führt. In den letzten zwei Jahren sind hier 45 BäuerInnen ermordet worden.

Matías Valle. Bild: resistenciahonduras.net

Matías Valle war in den Worten von MUCA-Generalsekretär Yoni Rivas „ein total mit den Kampf identifizierter Genosse und fundamental für den Verhandlungsprozess mit der Regierung und den Palmölgrossgrundbesitzern“.  2010 verhandelte die Putschregierung II von Porfirio Lobo mit den Agrarkooperativen eine Lösung des Bodenproblems im Bajo Aguán, dem sich jedoch die Grossgrundbesitzer um Miguel Facussé verweigerten (zur Rolle von Facussé im Drogenhandel vgl. den mit dieser Notiz zusammen publizierten Artikel aus Correos 167 (September 2011). Der Mord an Valle steht für das MUCA klar im Zusammenhang mit einer soeben erfolgten Gesprächsrunde: „Es besteht kein Zweifel daran, dass dieser neue Mord mit dem Landkonflikt zusammenhängt. [Die Grossgrundbesitzer] wollen uns dazu bringen, den Vorschlag der Regierung und der Privatbanken für den Landkauf zu akzeptieren“.  Dem MUCA zufolge würde dieser Vorschlag eine unbezahlbare Schuld bei Privat- und Staatsbanken von fast 2 Mrd. Lempiras ($105 Mio.) mit sich bringen.

Nach einer Mordserie an widerständigen BäuerInnen wurde das Gebiet des unteren Aguán-Flusses militarisiert (mit der letzten September begonnen Operación Xatrach). Seither sind 9 Bauern und eine Bäuerin ermordet worden.