Mit Victoria Nuland

Dienstag, 18. Februar 2014



(zas, 18.2.14) Der Feind meines Feindes ist bekanntlich nicht notwendigerweise mein Freund. Daraus indes den Schluss zu ziehen, dass mein Feind möglicherweise mein Freund sei, ich ihm auf jeden Fall vieles unbemerkt durchgehen lasse, zeugt nicht gerade von Ehrlichkeit.

Zu Venezuela unterstützen das State Department und die Medieninternationale eine gewalttätige Destabilisierungsstrategie ihrer friends im Land – gewalttätig sowohl, was die Faschokräfte auf den Strassen wie auch die absichtliche Verschärfung von Inflation und Versorgungsengpässen betrifft. In der Ukraine, wo wir im Gegensatz zu Venezuela keinen positiven Bezugspunkt im Regierungslager sehen, spielt sich bis zu einem gewissen Grad Vergleichbares ab. Nur schon die Tatsache, dass es dem Mediengros bis heute leicht fällt, die faschistischen, sich auf die ukrainische SS berufenden Kräfte im "Bürgerprotest" zu übersehen, ist ein Warnzeichen. Immerhin ist deren Chef einer der drei allgegenwärtigen Führer des "demokratischen Aufbruchs". Wenn sich das Thema dann doch nicht mehr ganz wegfeiern lässt, findet sich schnell einer, der, wie vorgestern in der NZZ am Sonntag, das hohe Lied auf die überhaupt nicht antisemitische Bewegung anstimmt, eingebettet in den neuen Trend, Ex-Militärs, die in Afghanistan oder für Israel kämpften, als Pole der Mässigung darzustellen.

Neben Janukowitsch ist der grosse Böse im Spiel natürlich "der Russe". Putin erpresst und besticht die Ukraine, während die EU den Menschen nur Optionen anbietet (take it or Maidan). Die übliche Güte einer Elite, wie wir sie aus dem neoliberalen Totalangriff quer durch Europa kennen. Umso mehr jault der Euro-Mainstream auf, wenn eine US-Diplomatin sagt: "Fuck the EU". Welch Skandal! Da lässt sich trefflich ignorieren, was die Frau eigentlich im geleakten Telefonat mit ihrem Botschafter in Kiew zum Ausdruck gebracht hat, die Selbstverständlichkeit, mit der Washington die Geschicke der Ukraine bestimmen will. So dass man, hat man erst Distanz zur EU-Schimpfe markiert, wieder voll auf Pawlow schalten kann und vom mächtigen ukrainischen Unabhängigkeitsdrang schwärmen kann, der unbedingt in Brüssel zuhause sein will.

Als Gegengift gegen diese Art von Desinformation, wie sie heute in Venezuela gegen das Emanzipationslager eingesetzt wird, wirkt die Lektüre des fraglichen Telefongesprächs. Deshalb sei sie hier jenen empfohlen, die das noch nicht gemacht haben. Es lohnt sich immer noch.
Die Transkription:
Ukraine crisis: Transcript of leaked Nuland-Pyatt call.