Der Krieg Kubas gegen Ebola

Sonntag, 26. Oktober 2014



Der Krieg Kubas gegen Ebola
Belen Fernandez
(20.10.14) Diesen Monat schrieb die Washington Post: „Bezüglich der medizinischen Antwort auf Ebola legt Kuba eine seine Grösse weit übersteigende Leistung hin.“ Während die Welt angeklagt war, nach dem Ausbruch der Epidemie zu zaudern,  „stach die kleine Insel“, so die Post, „als zentrale Lieferantin medizinischer Expertise in den von Ebola betroffenen westafrikanischen Ländern hervor“.  165 Profis im Gesundheitswesen waren nach Sierra Leone entsandt worden – das bisher grösste ausländische Team – und weitere fast 300 Ärzte und Krankenpflegerinnen befanden sich im Training für ihren Einsatz in Liberia und Guinea.
A Cuban nurse enters a tent during a practice drill at a training camp in Havana, Cuba [AP]
Kubas Antwort auf Ebola steht in der Tradition seiner Beiträge zur globalen Gesundheit. 2009 berichtete die New York Times, „dass Kuba in den 50 Jahren zuvor 185‘000 Gesundheitsprofis in medizinischen Missionen in mindestens 103 Länder geschickt hat.“  Das schuf natürlich viele Gelegenheiten für pointierte Vergleiche mit seinem imperialen Nachbarn im Norden, der eine auf Zerstörung beruhende Aussenpolitik vorzieht. Eine kubanische Ärztin in Venezuela meinte dazu einst zu mir: „Wir kämpfen auch in Kriegszonen, aber um Leben zu retten.“
Neben direkten Invasionen und ähnlichem spezialisieren sich die USA auch in subtileren Formen der Kriegsführung. Nach der Kuba-Story der Post erinnerte uns Greg Grandin einem Blog-Beitrag für The Nation an eine „weniger berichtete Story“: Die USA „arbeiten aktiv daran, die Wirksamkeit der kubanischen Medizinhilfe im Ausland zu verwässern, indem sie ihre überholte Kaltekriegsobsession mit Kuba über die Bedürfnisse nach medizinischer Grundversorgung einiger der ärmsten Leute der Welt stellen“.
Wie funktioniert diese Verwässerung?
Über sein Cuban Medical Professional Parole Programme stiftet das State Department kubanisches Gesundheitspersonal dazu an, sich mithilfe der US-Konsulate aus den Drittländern, in denen sie arbeiten oder studieren, in die USA überzulaufen. Grandin merkt trocken an: „Wenn nur die hungernden Kids aus dem vom Putsch geplagten Honduras so eine Hilfe bekämen!“  […] Zusammen mit einer verbreitete Wirtschaftsmisere, die sich bei unweigerlich bei Servilität gegenüber ausländischem Kapital einstellt, haben der steile Anstieg der Post-Putsch-Kriminalität und ein allgemeines Klima der Straffreiheit zu einem unverhältnismässigen Anschwellen der Zahl unbegleiteter honduranischer Minderjähriger geführt, die an der Grenze der USA auftauchen  - dem Land, das in nicht geringem Mass für ihre Notlage verantwortlich ist.
Um zu wissen, was als nächstes passiert, siehe den Titel einer Reuters-Meldung vom Juli: „Erster US-Flug deportiert honduranische Kinder im Fast-Track-Verfahren“. […]

Krankheit und Profit
Rob Wallace, ein Phylogeopgraph an der University of Minnesota, erklärte mir kürzlich, warum „diese spezielle Ebola bis in ihrem viralem Kern neoliberal“ ist: „Der letzte, Kapital-getriebene land rush, der die westafrikanische Waldabholzung antrieb, und die Strukturanpassung, die die regionale Gesundheitsinfrastruktur zusammenstrich, entstanden beide aus dem neoliberalen Program“, wie er mir emailte. „Ersteres weitete das Interface zwischen Menschen und Wild im Wald mit Ebola aus. Das zweite bewirkte die inadäquate medizinische Antwort, die die Übertragung verstärkte.“  Das Essai „The Political Economy of Ebola“ im Jacobin-Magazin zeigt weitere Methoden auf, wie der freie Markt der Krankheit erlaubt zu gedeihen. Kurz zusammengefasst ist Ebola „eine unprofitable Krankheit“, ausser Stande, die Pharmaindustrie zu verführen.
Vielleicht ist es nicht überraschend, dass Kuba, nicht angesteckt vom Neoliberalismus, derart stark auf die aktuelle Epidemie geantwortet hat.
·         Cuba’s war on Ebola

http://www.aljazeera.com/mritems/imagecache/198/300/mritems/images/2014/10/19/201410196610762734_20.jpg
Cuba's former leader says offer not aimed at ending animosity with US but needed in the interests of "world peace". ( 19-Oct-2014 )