Puerto Rico: Der Sturm als "Chance"

Mittwoch, 20. September 2017



(zas, 20.9.17) Zurzeit tobt der Wirbelsturm Maria über Puerto Rico. Die Berichte sind bestürzend: das ganze Stromnetz zerstört, mutmasslich riesige andere Schäden - Abner Gómez, Chef der Notfallbehörde FEMA auf Puerto Rico im Wall Street Journal online: „Wir werden unsere Insel zerstört sehen … Die Auswirkungen sind unkalkulierbar“ – über Tote, Verletzte, Obdachlose noch keine Angaben.
 
Quelle: CNN.
In vielen Berichten wird unterstrichen: Das ganze Stromnetz ist out. Mutmassungen gehen von vielen Monaten der Wiederherstellung aus (vorausgesetzt, es gibt nicht noch weitere Stürme und Maria verursacht nicht noch viel mehr Schaden in Puerto Rio).
In Heft 188 des Correos, das dieser Tage erscheint, beschreibt ein Artikel die Geschichte von Kämpfen und die neuen Varianten der Kolonialherrschaft in Puerto Rico. Darin geht es auch um den staatlichen Stromkonzern Prepa und seine Schuldenwirtschaft. Der letztes Jahr von Obama eingesetzte koloniale Budgetkontrollausschuss, der Parlament und Gouverneur weitgehend zu seinen Exekutivorganen macht, hatte letzten Juni einen Vergleich zwischen Gläubigern und der verschuldeten Prepa mit der Begründung verworfen, der Konzern könne nur mit einer Privatisierung wieder auf die Beine kommen.
Vor einer Woche brachte The Intercept den Artikel „Hurricane Irma Unleashes the Forces of Privatization in Puerto Rico“ über die Vernutzung von Hurrikan Irma, der vor zwei Wochen in Puerto Rico gewütet hatte, für die Privatisierung essentieller Teile von Prepa (Stromerzeugung, nicht aber Verteilung, da die absolut unerlässliche Erneuerung des total maroden Stromnetzes dem bankrotten Staat überlassen werden soll, der die „Spar“-Angriffe nochmals verschärfen soll). Gouverneur Rosselló, auch er ein Promoter der Prepa-Privatisierung, hatte wenige Tage vor Irma in der New York Times gesagt, der Sturm „kann eine Gelegenheit oder eine weitere Belastung werden“.  Intercept berichtete von intensivierten Privatisierungsgesprächen des Prepa-Managements. Das Portal schreibt weiter: „In Radiointerviews nach dem Sturm [Irma] denunzierte ein Vertreter der Stromgewerkschaft Utier die Unternehmensführung, weil sie 170 disponible Arbeiter nicht zu Reparaturarbeiten entsandt hatte, und beschuldigte sie, die Reparaturen zu verzögern, um Stimmung für den Verkauf des Konzerns zu machen. In den vergangenen Monaten äusserte die Gewerkschaft ähnliche Anschuldigungen, wonach Prepa die Performance absichtlich herabsetzte, um die Privatisierungspumpe anzukurbeln. In den Social media zirkulierten auch Gerüchte, dass die düsteren Warnungen von Prepa vor Sturm-bezogenen Ausfällen Signale der neuen, im Rahmen eines Abkommens mit Prepa-Gläubigern installierten, Unternehmensführung an Privatisierer darstellten, dass das System an einem Wendepunkt angelangt sei.“  (Die alte Führung hatte sich gegen eine Privatisierung gestellt.)
Katastrophenkapitalismus – mit neuem Feuer im Zeichen des Klimawandels!