Weltbank: Kleiner Ausrutscher

Mittwoch, 17. Januar 2018



(zas, 16.1.18) In manchen Regierungskreisen legt man viel Gewicht auf den jährlichen Doing-Business-Report der Weltbank. Sein Konzept ist schlicht. Er fragt: Welches Land ist wettbewerbsfähiger beim Anlocken von InvestorInnen? Und stellt auf der Basis von so Dingen wie „Bürokratie“ bei einer Geschäftseröffnung, Regulierungssysteme u.v.m. eine Rangliste der Länder auf.
Letzten Freitag veröffentlichte das Wall Street Journal einen Artikel mit Aussagen des Chefökonomen der Weltbank, Paul Romer, wonach der Chef des Report-Teams, Augusto López-Claros, mit permanentem Verändern der Kriterien für die Erstellung der Rangliste insbesondere Chile geschadet habe. Während das Land unter der ersten Regierung Piñera sein Ranking auf Platz 25 verbessert habe, sei es jeweils unter den beiden Regierungen Bachelet massiv abgerutscht, 2017 belegte es den Platz 57. No good for business. Romer „fügte an“, so das Journal, „dass die an der Methodologie für das Ranking angebrachten Veränderungen den Anschein hatten, politisch motiviert zu sein.“ Im Klartext: Unterstützung für die erfolgreiche Kampagne Piñeras für seine Wiederwahl. Piñera hatte seine Kampagne auf die schlechte Wirtschaftslage fokussiert. Romer: „Ich möchte mich persönlich bei Chile und jedem anderen Land entschuldigen, wo wir einen falschen Eindruck vermittelten.“ Die Weltbank werde, so das Journal, die methodologischen Veränderungen korrigieren, die „den Effekt hatten, Chiles Ranking unter der abtretenden Präsidentin Michelle Bachelet schwer abzustrafen“.
Der chilenische Wirtschaftsminister meinte: „So etwas Unmoralisches hat man selten gesehen. Wir hoffen, dass die Korrektur der Rangliste schnell erfolgt, doch der Schaden ist schon angerichtet.“ Bachelet forderte in einem Tweet „eine umfassende Untersuchung“ und erläuterte: „Die von den internationalen Institutionen administrierten Rankings müssen vertrauenswürdig sein, denn sie beeinflussen die Investition und die Entwicklung der Länder.“
Mittlerweile ist Romer auf seinem Blog zurückgekrebst, er habe nie politische Manipulationsabsichten unterstellen wollen: „Was ich sagen wollte, ist, dass viele von uns in der Bank glauben, dass wir einen besseren Job beim Erklären dessen, was unsere Zahlen bedeuten, machen könnten.“
Gähn.
Der Doing-Business-Report ist natürlich –wie der ebenfalls oft zitierte Wettbewerbsindex des WEF - ein Instrument für die globalen Kapitalgruppen, das Länder, also die Menschen, die dort leben, als konkurrierende Profitbasen wahrnimmt und bezweckt, sie darauf festzunageln. Die Bitte Bachelets von wegen Vertrauenswürdigkeit mutet geradezu komisch an. Seit einigen Jahren posiert die Weltbank etwa als Gralshüterin für Ökologie und fördert gleichzeitig, wenn der öffentliche Druck es nicht gerade verhindert, Kohlenbergbau und Agrotreibstoffe. Periodisch wird ein „Skandal“ der offensichtlichen Manipulation bekannt, um danach schleunigst entsorgt zu werden. Wer erinnert sich noch an die falschen Wachstumsberechnungen der beiden StarkönomInnen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart vom IWF, die wiederholt – unter bewunderndem Staunen der Fachwelt – darlegten, dass Staaten ab einer Verschuldung von 90% des BIP absacken? Diese „wissenschaftliche Erkenntnis“ war eines der Totschlagargumente für den EU-Terror gegen das noch rebellische Griechenland unter der Syriza-Regierung. Rogoff-Reinhart wurde später als Fake entlarvt. Aber am Credo hat sich nichts verändert. Es ist weiter Mittel zum Zweck des Verarmungsangriffs.