Venezuela: Ablenkungsmanöver, Kriegsvorbereitungen?

Montag, 22. April 2019


(zas, 22.4.19) Die State-Department-Sprecherin Morgan Ortagus teilte letzten Freitag per Twitter mit: „Wir applaudieren der Regierung von Malta die ihren Luftraum für russischen Flüge gesperrt hat, die das brutale ehemalige Regime in Venezuela versorgen sollen. „Wir rufen alle Länder auf, Maltas Beispiel zu folgen und die Kreml-Unterstützung für den Diktator Maduro zu stoppen.“
Am Montag zuvor veröffentlichte CNN auf der Basis der Aussagen eines/er nicht namentlich genannten, aber „mit der Sache vertrauten“ Offiziellen von neuen Ideen zum Umgang mit Venezuela, die das Pentagon aufgrund einer Anweisung von Sicherheitsberater John Bolton entwickle: „Das Pentagon entwickelt neue militärische Optionen für Venezuela, gerichtet auf die Behinderung des russischen, kubanischen und venezolanischen Einflusses im Regime von Präsident Maduro, die aber vor jeden kinetischen Militäraktion Halt machen.“ CNN fügt an: „Und obwohl Aussenminister Mike Pompeo kürzlich erklärte, ‚alle Optionen’ lägen auf dem Tisch, sagen verschiedene Pentagon-Offizielle weiterhin, im Verteidigungsministerium gäbe es keinen Appetit auf einen US-Militäreinsatz gegen das venezolanische Regime (…) Stattdessen könnten zu den Abschreckungsoptionen auch US-Marinemanöver unmittelbar in der Region, die humanitäre Hilfe betonen, und mehr militärische Interaktionen mit Nachbarländern gehören. Die Idee wäre, jede russische, chinesische oder kubanische Vorstellung, sie könnten unwidersprochen Zugang zur Region haben, in Frage zu stellen.“
Die Malta-Episode wird von russischen Behörden mehr als Propagandashow behandelt. Ein Mitglied des Zentrums für Sicherheitsstudien der Akademie der Wissenschaften wird zum US-Vorhaben, russische Transporte zu blockieren, in einem Bericht von Sputnik so zitiert: „Es ist wenig wahrscheinlich, dass die USA die internationale Gemeinschaft beeinflussen können. Es gab schon ähnliche Ideen, wenn auch in anderem Kontext, um die europäischen Häfen für russische Schiffe zu sperren. Aber sie hatten keinen Erfolg.“
Dennoch werden sich solche Meldungen wohl häufen. Der Gegner soll natürlich über widersprüchliche Wortmeldungen und Handlungen im Ungewissen gelassen werden, ob es zum offenen Krieg kommt oder nicht. Einiges spricht dagegen, aber das auszuschliessen könnte geradezu einer Einladung zum Militärangriff gleichkommen. Unterdessen wird die wirtschaftliche Strangulierung intensiviert, die Menschen werden je länger je mehr psychisch angegriffen werden, die Militarisierung unter dem Radar in Form von z. B. paramilitärischem Aufmarsch an den Grenzen Venezuelas und/oder koordinierter bewaffneter Angriffe im Innern unter dem Deckmantel der „Freiheitskommandos“, welche Trumps Marionette Guaidó angeblich zu Tausenden bereit hält, verschärft sich.
Auch wir, die solidarischen Antikriegskräfte international, werden so auf Trab gehalten – manchmal vielleicht fundiertes, oft aber oberflächliches geostrategisches Werweissen droht, unsere Überlegungen auf ein abschüssiges Terrain zu verlegen, auf „Geostrategisches“, weg von der gesellschaftlichen Auseinandersetzung in und zu Venezuela. Einfach gesagt: Wenn die ganze Zeit von der „sozialistischen Misswirtschaft“ in Venezuela die Rede ist, hat das vielleicht auch damit zu tun, dass vielerorts die Frage nach einer anderen Gesellschaft als der der kapitalistischen Zerstörung aufkommt. Und natürlich damit, die vernichtende Grausamkeit des „Sanktionsregimes“ zu verschleiern. Versuchen wir, uns an solchen Inhalten zu orientieren, auch an den spärlichen Informationen darüber, wie die Menschen, die Klassen, in Venezuela mit der Lage umgehen. Ohne deswegen natürlich die reale Kriegsdrohung aus den Augen zu verlieren.