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NEW YORK – Die Regierung von US-Präsident
Donald Trump hat in den letzten Jahren einseitig harte Wirtschaftsanktionen
gegen eine Reihe von Ländern verhängt, deren Regierungen sie zu bestrafen
sucht. Diese Maßnahmen sind unmenschlich, verstoßen gegen das Völkerrecht und
fügen den Menschen, denen die USA angeblich helfen wollen, Schmerz und Leid zu.
Und da die gesamte Welt sich derzeit der COVID-19-Pandemie ausgesetzt sieht,
haben sich die US-Sanktionen zudem zu einer direkten Bedrohung für das
Überleben der Menschen in diesen Ländern – und aller übrigen – entwickelt. Sie
sollten unverzüglich aufgehoben werden.
Auch ist es nahezu unmöglich, die von Gesundheitsexperten zur
Eindämmung von COVID-19 empfohlenen Maßnahmen zur Quarantäne und zur sozialen
Distanzierung einzuhalten, wenn die Regierung die zu Hause bleibenden
Arbeitnehmer nicht entschädigen kann. Länder mit sanktionsverheerten
Staatsfinanzen können sich derartige Subventionen kaum leisten. Daher haben
sowohl der Iran als auch Venezuela den Internationalen Währungsfonds um
Notfallgelder gebeten, um ihnen bei der Bekämpfung der Pandemie zu helfen. Der
IWF hat auf Venezuelas Ersuchen bisher mit der Aussage reagiert, eine derartige
Hilfe könne erst in Betracht gezogen werden, wenn sich seine Mitglieder einig
seien, welche der duellierenden politischen Gruppierungen des Landes als
legitime Regierung anerkannt werde. Dies ist eine direkte Folge der
ungeheuerlichen US-Entscheidung vom letzten Jahr, mit diplomatischer Tradition
zu brechen und eine Regierung anzuerkennen, die keine Kontrolle über ihr Land
ausübt, und andere aufzufordern, sich dem anzuschließen.Die
Wirtschaftssanktionen schaden nicht bloß den Menschen in den mit Sanktionen
belegten Ländern. Sie erhöhen das Risiko, dass sich diese Länder zu regionalen
COVID-19-Epizentren entwickeln, was alle Versuche der Nachbarländer, die Flut
aufzuhalten, vereitelt. Die Eindämmungsbemühungen müssen weltweit erfolgen, und
gefährdete Länder müssen auf jede erforderliche internationale Unterstützung
zählen können. Sanktionen durch die Regierung der weltgrößten Volkswirtschaft
machen dies unmöglich.Die USA sollten umgehend alle Wirtschaftssanktionen
gegenüber Ländern, die sich bei der Bekämpfung der Krankheit schwer tun,
aussetzen. Das Finanzministerium sollte zudem Leitlinien erlassen, die
klarstellen, dass alle Geschäfte mit Regierungsvertretern, die persönlich mit
Sanktionen belegt wurden, in dem Umfang zulässig sind, in dem diese
Regierungsvertreter in ihrer offiziellen Eigenschaft handeln. Die USA sollten
außerdem aufhören, Bemühungen betroffener Länder um eine multilaterale
Finanzierung zur Bekämpfung der Notlage zu blockieren.Die
US-Wirtschaftssanktionen haben dazu geführt, dass Millionen von Menschen
leiden, und könnten bald Zehntausende töten, wenn nicht sogar deutlich mehr.
Die Verschärfung des Leids der Zivilbevölkerung in dem Versuch, das Verhalten
ihrer Regierung zu ändern, ist moralisch verwerflich und durch das Völkerrecht
untersagt. Diese Strategie während der schlimmsten Gesundheitskrise der
modernen Zeit zu verfolgen zeigt eine rücksichtslose Missachtung menschlichen
Lebens und Verachtung für die Normen zivilisierten Verhaltens.Aus dem
Englischen von Jan Doolan
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(zas) Francisco Domínguez ist ein antichavistischer venezolanischer
Starökonom mit Vergangenheit in Führungpositionen beim UNDP, bei der Bank of
America und bei Torino Capital. 2018 leitete der die Wirtschaftsequippe von
Henri Falcón, dem danach gegen Maduro unterlegenen Präsidentschaftsanwärter.
Jeffrey Sachs, berühmter US-Ökonom. Berüchtigt für seine «Schocktherapien»
in Polen und Russland nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und für sein in den
80-er Jahren in Bolivien angewandtes Konzept der Bekämpfung der Hypeninflation
(lass die Armen erst mal verrecken). Seither aktiv in UN- und anderen Gremien
der Entwicklungspolitik zur Bekämpfung der Armut. Mitverfasser eines letztes
Jahr erschienen Papers
zu den mörderischen Folgen der US-Sanktionspolitik in Venezuela.
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Das US-Finanzministerium verhängte gestern weitere Sanktionen
gegen diverse iranische Akteure, darunter die Revolutionsgarden. Begründung:
Terroristische Aktivitäten. Real geht es um eine weitere
Lähmung des verbliebenen Ölexports und damit auch eine weitere
Verunmöglichung der Mittelbeschaffung für den Kampf gegen die Covid-19-Epidemie.
Auf den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro und weitere chavistische
Offizielle setzte Washington vorgestern ein Kopfgeld für ihre «Ergreifung» aus.
The war must go on. Hier dient die geradezu lächerliche Begründung, Venezuela hätte
mit den FARC zusamnmen während 20 Jahre die Kokainwelle in den USA verschuldet,
weiter auch um eine Ablenkung der bitteren Opferung vieler Menschenleben zugunsten
weiterer «guter Deals» für das US-Grosskapital.
Zur Offensive gegen Venezuela s. US-Regierung
klagt Venezuelas Regierung an – und widerspricht sich selbst auf amerika21.