Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe

Donnerstag, 28. Mai 2020

Multiwatch Basel (basel@multiwatch.ch)






Ernährungssouveränität statt Neokolonialismus der Multis
Gegen das Geschäft mit der Entwicklungshilfe
„We cannot solve our problems with the same thinking we used when we created them.“
Gerade in dieser Zeit gewinnt die Aussage von Albert Einstein an Bedeutung: Die COVID-19-Krise zeigt uns auf, dass wir dringend neue Lösungen für die fragile globale Nahrungsmittelversorgung benötigen. Die Prognosen des UN World Food Programms (WFP) sind alarmierend: Die an Hunger („acute food insecurity“) leidenden Menschen werden sich von 135 (2019) auf 265 Millionen Menschen (2020) fast verdoppeln (siehe WFP, 21.4.2020).
Die jetzige Krise, die Nahrungsmittelkrise 2007/2008 sowie der tägliche Hunger zeigen, dass wir Abhängigkeiten und Ungerechtigkeit innerhalb der „global food supply chain“ abbauen und die Entwicklung in Richtung Ernährungssouveränität lenken müssen (siehe Walden Bello/tni: `Never Let a Good Crisis Go to Waste`). Mit der Ernährungssouveränität wird eine regionale und demokratisch bestimmte Lebensmittelversorgung angestrebt. Das Ziel ist eine möglichst enge Beziehung zwischen Produzent*innen und Verbraucher*innen. Die heutige, neokoloniale Ordnung gleicht einem „globalen Bauernhof“, in welchem Menschen im Globalen Süden einen Grossteil der globalen Lebensmittel produzieren. Aber anstatt selbst satt zu werden und für diejenigen Nahrung produzieren, die Hunger haben, produzieren viele von ihnen – ob als Kleinbäuerinnen oder Plantagenarbeiter – für eine Minderheit von reichen Konsument*innen der Industriestaaten. Und profitieren tun die grossen Konzerne, die handeln, besitzen, verkaufen. 
Der virtuelle Wasserfussabdruck der Schweiz (die gesamthaft benötigte Wassermenge zur Herstellung von in der Schweiz konsumierten Produkten) ist ein Spiegelbild der beschriebenen neokolonialen Weltordnung: 82% des Schweizer Wasserverbrauchs fällt durch Waren und Dienstleistungen an, die aus dem Ausland eingeführt werden – mehrheitlich aus den Ländern des Globalen Südens, in denen die Wasserressourcen oft nicht in ausreichender Menge und/oder Qualität zugänglich sind (siehe Swissinfo, 22.3.2019).
Profiteure dieser neokolonialen Weltordnung sind multinationalen Konzerne wie Nestlé – mit Hilfe der Schweizer Entwicklungshilfe werden Profite „nachhaltig“ maximiert und das Wirkungsfeld der Konzerne erweitert (siehe unsere Falldokumentation „Die Schweizer Entwicklungshilfe und das Geschäft mit dem Wasser“). Aktuelle Recherchen von Public Eye zeigen, dass die Kooperation zwischen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und Schweizer Konzerne massiv ausgebaut werden soll. Sogar Tabakfirmen oder Rohstoffkonzerne kommen dabei in Frage. Dabei zeigt die Entwicklungsoffensive der USA und Bill & Melinda Gates Stiftung nach der Nahrungsmittelkrise 2007/2008 (siehe unsere Falldokumentation „Afrika im Visier des Agrobusiness“), dass durch den Einbezug von multinationalen Konzernen Abhängigkeiten entstehen und verstärkt werden. Gerade in Krisenzeiten wie dieser zeigt sich dann, dass durch eben diese Abhängigkeiten der Hunger massiv zunimmt. Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Nestlé, um Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen.
Hier drei MultiWatch-Falldokumentationen zur Problematik:
1. Die Schweizer Entwicklungshilfe und das Geschäft mit dem Wasser
2. Alliance for Water Stewardship: Nestlé und ihre nachhaltigen Profite
3. Afrika im Visier des Agrobusiness
Weitere Fälle und Neuigkeiten finden Sie auf unserer Homepage.
 
1. Die Schweizer Entwicklungshilfe und das Geschäft mit dem Wasser
Die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit fördert die Beteiligung privater Unternehmen im Management globaler Wasserressourcen. Grüner Kapitalismus verspricht, dass Nachhaltigkeit und kapitalistisches Wachstum vereinbar wären. So werden die wahren Mechanismen, welche die Umweltprobleme erzeugt haben, verschleiert. Der Kaffeeanbau in Vietnam verdeutlicht dies exemplarisch... hier geht es zur Falldokumentation

2. Alliance for Water Stewardship: Nestlé und ihre nachhaltigen Profite
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist bekannt für seine Marketingtricks und Werbelügen, mit welchen die Konsument*innen an der Nase herumgeführt werden. Dazu gehört auch die Zertifizierung für ein „nachhaltiges Wassermanagement“ durch die Alliance for Water Stewardship (AWS). Bemerkenswert ist jedoch, dass die Schweizer Entwicklungshilfe und verschiedene Hilfswerke das fragwürdige AWS-Nachhaltigkeitslabel mittragen... hier geht es zur Falldokumentation

3. Afrika im Visier des Agrobusiness
Wie Konzerne wie Syngenta Afrika "entwickeln", um sich Land, Saatgut und Profite anzueignen... hier geht es zur Falldokumentation

Syngenta: Hände weg von unserem Trink- und Grundwasser!
Am 14. Mai 2020 entschied die Grosse Beschwerdekammer des Europäischen Patentamtes (EPA), dass Patente auf Pflanzen und Tiere aus konventioneller Züchtung nicht mehr erteilt werden sollen - ein grosser Erfolg für die Bewegung "Keine Patente auf Saatgut" (siehe Medienmitteilung hier)! Nun gilt es auch den Kampf gegen Syngentas Pestizide voranzutreiben: Syngenta reichte Beschwerde ein gegen das Verbot eines wahrscheinlich krebserregenden Pestizids, das in der Schweiz und weltweit die Trink- und Grundwasserquellen verunreinigt. Wir fordern Syngenta auf: Zieht eure Beschwerde zurück - Hände weg von unserem Trink- und Grundwasser!

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Vom Challenge For Future zum Aktionsplan
Der Klimastreik Schweiz veranstaltete am 15. Mai 2020 die Challenge for Future. MultiWatch beteiligte sich an dem Aktionstag  u.a. mit einem Quiz zu Konzerne & Klima. Den Quiz, Medienmitteilung, Bilder, etc. findet ihr auf unserer Website. Am 25. Mai 2020 präsentierte die Bewegung den "Climate Action Plan" (CAP). Der CAP ist ein Projekt, das darauf abzielt, politische und soziale Massnahmen zu entwickel , welche die globale Erwärmung  auf 1,5 ° beschränken sollen.

Mehr zum CAP auf der Website von Klimastreik Schweiz