Bauernmorde nach Gerichtsurteil in Honduras

Mittwoch, 18. Juli 2012

18. Jul 2012 | Honduras | Menschenrechte

Erneut drei Bauernaktivisten in Region Bajo Aguán ermordet. Großgrundbesitzer gehen nach Annulierung von Landttieln in die Gegenoffensive

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Tocoa. Nach einem Gerichtsurteil Ende Juni zugunsten der Kleinbauernorganisation MARCA spitzt sich der Landkonflikt in der nordhonduranischen Region Bajo Aguán erneut zu. Alleine in der ersten Juliwoche wurden drei Mitglieder der Kleinbauernorganisation MUCA ermordet und ein weiterer schwer verletzt. Bereits am 7. Juli war laut Informationen des lokalen Menschenrechtszentrums OPIDHA der Kleinbauer Jacobo López Erazo in dem Dorf Quebrada de Arena ermordet worden. Nur einen Tag später wurde José Luís Dubón Díaz in der Nähe der Ansiedlung La Lempira getötet. Zuvor war am 6. Juli die Leiche des 69-jährigen Gregorio Chávez Aranda auf einer Finca des Großgrundbesitzers Miguel Facussé aufgefunden worden. Chávez lebte in der Ansiedlung Panama und war 25 Jahre lang der Sprecher des Dorfes. Bewohner des Dorfes berichteten von Drohungen und Verfolgung durch staatliche und private bewaffnete Kräfte in den letzten Tagen.
Als Grund für den erneuten Anstieg der Gewalt gegen Kleinbauernaktivisten gilt nach Einschätzung der Organisation MUCA ein Gerichtsurteil, mit dem am 29. Juni insgesamt 1.800 Hektar Land mehreren hundert Kleinbauernfamilien zugesprochen worden waren. Der Richter in Tegucigalpa hatte dabei die Landaneignung der beiden Großgrundbesitzer Miguel Facussé und René Morales vor 18 Jahren als Unrecht gewertet. Das Gerichtsurteil wurde von den verschiedenen Kleinbauernorganisationen der Region als historisches Urteil bezeichnet. Laut Yoni Rivas, Generalsekretär von MUCA existiert eine direkte Verbindung zwischen den erneuten Aggressionen und dem Gerichtsurteil zugunsten von MARCA.
Mittlerweile wurde das Gerichtsurteil von Seiten der Großgrundbesitzer erfolgreich angefochten. Die Menschenrechtsorganisation OPIDHA kritisierte die Revisionsverhandlung als unrechtsmäßig.

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Zudem berichtet Heriberto Alemán, Koordinator von OPIDHA von Interessen des Bergbausektors in der Region. So sei die Eröffnung einer Mine in der Bergregion von Colón geplant. Ein derartiges Projekt könnte zu einer weiteren Zuspitzung der Landkonflikte und zu einer weiteren Verschlechterung der Menschenrechtslage in der Region führen. So wurde bereits der Radioreporter David Corea aufgrund seiner kritischen Berichterstattung zu Bergbauprojekten in Bajo Aguán bedroht.
Im Juni unterzeichneten die Organisationen MUCA und MARCA unter dem Druck von massiven Räumungsandrohungen ein Abkommen mit der honduranischen Regierung über den Kauf von 4.600 Hektar Land, das zuvor im Besitz der Großgrundbesitzer der Region stand. Doch auch die Unterzeichnung des Vertrages, welcher die Bauernorganisationen vor einen riesigen Schuldenberg stellt, konnte die Gewalteskalation in Bajo Aguán nicht stoppen. Durch die jüngsten Morde steigt die Zahl der getöteten Kleinbauernaktivisten in den letzten zwei Jahren auf 50 Personen.