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(zas, 5.4.15) Die
„Terrorismus“-Story geht derzeit gerade so: Weltweit kämpft der Westen gegen
den islamistischen Fundamentalismus. Deshalb unterstützt er in Syrien die
gemässigten Kräfte. Am 23. März 2015 veröffentlichte Reuters den Artikel South
Syrian rebels say Assad foes are supplying more arms. Wir erfahren, warum
syrische Regierungskräfte ins Hintertreffen gegen die „Südfront“ geraten sind: „Mainstream-Rebellen in Südsyrien sagen,
ausländische Staaten haben ihre Waffenlieferungen an sie erhöht…“. Der
Artikel erläutert diese Waffenhilfe und macht sie schmackhaft: Wer bitte wollte
nicht gemässigte Kräfte stärken? Detail: Wenige Tage nach Erscheinen dieses
Artikels erläutern die westlichen Propagandamedien die aktuellen Siege der „Südfront“
gegen die Truppen Assads. Bei dieser Front handle es sich um den Al-Kaida-Ableger
Al-Nusra plus etwas Beigemüse. Waffenhilfe? Nie gehört.
Am 12. März 2015
beleuchtet der Artikel Al Qaeda a
Lesser Evil? Syria War Pulls U.S., Israel Apart Mountaintop on edge of Golan
Heights illustrates complexities im Wall Street Journal, wie komplex
humanitär es auch sonst in dieser Israel benachbarten Grenzregion zugeht. Amos
Yadlin, ein früherer Chef des Militärgeheimdienstes Israels, erläutert das so: „Ohne Zweifel stellen Hisbullah und der Iran
die Hauptbedrohung für Israel dar, viel mehr als die radikalen Sunniten, die
auch ein Feind sind … Diese Sunni-Elemente, die zwischen 2/3 und 90 % der
Grenze am Golan kontrollieren, greifen Israel nicht an. Dies kann uns annehmen
lassen, dass sie verstehen, wer ihr wirklicher Feind ist – vielleicht ist es
nicht Israel.“ Der Artikel
vermittelt uns, wer diese „Sunni-Elemente“ sind: Al-Nusra. Doch Stopp! Bitte
kein Schwarzweiss-Denken, sondern komplexes! Dafür zitiert der Schreiber den israelischen Brigadegeneral a. D. Michael
Herzog vom Washingtoner Institute for
Near East Policy, einer von Neocons bevölkerten „Denkfabrik“: „Nusra ist eine einzigartige Variante von Al-Kaida.
Sie schaffen es, mit nicht-islamistischen und nicht-jihadistischen Organisationen
in einer Koalition zusammenzuarbeiten. Sie sind voll auf den Krieg in Syrien
fokussiert und nicht auf uns. Aber wenn der Hisbullah und Iran und andere im
Süden [Syriens] vorrücken, sind sie sehr wohl auf uns fokussiert.“
Das Journal erwähnt
israelische Luftangriffe auf Kräfte um das Assad-Regime, um dann gleich die
richtige Sprachregelung zu vermitteln. Israel verhält sich neutral im syrischen
Konflikt, ausser auf humanitärer Ebene: „Israelische
FunktionärInnen … sagen, sie haben keinen Kontakt mit den Rebellen ausser der
humanitären Hilfe an verletzte SyrierInnen. Ein israelischer Armeefunktionär meinte:
‚Es gibt eine Verständigung und eine Familiarität zwischen den Kräften vor Ort.
Ich würde nicht so weit gehen und das eine Koordinierung nennen. Es ist extrem
taktisch‘. Aber die FunktionärInnen betonen auch, dass Israel mit wachsender
Beunruhigung den Süd-Vormarsch der Grenze entlang der Regierungstruppen und der
Hisbullah-Kräfte beobachten.“ Was natürlich auch diese erklärt: „Ein/e israelische ArmeevertreterIn anerkannte,
dass die meisten Rebellen auf der anderen Seite des Zauns zu Nusra gehören,
aber sagte, dass Israel allen Bedürftigen medizinische Hilfe gewähre, ohne nach
deren Identität zu fragen.“
Angesichts solcher Komplexitäten dürfen wir uns schon heute auf das
Wirken jener „gemässigten Kräfte“ freuen, die heute in Zentren der Mässigung
wie Saudi-Arabien, Jordanien oder der Türkei gegen den IS ausgebildet werden.
Gegen wen sonst?