Brasilien: von Zynismus und Sinekuren

Sonntag, 26. November 2017



Die von der Regierung Temer und ihren Verbündeten vorangetriebene «Arbeitsreform» kreierte die entsetzliche Modalität der Anstellung von «intermittierender Arbeit», das meint, der Patron stellt den Arbneiter für eine bestimmte Anzahl Stunden an, für anderthalb Dollar die Stunde. Und schon zirkulöiert die Idee von 5-Stunden-Tagen an Samstag und Sonntag, für insgesamt 15 Dollars. Das klingt herabwürdigend, und das ist es.
Obwohl Brasilien laut Verfassung erin laizistisches Land ist, stimmte das Oberste Gericht dem Zwangsreligionsunterricht an den Schulen zu. Ein Sieg der Evangelikalen im Kongress. Die Abgerodneten-Kommission für Verfassung und Gerechtigkeit hat ihrerseits einen Verfassungszusatz angenommen, der die Abtreibnung nach Vergewaltigung, von Föten ohne Gehirn und bei Schwangerschaften, die das Leben der Frau gefährden, verbietet. Die Kommission setzt sich, klar doch, aus 18 Parlamentariern zusammen, die fast alle in evangelischen Sekten sind, und einer einsamen Abgeordenten.  Sie gab die einzige Nein-Stimme ab. Das Gesetz geht jetzt ins Plenum der Kammer. Es sei daran erinnert, dass das bisherige, reichlich konservative Gesetz Abtreibung ausschliesslich in diesen drei Fällen erlaubt.
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Ein anderes neues Phänomen unter so vielen Desastern ist der Zynismus, der in den brasiliansichen Parteien seelenruhig  aufgekommen ist. Nachdem das Oberste Gericht feig einknickte und die Entscheidung den Senatoren überliess, ob sie Aécio Neves suspendieren wollten oder nicht, den gegen Dilma Rousseff 2014 Unterlegenen und danach Mentor des Putsches gegen sie, zeigen sich Auswirkungen auf Prvinzebene. Von Neves existieren Aufnahmen, wie er einen korrupten Unternehmer erpresst. Vor zwei Tagen haben jetzt die Provinzabgeordneten von Rio ihren Parlamentspräsidenten und wzeitr weitere Kollegen aus dem Gefängnis geholt. Sie waren als Mitglieder eine Bande eingesperrt, die seit über 20 Jahren von der Korruption im öffentlichen Verkehrswesen von Rio lebt.
aus: Eric Nepomuceno, Página 12, 19.11.17 - Brasil: ¿qué le hicieron a mi país?

[Zur Zeit machen die Kapitalmedien Stimmung für die von der Regioerung Temer anvisierte Priovfatisierung des Stromversorgungswerks Electrobras. Und] geichzeitig erklärte der Landesverräter Michel Temer die mächtigen Ölmultis für steuerbefreit. Die geschenkten Reichtümer des presal [riesige Ölvorkommen vor der Küste] reichen nicht; die Unternehmen, die das brasilianische Öl grabschten, erhalten von den Putschisten weitere Pfründe.
aus: Mário Augusto Jakobskind, Brasil de Fato, 23.11.17 - Los golpistas de hoy se parecen mucho a los de ayer
Henrique Mereilles, Finanzminister und Lichtgestalt für die Kapitalmedien, und Temer.