Der Tod von Hugo Torres beleuchtet Polarisierung in Nicaragua

Freitag, 25. Februar 2022

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od von Hugo Torres beleuchtet Polarisierung in Nicaragua

Der Tod von Hugo Torres spült die Brüche im Sandinismus wieder hoch
Der Tod von Hugo Torres spült die Brüche im Sandinismus wieder hoch

Managua. Der ehemalige Guerillero und pensionierte Brigadegeneral Hugo Torres Jímenez ist im Alter von 73 Jahren am Morgen des 12. Februar in einem Krankenhaus gestorben. Zwei Monate vor seinem Tod war Torres aus seiner Zelle im Untersuchungsgefängnis El Chipote in das Polizeikrankenhaus in Managua verlegt worden. Dort wurde er laut Berichten regelmäßig von Mitgliedern seiner Familie besucht.

Nach einer Razzia im Haus von Torres war dieser am 13. Juni 2021 von der Polizei verhaftet worden. Er soll zu dieser Zeit schon schwer krank gewesen sein. Torres wurde wegen des Verdachts auf "Handlungen, die die Unabhängigkeit, die Souveränität und das Selbstbestimmungsrecht untergraben" auf der Grundlage des "Souveränitätsgesetzes" (Gesetz 1055) in Untersuchungshaft genommen. Seine Festnahme geschah im zeitlichen Zusammenhang mit der Verhaftung von über 20 weiteren Vertreter:innen von oppositionellen Organisationen.

Torres war während des Befreiungskampfes als Comandate Uno neben Eden Pastora an der Erstürmung des Nationalpalastes am 22. August 1978 zur Freilassung von sandinistischen Gefangenen beteiligt. Während der Zeit der Revolution von 1979 bis 1989 war Torres stellvertretender Innenminister und Chef der Staatssicherheit. Später wechselte er ins Verteidigungsministerium und wurde zum Vertreter des EPS (Sandinistisches Volksheer) im Staatsrat. Nach dem Wahlsieg der von den USA unterstützten Violeta Barrios de Chamorro blieb Torres Mitglied des EPS bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1998.

Schon kurz nach dem Machtverlust der Sandinisten 1989 entwickelte sich die sandinistische Partei auseinander. Neben Dora María Téllez war Torres eine der Führungskräfte einer anfänglich eher sozialdemokratisch orientierten Bewegung zur Erneuerung des Sandinismus (MRS). Nach der Umbenennung der MRS in Unión Democrática Renovadora (Unamos) im Januar 2021 war Torres noch deren Vizepräsident. In der Presseerklärung von Unamos zum Tod von Torres heißt es, er sei als politischer Gefangener gestorben und von der Regierung bis zu seinem Tod als politische Geisel gehalten worden.

Auch das Generalsekretariat der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) und das Außenministerium von Costa Rica verurteilten, dass Torres als politischer Gefangener starb. In einer Stellungnahme für das regierungsnahe Radio La Primerissima beschreibt Margine Gutiérrez Torres als einen wichtigen Kämpfer der Sandinistischen Front (FSLN), der aber im Laufe der Zeit seine Interessen, Ziele und seinen Standpunkt verändert habe. Dabei habe er den Antiimperialismus aus seiner Jugend aufgegeben und sich mit den Vereinigten Staaten und der lokalen Oligarchie verbündet.

Im Vorjahr hatte das investigative US-Magazin The Grayzone die Beziehungen von Dora María Téllez und der MRS (später Unamos) anhand von WikiLeaks-Dokumenten zu US-Stellen nachgezeichnet. Auch Torres taucht in diesen Dokumenten mehrfach auf. Im März 2020 veröffentlichte er eine Video-Ansprache, worin er die Regierung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump aufforderte, gegen Nicaragua ebenso wie gegen Kuba und Venezuela vorzugehen.

Die Staatsanwaltschaft Nicaraguas hat inzwischen auf die gesundheitliche Situation von weiteren Gefangenen reagiert und für Arturo Cruz, José Pallais und Francisco Aguirre Sacasa die Umwandlung der Untersuchungshaft in Hausarrest beantragt. Während ihrer inzwischen begonnenen Prozesse habe sich eine erhebliche Verschlechterung ihres jeweiligen Gesundheitszustandes gezeigt. Internationale Menschenrechtsorganisationen forderten von der Regierung Nicaraguas die Freilassung von allen 170 politischen Gefangenen.