Sklaverei: Argentinien bestraft Agrarmulti

Donnerstag, 3. Februar 2011

3. Feb 2011

Nach Skandal um Sklavenarbeit: Transnationaler Konzern DuPont verliert Zoll- und Steuerprivilegien. Kein Einzelfall

Buenos Aires. Die argentinische Steuerbehörde (AFIP) hat dem multinationalen Agrarunternehmen DuPont mit sofortiger Wirkung Zoll- und Steuererleichterungen entzogen. Begründet wurde diese Entscheidung mit der Verantwortung des Konzerns für sklavenähnliche Bedingungen, unter denen hundert Landarbeitern leben und arbeiten mussten.
Die Behörde war auf Feldern des Tochterunternehmens Pioneer Argentina SRL auf prekäre und extrem gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen gestoßen. Ricardo Echegaray, Pressesprecher von AFIP versicherte: "Das festgestellte Bild ist erschütternd. Es handelt sich um einen Fall von Menschenhandel." Die Ermittler berichteten von fünf Lagern in der Provinz Córdoba, in den die Arbeiter in Wellblechhütten ohne Strom und Toiletten unter katastrophalen hygienischen Umständen leben mussten. Von den 97 Peso (rund 17 Euro) Tageslohn drohten den Erntearbeiter zudem erhebliche Abzüge bei eventueller oder angeblicher Beschädigung der Pflanzen.
Auch wenn das Unternehmen über 2.800 internationale Geschäfte mit einem Gesamtwert von ungefähr 115 Millionen Dollar betreibe, habe sich die AFIP zum Entzug der Lizenz entschieden. Es handele sich "um kein vertrauenswürdiges Unternehmen mehr", so Echegaray.
Die Arbeiter waren von der ebenfalls international tätigen Leiharbeitsfirma Adecco Specialities vermittelt worden.
DuPont verlor unter anderem das Privileg, die Zollabfertigung im eigenen Betrieb zu leisten. Zudem sind sowohl DuPont als auch Pioneer von der "Grünen Liste" gestrichen worden, womit sie nun mit gründlicheren und wesentlich kostspieligeren Zollkontrollen rechnen müssen. Allen drei Betrieben wurde zudem das Zertifikat aberkannt, welches den Handel mit dem argentinischen Staat erlaubt.
Der für die Sanktionierung zuständige Beamte kommentierte das Vorgehen so: "Sie haben durch gravierende Gesetzesverstöße die Wirklichkeit des Landes um 150 Jahre zurückgedreht. Jetzt wurde ihnen dafür die rote Karte gezeigt".
Bereits im Januar war das marktführende Getreideunternehmen Nidera wegen ähnlicher Vorwürfe ins Visier der Behörden geraten.