US-Armee: „Informationen pflanzen“

Sonntag, 27. Februar 2011



Psy-Ops gegen US-Abgeordnete und Alliierte

(zas, 27.2.11) Michael Hastings vom Rolling Stone-Magazine ist weder im Pentagon noch bei den Mainstream-Medien ein Unbekannter. Sein letztjähriger Bericht über General Stanley McCrystal, den damaligen US-Oberkommandierenden in Afghanistan, führte zu dessen Entlassung. Sein am 23. Februar 2011 veröffentlichter neuer Bericht über US-Army-Gepflogenheiten in Afghanistan - Another Runaway General: Army Deploys Psy-Ops on U.S. Senators - beschreibt, wie die US-Streitkräfte Mitglieder des US-Kongress und andere westliche PolitikerInnen manipulieren.

Eine Einheit für „Informationsoperationen“ (IO) der US-Army in Afghanistan, deren offizielle Aufgabe es ist, den Feind mittels Desinformation zu einem gewünschtem Verhalten zu veranlassen, wurde nach den Recherchen von „Rolling Stone“ auf Besucher wie die US-Senatoren Lieberman, McCain, Levin, aber etwa auch auf den deutschen Innenminister Maiziere u.a. angesetzt. Die Politiker sollten via IO so bearbeitet werden, dass sie nachher das vom Pentagon gewünschte Spendierverhalten an den Tag legen würden. Diese Operation befehligte der Dreisternegeneral William Caldwell, offiziell zuständig für die Ausbildung der afghanischen Truppen. Die Sache wurde ruchbar, weil der unmittelbare Chef der IO-Abteilung, Oberst Michael Holmes, nicht so recht mitmachen wollte. Er erinnerte sich nämlich daran, dass Psy-Ops zur Beeinflussung des eigenen (US-) Lagers offiziell illegal sind, erst recht im Falle von Abgeordneten. Caldwell wollte mehr als die üblichen Background-Infos zu den Besuchen: Der General hatte, so Holmes, „eine tiefere Analyse der Druckpunkte“ der Besucher angefordert, „die wir als Hebel für mehr Mittel benutzen könnten“. „Wie“, wollte Caldwells Stabschef von Holmes wissen, „bringen wir diese Typen dazu, uns mehr Leute zu geben? Was muss ich in ihre Köpfe pflanzen“?

Caldwell war früher Hauptsprecher der US-Streitkräfte im Irak gewesen, danach kommandierte er das Fort Leavenworth, wo er, so Hastings von „Rolling Stone“, „sich aggressiv für eine Ausweitung der militärischen Informationsoperationen einsetzte. Während seiner Zeit in Fr. Leavenworth pushte Caldwell aggressiv die Vernutzung von neuen Technologien wie Blogging und Wikipedia, was die die Fähigkeit der Streitkräfte, das internationale und heimische Publikum stärken würde“.

Der Artikel hat es bisher im Gegensatz zu jenem über McCrystal in keine Schlagzeilen geschafft. Reiner Zufall bestimmt, dass gerade die medialen und mentalen Voraussetzungen für eine „Militäraktion“ in Libyen aufgegleist werden.