(zas, 13.6.15) Nachtrag zum Kolumbien-Post von gestern. Die
kolumbianische Zeitung „El Espectador“ veröffentlichte am 7. Juni 2015 ein
Interview mit dem FARC-Comandante Pablo Catatumbo, einem Mitglied der
FARC-Delegation in den Friedensverhandlungen in Kuba. In der hier zitierten
Passage erwähnt Catatumbo die „Historische Kommission des Konflikts und
seiner Opfer“, einem von den beiden Konfliktparteien im August 2014 ernannten 12er
Gremium von HistorikerInnen, das seine Berichte letzten Februar vorgelegt hat.
Einen Fortschritt stellt die Analyse in den von der Historischen Kommission des Konflikts und seiner Opfer präsentierten Berichten dar, doch hat man ihr in Kolumbien nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Sie beinhaltet einen sehr wichtigen Beitrag über den Ursprung und die Dynamik des bewaffneten Konflikts und die Gründe für seine Verlängerung. Manche Sektoren in Kolumbien wollen der FARC die alleinige Verantwortung zuschreiben. Doch dem ist nicht so. Warum erklären wir dem Land nicht, wer in Kolumbien mehr als 29‘000 Menschen verschwinden liess? Warum war das möglich? Warum wurden so viele Leute gefoltert? Wer sind die Verantwortlichen für das Verschwinden und die Ermordung von Tausenden von Kadern der Gewerkschaften, Bauern- und Volksorganisationen, der Vertreibung von mehr als 6 Millionen Bäuerinnen und Bauern? Warum bringen wir nicht die Wahrheit an den Tag über jene, die mehr als 7 Millionen Hektaren bäuerliches Land erst gewaltsam an sich rissen und danach legalisierten? Wie erklären, dass all dies in Sichtweite der zivilen und militärischen Behörden geschah, fast immer mit ihrer Komplizenschaft oder direkten Beteiligung? Was ermöglichte es, dass die Paramilitärs während 30 Jahren in unmittelbarer Nähe von Armeebataillonen in städtischen Zentren und Gemeindehauptorten operierten, und es nie auch nur einen Kampf zwischen ihnen gegeben hat? Dies sind Fragen, die eine Kommission für die Wahrheitsfindung angehen muss. Um Frieden zu erlangen, ist es nötig, die Wahrheit zu kennen.