Nicaragua: Kurzinfos

Dienstag, 12. Juni 2018


Heute in Masaya. Zwei Männer, gefangen genommen von den Friedfertigen. Sie werden jetzt offenbar in den Stadtteil Monimbó verbracht, wo sie angeblich ungestört misshandelt werden können. Der eine der beiden ist identifiziert, er arbeitet im Flughafen von Managua.

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Gleichzeitig haben wir bestürzende Audios einer sandinistischen Compañera aus Jinotepe erhalten. Offenbar belagern rund 60 Bewaffnete den Polizeiposten und kontrollieren den Hauptpark, das Spital und den Markt. Ein paar Polizisten, die aus einer Nachbargemeinde zu Hilfe eilen wollten, wurden verfolgt; sie konnten sich hinter eine Mauer des lokalen Polizeipostens in Sicherheit bringen. Die Polizei verfüge über nur ganz wenig Munition, auf sandinistischer Seite habe es keine mehr, im Gegensatz zur Gegenseite. Fünf Tote auf sandinistischer Seite, auf der anderen keiner. «Nur unsere Compañeros sind tot». Ihre Stimme bricht, dann erzählt sie, auch in der Gegend um den Friedhof, von wo sie gerade ein Video erhalten habe, herrsche Terror. Dort seien Sandinistas gefesselt, nackt, und würden geschlagen.
Ein Typ aus der Polizei sei ein Spitzel der Opposition. Im Gesundheitssektor sei eine korrupte Leiterin, die ihrer Familie Arbeitsplätze zuschanzte, verantwortlich dafür, dass so viele Leute eine Wut hätten. Allerdings würden dennoch nur wenige Leute der Aufforderung der Bewaffneten, sich auf der Strasse zu solidarisieren, nachkommen.
Die Bewaffneten würden jetzt, so die letzte Audiobotschaft, nach Diriamba, eine Gemeinde in der Nähe, weiterziehen. Dort habe die Kirche um 11 h morgens mit Glockengeläute zum Aufstand aufgerufen. In den anderen Nachbargemeinden sei die Lage ruhig, weiss sie.
Weitere Infos zu Jinotepe sind, dass die Angriffe um 3h früh begonnen haben. Zwei historische Kombattanten des FSLN seien dabei ermordet worden. Im Spital hätten sie drei Personen entführt.
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Im Lauf der letzten Nacht räumten bewaffnete Sandinistas, teilweise auch die Polizei, in Managua, Jinotega, Sébaco und mehreren anderen Orten die Barrikaden. Offenbar ist die Strecke Jinotega-Matagalpa-Managua wieder für den Verkehr offen. Auch die Strasse in die Nordkaribikregion wurde so bei Mulukukú wieder geöffnet. Dort hatten Strassenblockaden seit zehn Tagen den Nachschub von Grundnahrungsmitteln verhindert, heisst es.

Video aus Jinotega:

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In einem Interview mit Confidencial gibt der Sekretär der OAS-Menschenrechtskommission CIDH, Paulo Abrão, bekannt, die Internationale Expertengruppe zur Untersuchung der Ereignisse in Nicaragua (GIEI) werde demnächst ihre Arbeit beginnen. Die CIDH stelle sie gerade zusammen. Er betont, ihre weit reichenden Kompetenzen für strafrechtliche Untersuchungen in Nicaragua. Er diagnostiziert für die letzten zwei Wochen «eine neue Repressionslimite».  
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Offenbar hat Daniel Ortega erst dem Unternehmerverband COSEP, danach einem Delegierten des US-Senats, seine Bereitschaft zu vorgezogenen Neuwahlen bekundet.