(zas/dd, 28.6.09)
Heute Sonntag morgen haben Soldaten das Haus des honduranischen Präsidenten Mel Zelaya gestürmt. Zelaya wurde nach Costa Rica ausgeflogen, von wo aus er in diesem Moment (18h MEZ) ein Livegespräch mit Telesur führt. Bezeichnet sich als „Entführungsopfer“, berichtet von einem mindestens 20-minütigen Kampf zwischen den Putschkräften und seiner Schutzequippe. Noch im Pyjama, wurde er mit Bajonetten und Erschiessungsdrohungen bedroht. Er geht davon aus, dass nicht die ganze Armee hinter dem Putsch steht. Wenn die USA nicht hinter diesem Putsch stehen, dauert er „keine 48 Stunden“. „Die USA können diesen schrecklichen Schlag gegen die Demokratie verhindern“. Das werde der Beweis für die US-Urheberschaft oder eben nicht des Putsches sein. Auf die Frage des Interviewers nach einem gerade herausgegebenen Communiqué des Weissen Hauses, beharrte er darauf, die Haltung Washingtons an den Fakten des Putsches zu messen.
Telesur zeigt laufend Bilder von Strassenprotesten gegen den Putsch. Menschen stehen vor Panzern, offenbar vor allem in der Umgebung der Casa Presidencial, die Soldaten schiessen nicht; es kam aber auch zu angespannten Szenen. Laut berichten der Telesurkorrespondentin in Tegucigalpa kommen laufend mehr Leute dazu.
Die Putschisten haben Strom- und Telekomverbindungen unterbrochen; schon heute Vormittag (MEZ) war es nicht möglich, telefonisch nach Honduras durchzukommen.
Aktuell tagt eine Sondersitzung der OAS, in welche um 18:20 (MEZ) die Nachricht hinein geplatzt ist, dass die honduranische Aussenministerin Patricia Rodas und die Botschafter von Venezuela, Kuba und Nicaragua in Honduras von maskierten Bewaffneten entführt worden seien. Telesur bestätigt aus Tegucigalpa die Verhaftung von Patricia Rodas, mit der sie gerade wieder ein Telefongespräch führen wollten. Rodas hat in einem Gespräch vor ca. 1 Stunde davon gesprochen, dass sie wie andere RegierungsvertreterInnen in ihren Häusern sind, umzingelt von Bewaffneten und Scharfschützen.
In der aktuellen OAS-Sitzung kam eben eine grossartige Rede des venezolanischen Botschafters Roy Chaderton. Die OAS habe vorgestern zu lange gezögert einzugreifen. „Jemand hat den Gorillas die Türen geöffnet“. Chaderton erwähnt Otto Reich, ehemaliger Lateinamerika-Bevollmächtigter von Bush II (s. Blog-Bericht Ausgesetzter (?) Umsturzversuch in Honduras), der in Lateinamerika Putsche anzettelt „über eine NGO“. Es handle sich um „eine Art Privatputsch“, von Kräften angeführt, die aus einigen „privaten Ecken“ der Administration Obama Unterstützung erhalten könnten.
Der venezolanische Botschafter Armando meldete sich soeben: Er war mit Amtskollegen aus Kuba und Nicaragua bei Aussenministerin Patricia Rodas, als sie, in seinen Worten“, von Gruppen der Streitkräfte „entführt“ und „geschlagen“ wurden. Rodas sei in die Luftewaffe verschleppt worden; die Botschafter haben durchsetzen können, dass einer von ihnen, der Kubaner, sie begleiten kann. Die andern beiden wurden frei gelassen - nach nochmaligen Prügeln.
Liveberichte auf
www.telesurtv.net (zZ oft überlastet)
Gutes Interview mit einem honduranischen Gewerkschafter zu den Hintergründen der Volksbefragung und zum progressiven Charakter der Regierung von Mel Zelaya auf
http://www.rebelion.org/noticia.php?id=87724