Kolumbien: Bulle gesteht, „FARC-Beweise“ manipuliert zu haben

Donnerstag, 12. August 2010

(12.8.10) Die „Beweise“ für die massive Truppenpräsenz von FARC-Guerillas auf venezolanischem Boden hat der am Wochenende abgetretene kolumbianische Präsident Álvaro Uribe laut Medienberichten grossenteils aus Google und natürlich erbeuteten Computern von FARC-Kadern. Berüchtigt ist diesbezüglich vor allem „der Computer von Raúl Reyes“, dem FARC-Führungsmitglied, das zusammen mit einer Reihe von Guerillas und BesucherInnen im März 2008 bei einem Angriff der kolumbianischen Armee und mutmasslich von US-Bombenfliegern auf ein FARC-Camp in Ecuador umgekommen ist. Noch Ende letzte Woche musste dieser Computer für eine weitere Anschuldigung herhalten. Dieses Mal stützte sich die chilenische Polizei auf die von den kolumbianischen Behörden gelieferten Computer-„Unterlagen“, um zu behaupten, die widerständigen Mapuche-Comunidades hingen mit der FARC zusammen.

Die „Beweise“ aus dem Computer sind unerschöpflich. Von kolumbianischen Flüchtlingsorganisationen und solidarischen Gruppen in Europa über praktisch die ganze Linke im amerikanischen Südkontinent bis zu kolumbianischen Menschenrechtsorganisationen konnte so schon alles der FARC-Mittäterschaft „überführt“ werden. In Wirklichkeit stand schon sehr früh fest, dass es sich dabei um gezielte Propaganda handelt, die nicht dadurch besser wurde, dass Washingtons Mann an der Spitze von Interpol wider besseres Wissen die Lügen mit beweihräucherte (s. Correos 154, August 2008). Die Tausenden von FARC-E-Mails etwa, angeblich von Raúl Reyes gewissenhaft abgespeichert, die auch in den hiesigen Medien fröhlich als „Beweise“ zitiert wurden (und werden), gibt es schlicht nicht. Das hatte Capitán Ronald Coy von der Antiterrorabteilung der kolumbianischen Kripo (DIJIN) vor Gericht unter Eid ausgesagt (s. Correos 156, Dezember 2008).

Nun enthüllte der gleiche Spezialist vor Gericht, dass seine Einheit Files aus dem „Computer von Raúl Reyes“ manipuliert habe. Coy wurde als Zeuge im Verfahren gegen Liliana Obando befragt,  eine Genossin der Landgewerkschaftsunion FENSUAGRO, die seit August 2008 aufgrund von „Angaben“ im besagten Computer wegen FARC-Mitgliedschaft sitzt.

Ein Auszug aus dem Bericht „Un policía confiesa que manipuló los ordenadores de Raúl Reyes antes de entregarlos a la Fiscalía“ der spanischen Nachrichtenagentur Europa Press vom 5. August 2010:

Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, ob „er die Information geöffnet und manipuliert habe, bevor sie unter Kontrolle der zuständigen Instanzen kam, ohne dass dafür damals eine legale Bewilligung dafür vorgelegen sei“, antwortete er: „Sí, Señor“. Der Verteidiger Eduardo Matías erklärte später dem Nachrichtendienst CM&, dass mit dem Geständnis von Coy die Anschuldigungen gegen Liliana Obando jegliche rechtliche Grundlage verloren haben.

Natürlich wird auch dieses Detail im Bewusstsein „unserer“ demokratiebesessenen LateinamerikakorrespondentInnen des Mainstreams nicht die geringste Spur hinterlassen. Sie werden sich bei nächster Gelegenheit wieder aus den gleichen Quellen aufmunitionieren lassen.