Libyen: Desinfomation, Statement aus Ägypten

Montag, 28. März 2011

(zas, 28.3.11) Die Libyen-Berichterstattung des Mainstream weist eine neue Qualität an „Brutalität light“ auf. Gleich zu Beginn der NATO-Bombardierungen wiesen uns die Medien daraufhin, dass Libyens Herrscher Ghadhafi das Argument mit den zivilen Toten „strapazieren“ wolle – ein Begriff, den die Abendnachrichten von Radio DRS gleich merhmals bringen musste, damit er auch sitzt. Seither werden Beerdigungen unter treuherzigem Verweis auf  Quelle wie die US-Geheimdienste, wenn überhaupt mal erwähnt, als Ghadhafi-Montagen abgetan.

Es hat ja, lernen wir aus der aktuellen Darstellung, nie auch nur den Hauch eines Zweifels an der Aufrichtigkeit der westlichen Kriegsherren gegeben. Nie haben sie sich getäuscht, immer lag ihnen das Wohl der ZivilistInnen am Herzen. So durfte im Radiomagazin „Echo der Zeit“ gestern Abend der im NATO-Hauptquartier in Le Mons, Belgien, die Bombardierungen planende Bundeswehrgeneral hervorheben, wie ihm auch der Schutz der Ghadhafi-loyalen ZivilistInnen ein Herzensanliegen sei. Das interviewende NATO-Mundstück brachte es tatsächlich fertig, in seinem Bericht eine Kirchenglocke von Le Mons ertönen, aber nicht den Hauch einer Kritik aufschimmern zu lassen.

Stattdessen spürt die Freimediengemeinde in all diesen Bombentagen hauptsächlich der Frage nach, ob der Mini-Bonaparte aus Paris, die NATO oder doch das gute alte Pentagon die Federführung bei der „humanitären Aktion“ inne haben werde. Statt auch nur einmal wirklich die Frage zu stellen (und sich um eine Antwort zu bemühen), wie denn der Krieg vor Ort aussehe, exerziert der Recherchiersinn auf in diesem Sumpf der relativen Belanglosigkeit! Auch das ist Gewalt. Klar, nach einer ersten Phase werden die „kritischen“ Fragen kommen – „Wie sieht die „Exit“-Strategie aus?“ „Wurde wirklich alles bestens gerichtet?“ Das gehört dann genauso zum Brutalitätsszenario wie heute die ungefilterte Kriegsbegeisterung.

Was geschieht wirklich in Libyen? In der Linken herrscht allgemein Verwirrung, Unsicherheit. Da gibt es einen Volksaufstand für Demokratie und gleichzeitig ist seine reale oder scheinbare Führung durchsetzt mit stockreaktionären Elementen? Stand in Benghazi ein Riesenmassaker bevor, gab es andere Möglichkeiten, es zu verhindern? Steht nun ein Massaker in Tripolis bevor? Tausend Fragen, und die Antworten, auch auf der Linken, meist Glaubensbekenntnisse.

Unerlässlich ist es, Einschätzungen von Linken aus der Region kennenzu lernen. In diesem Sinne sei auf das Statement „Prise de position du Courant pour le renouveau socialiste d’Egypte face à la guerre en Libye“ verwiesen.