Honduras: Pöbel im Hotel Marriott

Dienstag, 1. Dezember 2009


Wenn der gestrige Blog-Eintrag zu Honduras den Eindruck hat aufkommen lassen, der Schweizer Abstimmungspöbel habe in Windeseile Nachahmungstäter in Tegucigalpa, Honduras, gefunden, müssen wir uns entschuldigen. Der dort versammelte hat autonom gehandelt und es ging ihm auch nicht spezifisch um den Kreuzzug gegen das Morgenland, sondern generell um abendländische Werte.

Am Sonntag Abend haben die internationalen „Wahlbeobachter“ (aus dem ausländischen Putschlager) nicht, wie hier berichtet, eine Al-Jazeera-Korrespondentin aus dem Hotel Marriott geschmissen, nachdem diese eine falsche Frage gestellt hatte, sondern Laura Carlsen, die US-amerikanische Direktorin des American Policy Programs des von Ex-US-Botschafter Robert White geleiteten linksliberalen Thinktanks Center for International Policy. Carlsen schreibt: 

„Ich bin keine Journalistin von Al-Jazeera … Nur weil ich sagte, dass ich glaube, dass die Wahlen die Krise in Honduras nicht lösen und dass eine wichtiger Teil der Bevölkerung die Gültigkeit der vor der Wiederherstellung der verfassungsmässigen Ordnung durchgeführten Wahlen nicht anerkenne, stürzen sich einige Personen, darunter „nationale und internationale Wahlbeobachter“ auf mich und schrieen „Lügnerin!“, „raus aus dem Land!“ etc. Wir fingen an zu diskutieren, doch diese Personengruppe unterbrach mich, stiess mich, schrie Beleidigungen und sagte, dass ich kein Recht darauf habe, meine Meinung zu äussern – all das ist aufgenommen worden".

"Nach einer Weile begann ich um meine persönliche Sicherheit zu fürchten und versuchte, hinaus zu gehen. Das Sicherheitspersonal des Wahlgerichts eskortierte mich zum Ausgang, während die Schreie und Beleidigungen anhielten. Als ich ins Parterre kam, schrieen die Leute auch dort Beleidigungen. Es gelang mir, hinaus zu kommen. Jetzt fürchte ich aufgrund der in verschiedenen Medien verbreiteten Lügen um meine Sicherheit. Es scheint, dass einige honduranische Medien über den Zwischenfall berichtet und anschliessend mehrere Personen, darunter auch den Ex-Präsidenten von El Salvador, Calderón Sol, interviewt haben, ohne nach meinen Namen und meiner Version zu fragen".

"Ich frage: Wie ist es möglich, dass sogenannt unparteiische Beobachter so auf eine von der ihren abweichende Meinung reagieren können? Wenn diese Intoleranz und Aggression ein Zeichen für die Zukunft ist, werden wir weniger Versöhnung als vielmehr eine gefährliche Polarisierung haben, gekennzeichnet durch die Unterdrückung aller, die nicht damit einverstanden sind, zu sagen, „Schwamm über den Putsch vom 28. Juni“.

"Ich danke dafür, eine Auge auf meine wirklich Besorgnis erregende Situation zu haben“.
Laura Carlsen