Sorge nach Tod von Menschenrechtsaktivisten Walter Tróchez. Menschenrechtsgruppen zählen 41 politische Morde seit dem Staatsstreich
Von Harald Neuber
amerika21.de
Walter Tróchez
Tegucigalpa. Knapp ein halbes Jahr nach dem Militärputsch gegen die letzte demokratisch gewählte Regierung in Honduras wird die Lage der Menschenrechte in diesem mittelamerikanischen Land immer prekärer. Am Sonntag wurde der bekannte Menschenrechtsaktivist Walter Tróchez auf offener Straße von Todesschwadronen ermordet. Der 27-jährige war in der Vorwoche wegen seines Engagements in der Nationalen Widerstandsfront gegen den Staatsstreich entführt und misshandelt worden.
Tróchez engagierte sich auch für die Rechte von Homosexuellen und Sexarbeitern. Am Sonntagabend verteilte er Kondome an prostituierte im Zentrum von Tegucigalpa, als Unbekannte ihn aus einem Wagen ohne Nummernschilder heraus mit zwei Schüssen töteten. Die Widerstandsfront gedenkt des Aktivisten mit einer Mahnwache vor dem Nationalkongress.
Menschenrechtsorganisationen zeigten sich erschüttert über den Mord an dem jungen Aktivisten. "Wir haben mit Walter erst am Freitag gesprochen", heißt es in einer Mitteilung der Zentralamerika-Abteilung von Amnesty International in London: "Wir haben die Veröffentlichung eines dringenden Aufrufs zu seinem Schutz geplant, als uns die Nachricht von seinem gewaltsamen Tod erreichte". Zugleich verweist Amnesty International darauf, dass Walter Tróchez eine "aktive Rolle" bei der Dokumentation von Menschenrechtsverstößen seit dem Staatsstreich am 28. Juni gespielt hat.
In einer seiner letzten Stellungnahmen berichtete der junge Mann von der Entführung in der vergangenen Woche. Vier maskierte Männer hätten ihn in einen Geländewagen gezerrt, geschlagen und gezielt nach führenden Personen der Demokratiebewegung gefragt. "Sie sagten, dass sie mich gut kennen und mich töten würden", so Tróchez.
Die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina berichtet unter Berufung auf Menschenrechtsorganisationen von 41 Opfern politischer Gewalt seit dem Militärputsch. Prensa Latina ist eine der wenigen internationalen Nachrichtenagenturen, die ständig in Honduras vertreten ist.