Die baskische „Gara“ und anschliessend  rebelion.org veröffentlichten am 21. April 2011 ein Interview („Quieren  reducir la revolución tunecina a una liberalización de la dictadura“)  
mit dem Sprecher des Parti Communiste  Ouvrier de Tunisie, Hamma Hammami, über die Perspektiven de revolutionären  Bewegung in Tunesien. Hammami sass bis zum 14. Januar 2011 in den Gefängnissen  des Ancien Régime. Wir bringen daraus einen Auszug zur Position von Hugo Chávez  zum Libyen-Konflikt und eine Kurzeinschätzung der libyschen Ereignisse.  
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Frage: In den letzten Monaten hat Libyen die anderen arabischen  Ländern aus den westlichen Schlagzeilen verdrängt. Wie sehr, denken Sie, kann  die Situation im Nachbarland Tunesien betreffen?
Antwort: die Situation in Libyen hat sich in  einen Bürgerkrieg transformiert, aber der Prozess ist damit nicht zu Ende. Im  Gegensatz zur ägyptischen Revolution, die den Tunesiern Energie einflösste,  wissen wir nicht, was in Libyen geschieht. Wir unterstützen das Verlangen des  libyschen Volkes nach einem Leben in Freiheit und Demokratie. Trotz allem sind  wir gegen jede ausländische Intervention. Ein Triumph der libyschen Revolution  könnte auch der tunesischen Rebellion nutzen, da sich so in der ganzen Region  demokratische Regimes etablieren würden. Den zwei Ländern würde es besser gehen.  In Libyen spielen einige soziale Faktoren wie die Stämme eine Rolle, die  Tunesien nicht betreffen. Dann gibt es die Bürokratie, die vom Ghadhafi-Regime  profitiert hat und die ihre Interessen verteidigt. Hinzu kommt der Despotismus  eines Regimes, das Massaker verübt hat, um an der Macht zu bleiben.
Frage: Die Analysten stimmen darin überein, dass die tunesische  Revolution eine neue Etappe in der arabischen Welt eingeläutet hat. Kann sich  diese zu einem weiteren antiimperialistischen Pol wie Lateinamerika  werden?
Antwort: Wir sind sehr interessiert an den  antiimperialistischen Prozessen in Lateinamerika. Sie stellen eine sehr wichtige  Kraft auf internationaler Ebene dar und haben unsere Völker  inspiriert.
Es stimmt, dass die Position von Hugo Chávez  nicht korrekt war, da er die legitimen Forderungen des libyschen Volkes nicht  respektiert hat. Aber dies ist ein politischer Fehler, denn es schwächt das  Image des venezolanischen Präsidenten in der arabischen Welt. Es ist  unverständlich, wie ein demokratisch gewählter Präsident einen Despoten  unterstützen kann. Als Front des 14. Januars [linkes und nationalistisches  Bündnis in Tunesien] sind wir direkt daran interessiert, von einer  antiimperialistischen Allianz zwischen der arabischen Welt und Lateinamerika zu  sprechen. Wir haben eine strategische Position und sie auch, deshalb wäre es  interessant, von so einem Bündnis zu sprechen. Dies würde erlauben die  Entwicklung revolutionärer Prozesse auf der ganzen Welt einschliesslich Europas  fördern.
 

