Venezuela: Politisches Asyl für Julián Conrado?

Freitag, 12. August 2011


Haftprüfung in Caracas. Auslieferung an Kolumbien oder Anerkennung als politischer Flüchtling. Rebell hatte Briefe aus Gefängnis geschleust

Caracas. Mehr als zwei Monate nach seiner Verhaftung wurde der als Sänger der FARC-EP bekannte Guillermo Torres alias Julián Conrado, vergangenen Freitag einem Gericht in Caracas vorgeführt, das über seine weitere Inhaftierung entscheiden wird. Gleichzeitig läuft im Justizministerium das Verfahren über das Ersuchen Conrados um politisches Asyl.
Julián Conrado war am 31. Mai 2011 von venezolanischen Sicherheitskräften nach Hinweisen des kolumbianischen Geheimdienstes in der Stadt Barinas festgenommen worden. Gegen ihn liege ein Haftbefehl der internationalen Polizeibehörde Interpol wegen Terrorismus sowie ein Auslieferungsgesuch des kolumbianischen Staates und der USA vor, so Innen- und Justizminister Tarek El Aissami damals.
Conrado war seit seiner Festnahme jeglicher Kontakt zu einem Rechtsanwalt oder Familienangehörigen verweigert worden und sein Aufenthaltsort war unbekannt. Solidaritäts- und Menschenrechtsgruppen, Künstler und die Kommunistische Partei Venezuelas hatten sich wiederholt an die venezolanische Regierung und die Öffentlichkeit mit der Forderung nach Zulassung eines Rechtsanwaltes, einem rechtmäßigen Verfahren und politischem Asyl für Conrado gewandt. Er dürfe nicht nach Kolumbien ausgeliefert werden, da ihm dort Folter und Tod drohe.
Erst am 22. Juli wurde bekannt, dass Julián Conrado seit seiner Festnahme im Sitz des militärischen Geheimdienstes DIN in Caracas gefangen gehalten wurde. Ein bolivarischer Soldat, der dort als Bewacher eingesetzt war, brachte heimlich einen Brief Conrados nach draußen, der auf dem venezolanischen Nachrichtenportal Aporrea veröffentlicht wurde. Zwei Tage später gelang es ihm, ein weiteres Schreiben an die Öffentlichkeit zu bringen, in dem Conrado um politisches Asyl in Venezuela ersucht. Er sei krank und aus Kolumbien geflohen, weil dort sein Leben bedroht sei.
Die Lateinamerikanische Stiftung für die Menschenrechte und die Soziale Entwicklung FUNDALATIN übernahm die juristische Vertretung Conrados und reichte am Samstag seinen Asylantrag auch beim Büro des Hochkomissariats der Vereinten Nationen für Flüchtlinge in Caracas ein.